Vom Saulus zum Paulus und wieder zurück

(Disclaimer) Mit der Hauptperson dieses Beitrags habe ich in meinem Leben vielleicht vier Sätze gesprochen. Sie gehört also zu den Menschen, von denen man korrekterweise sagen müsste, sie zu kennen. Aber von wirklichem „Kennen“ kann keine Rede sein.

Normalerweise schreibe ich hier nur sehr selten über Personen, schon gleich gar nicht über solche, die ich kenne (siehe deswegen auch Disclaimer). Für diese Geschichte mache ich gerne eine Ausnahme…

Vor ziemlich genau einem Jahr erschien in der Münchner tz eine Geschichte über (u.a.) Bastian Schweinsteiger. Darin hieß es, Schweinsteiger und einige andere Kicker seien in einen großen Wettskandal verwickelt und würden deswegen bereits von der Polizei verhört. Die Geschichte erwies sich als heiße Luft. Noch am Abend kamen die ersten Dementi seitens der tz, man ruderte zunächst zurück und zwei Tage später widerrief man. Alles und vorbehaltslos. Mit Entschuldigung und Kniefall. Selbst für die rauen Sitten des Boulevards also ein GAU.

Als Co-Autor, Sportchef und stellv. Chefredakteur des Blattes zeichnete seinerzeit Gerald Selch verantwortlich. Die Geschichte bedeutete sein Aus bei der tz, kurz nachdem sich die Geschichte als brutale Ente entpuppt hatte, durfte Selch gehen. Im „beiderseitigen Einvernehmen“, wie es dann immer so schön heißt.

Ein paar Monate später stieß ich wieder auf den Namen Selch, diesmal allerdings nicht im Boulevard-Umfeld, sondern als Interviewer für eine völlig andere Baustelle: das SZ-Magazin. Auch am vergangenen Freitag durfte Selch dort ran, mit Interview samt Foto (Ballack und ich)…

Im Gespräch fragte der gewandelte Boulevard-Mann gar nicht mehr im Nussknacker-Stil, sondern einfühlsam folgendes:

»Lachnummer«, »Fans haben Schnauze voll«, »Ballack kaputt«, so lauten Schlagzeilen in der Bild-Zeitung. Sprechen Sie im Moment mit Leuten von Bild?

Nein.

Kann man sich das als Kapitän der Nationalmannschaft überhaupt leisten? Haben Sie nicht die Befürchtung: Ich rede nicht mit einigen Journalisten, dafür schreiben die noch schlechter über mich?

Das ist keine Befürchtung, sondern Realität. Wenn man falsch berichtet, Unwahrheiten verbreitet oder gar hetzt, dann ist es verständlich und auch legitim, dass ich mich wehre. Ich will nicht meinen Anstand verkaufen, damit mein Bild in der Öffentlichkeit so perfekt wie möglich ist.

Vielen Spielern ist dieses Bild extrem wichtig; die würden fast alles dafür tun. Und sie werden dann auch meistens besonders geliebt von den Fans.

So sieht es aus.

(…)

Wenn Ballack konsequent ist, war das für längere Zeit sein letztes Gespräch mit Gerald Selch. Heute verkündet kress ein paar Bild-Personalien, u.a. die des neuen Chefs der Hamburger Bild-Ausgabe.

Sein Name: Gerald Selch.

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