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Die Hoodie-Falle

Im Grunde war alles in einem einzigen Satz gesagt: „Sagt mehr über die FAS als über die SZ“, schrieb Dirk von Gehlen am Sonntag bei Facebook, als er offenbar gerade über einen Satz gestolpert war, der für den Medienredakteur Harald Staun aus Frankfurt in etwa das war, was für den gewesenen Deutsche-Bank-Chef Breuer diese Sache mit dem Interview über Leo Kirch war: kleiner, dummer Satz mit fataler Wirkung.

 

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Merkwürdigerweise: Ich habe mich über diesen letzten Satz (der mit dem Internetexperten) nicht aufgeregt. Nicht mal im Ansatz. Weil mich jeder andere Satz aus der FAZ/FAS eher überrascht hätte. „Sagt mehr über die FAS als über die SZ“, da hatte Dirk komplett recht. Warum also die Aufregung um die Ignoranz der FAS und warum die Verwunderung über einen Hoodie?

Zugegeben, am Anfang fand ich den darauffolgenden Candystorm, der sich über den Hoodie-tragenden Stefan Plöchinger ergoss, ganz amüsant. Aber irgendwann begann ich mich zu wundern. Über die damit verbindende Opferrolle, die wir Digitalmenschen immer noch einnehmen, wenn es um unsere Rolle in der Medienwelt geht. Und über die potentiell darin mitschwingende Larmoyanz. Da würde ich dann doch eher zu dem Selbstbewusstsein raten, von dem Plöchinger laut „Zeit“ etwas zu viel vor sich herträgt. Die Personalie Plöchinger ist umstritten – na und? Das sind, vermute ich mal, ungefähr drei Viertel aller Personalentscheidungen. Man unterstellt ihm fehlendes journalistisches Profil und spricht ihm, zumindest in der FAS, generell ab, ein richtiger Journalist zu sein? Da greift der Facebook-Eintrag von Dirk von Gehlen: Das sagt mehr über die Verfasser denn über die Lage in der SZ aus. Man kommt mit dem einhergehenden Kulturwandel nicht klar, was sich in der Diskussion um einen Kapuzenpulli manifestiert? Da haben aber ein paar Leute ein bisschen arg wenig Selbstbewusstsein. Wenn man denn dieser Hoodie-Nummer aus der „Zeit“ überhaupt Glauben schenken soll: Generell kommt mir die SZ-Chefredaktion zu intelligent vor, als dass das ein ernsthafter Punkt in der Debatte sein sollte.

Lasst sie also ruhig debattieren in der SZ und lasst sie bei der FAS glauben, Onliner seien Programmierer, die ab und an auch mal schreiben. Lasst den Plöchinger mal in die Chefredaktion aufsteigen oder auch nicht, aber behandelt das bitte wenigstens von unserer Digitaler-Seite aus als das, was es ist: ein ganz normaler Vorgang. Und steckt Plöchinger nicht in eine Falle, aus der er nicht mehr rauskommt: Wenn seine Berufung abgelehnt wird, dann wird der Hoodie als Schuldiger ausgemacht. Falls er (was man ja erwarten darf) doch in die Chefredaktion aufrückt, wird er zum Quoten-Hoodie.

Was keiner wollen kann. Weil Stefan Plöchinger ein sehr guter Journalist ist, der dann Chefredakteur wird, weil er es kann und weil es verdient hat. Dafür braucht er weder einen Kapuzenpulli noch die „Solidarität“ von Menschen, die man in manchen Fällen gar nicht haben will.

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