Die Stimmung als solche…

…bei einer großen süddeutschen Zeitung. Mag sein, dass man das so sieht, wenn man bei einer Zeitung arbeitet. Trotzdem ist mir soviel Defätismus suspekt, vor allem, wenn ihn ein erfahrener Kollege an junge Leute weitergibt. Wundert mich langsam nicht mehr, warum ich bei vielen Aus- und Fortbildungsprojekten auf junge Leute stoße, die meinen, ihnen stünden nun 40 Jahre im Steinbruch bevor.

Ich bleibe dabei: Wer ein wenig open minded durchs Leben geht und einige überkommene Vorstellungen von Journalismus über Bord wirft, hat ale Chancen – auf etliche spannende Jahre.

Q: Wie sind die Chancen für einen Außenstehenden, in der SZ einen Artikel unterzubringen?
A: Aus meiner Erfahrung heraus sind diese mittlerweile ausgesprochen gering. Ungefragt eingeschickte Manuskripte Außenstehender werden so gut wie nie veröffentlicht. Eine Zeitung wie die Süddeutsche wird sich immer Autoren suchen, die sie kennt. Schlichtweg aus Gründen der Absicherung. Aber selbst der Zeitung bekannte freie Autoren tun sich schwer. Die noch immer nicht ganz überwundene Krise der Tageszeitungen hat Spuren hinterlassen.

Q: Welche?
A: In allen großen Tageszeitungen wurden Redakteure entlassen, die sich nun als Freie ihr Geld verdienen müssen. Darunter finden sich selbst ehemalige Ressortleiter. Diese erfahrenen Leute nehmen jenen Freien die Butter vom Brot, die noch nie irgendwo als Redakteure gearbeitet haben. Außerdem: Viele Redaktionen können gar keine Freien mehr beschäftigen, weil ihre Etats drastisch gekürzt worden sind. Folglich greifen die nur noch im äußersten Notfall auf Freie zurück.

Q: Wie wird man freier Mitarbeiter bei der SZ?
A: Meist über ein Praktikum in einer unserer Redaktionen. Oder über ein Volontariat. Vielfach werden nämlich Volontäre auch in großen Häusern nicht mehr gleich als Redakteure übernommen. Sie bekommen im besten Fall erst einmal einen Pauschalistenvertrag. Als ich in diesem Beruf angefangen habe, war das sehr viel einfacher. Ich bekam ziemlich bald nach Abschluss der Münchner Journalistenschule einen Redakteursvertrag.

Q: Haben Sie zum Schluss noch einen Tipp für Nachwuchsjournalisten zum Berufseinstieg?
A: Ich würde jedem davon abraten, diesen Beruf zu ergreifen.

Q: Wie bitte?
A: Die Berufssituation ist für Neueinsteiger inzwischen gnadenlos. Es ist schlimm, wie sich junge Leute derzeit ausbeuten lassen müssen und ausbeuten lassen. Alles in der Hoffnung, dadurch irgendwann doch noch einen Redakteursvertrag in die Hand zu bekommen. Zudem: Der Beruf bietet wenig Aufstiegsmöglichkeiten, und auf Verlegerseite gibt es unverhohlene Bestrebungen, die Gehälter immer mehr zu kürzen. Wem das nicht passt, der kann ja gehen. Es stehen Hunderte da, die den Job sofort übernehmen würden.

Q: Das klingt ziemlich verbittert.
A: Der Beruf des Journalisten ist – zumindest für die meisten – nicht unbedingt jener Traumberuf, den sich Berufseinsteiger erhoffen.

Das Interview im Wortlaut gibt es hier.

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