Es stand heute in WhatsApp…

Da haben wir uns kaum daran gewöhnt, dass „Social Media“ zu den Standards der digitalen Kommunikation gehört  – da biegt schon wieder die nächste Trendänderung um die Ecke: „Messenger“ werden die neuen Netzwerke.

messenger

Bevor es mir jemand vorhält, ich weiß natürlich, dass ich hier vor gar nicht allzu langer Zeit mal geschrieben habe, „Snapchat“ nicht sonderlich zu mögen. Aber nur weil ich es persönlich nicht so mag, ändert das nichts daran, dass ich die Potentiale solcher Plattformen schon durchaus sehe. Diese Potentiale sind so gewaltig, dass es im Nachhinein als eine ziemlich schlaue Entscheidung des Zuckerberg-Imperiums erscheint, „WhatsApp“ zu kaufen und zugleich den eigenen Facebook-Messenger ziemlich brachial und nicht immer mit den schönsten Methoden in den Markt zu drücken. Schon alleine wegen der Nutzerzahlen: „WhatsApp“ bringt es inzwischen auf eine Milliarde, der „Facebook-Messenger“ auf ebenso stolze 800 Millionen (nebenbei bemerkt ist es natürlich eher unschön, wenn fast 2 Milliarden Menschen einen ganz beträchtlichen Teil ihrer digitalen Kommunikation im Imperium des Mark Z. erledigen).

Aber es sind natürlich nicht nur die nackten Zahlen, wegen derer man das Messenger zu einem der großen Themen der digitalen Kommunikation machen muss. Vielmehr sind sie inzwischen zu Tools geworden, die weitaus mehr sind als der kostenlose SMS-Ersatz, den man anfangs in ihnen sah. Stattdessen werden sie allmählich zur zentralen Kommunikations-Zentrale auf dem zentralen Kommunikations-Gerät aller, nämlich dem Smartphone. Wenn man also so will, dann komprimieren Messenger noch einmal alles, was bisher schon erstaunlich komprimiert war. Wer einen Messenger nutzt, der braucht nichts anderes mehr. Zumindest theoretisch.

Die Smartphone-Geschichte wiederholt sich

Es wiederholt sich also gerade das, was wir beim Smartphone schon beobachten konnten: die Verdichtung einer sehr komplexen Angelegenheit auf einem einzigen Gerät. Was möglich gemacht wird durch das Thema schlechthin, das die Digitalisierung seit Anbeginn bestimmt: Konvergenz. Der Messenger kann alles sein, vom Nachrichten-Versender bis hin zur Unterhaltungsmaschine, die Videos, Fotos und Audios abspielt. Ein eigenes Internet in klein, sozusagen.

Die Messenger haben aber auch noch einen weiteren Vorteil, zumindest potentiell: Er gibt den Nutzern theoretisch wieder ein Stück Privatheit zurück. Man kann Dinge, die man in den sozialen Netzen auch schon getan hat, genauso gut im Messenger machen, muss aber nicht befürchten, dass gefühlte 100 Jahre später der Personalchef der Firma, bei der man sich gerade beworben hatte, über dieses eine, etwas ungünstige Foto stolpert. Das ist ein Aspekt, der gerade bei einem sehr jungen Publikum eine große Rolle spielt. Nicht umsonst besteht der Reiz von „Snapchat“ ja gerade darin, dass man weitaus weniger sichtbare Spuren in der digitalen Welt hinterlässt.

Was natürlich für uns Medienmenschen auch bedeutet:  So wie wir irgendwann mal alle auf das Smartphone mussten, so müssen wir jetzt auf die Messenger.  Das wird genauso wenig mit „Copy and Paste“ bestehender Inhalte funktionieren, wie es schon nicht funktioniert hat, Inhalte aus Zeitung oder Fernsehen einfach auch im Netz bereitzustellen. Und natürlich ist es – mal wieder – viel zu früh, um schon jetzt präzise sagen zu können, was bei Messenger geht und was nicht.

Ein paar Dinge lassen sich aber schon jetzt festhalten:

  • Die meisten Beispiele zeigen bisher: Nutzer wollen in ihren Messengern kein dauerndes Grundrauschen und wollen auch nicht jede Meldung aus jedem Ressort geliefert bekommen. Stattdessen funktioniert insbesondere „WhatsApp“ bisher am besten, wenn man den Dienst mit aktuellen Anlässen, Live-Events oder auch besonderen Projekten verknüpft.
  • Mehr als alle anderen Kanäle bisher haben Messenger mit User-Interaktion zu tun. Das geht bis zur 1:1-Kommunikation. Nicht immer einfach und manchmal sehr zeit- und personalaufwändig. Trotzdem aber unverzichtbar. Wer Messenger als eine Art RSS2.0 betrachtet, fliegt genauso schnell aus den Adressbüchern der User wie er reingekommen ist.
  • Das Publikum ist jung. Manchmal sogar: sehr jung. Und: Dieses junge Publikum bewegt sich gerade von den konventionellen  Netzwerken ein wenig weg. Will man also ernsthaft an ein jüngeres Publikum, sind Messenger-Dienste unverzichtbar.
  • Messenger werden zunehmend multimedial. Kurze Videos, Audios, Fotos gehören heute zum journalistischem Standard, auch wenn der Versand leider immer noch sehr umständlich ist. „WhatsApp“ beispielsweise gestattet nach wie vor den gleichzeitigen Versand von 10 Videos. Man kann sich also leicht ausrechnen, dass es bisher noch unmöglich ist, bei einem Abonnentenkreis von mehreren tausend alle Nutzer halbwegs gleichzeitig mit einem Video zu versorgen. Vom Arbeitsaufwand mal ganz abgesehen…

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Konrad Weber: Weshalb wir beim SRF WhatsApp einsetzen

Lena Alt: Wer sind die WhatsApp-User eigentlich?

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