Die fleischhauergewordene Attitüde

Vielleicht ist es ja so, dass Jan Fleischhauers Weltbild irgendwann in den 80er Jahren aufhörte, sich zu verändern. Seitdem konserviert der „Spiegel“-Redakteur seine Attidüde, die ihn als jemanden ausweist, der ziemlich gut Vorsitzender eines JU-Ortsverbandes sein könnte, möglicherweise würde er auch als JuLi durchgehen.

In jüngster Zeit hat Fleischhauer über sein Leben als ewig junger JU-Vorsitzender ein Buch geschrieben, das sich „Unter Linken“ nannte und das ich an manchen Stellen nicht unamüsant fand. Ich fand ja ebenfalls die Latzhosen-Müsli-Attitüde aus den frühen 80ern ein kleines bisschen bescheuert, was daran liegen könnte, dass ich Attitüden immer ein kleines bisschen bescheuert finde. Deswegen hat mich Fleischhauers Buch am Ende dann doch genervt, weil die Beobachtung von Attitüden etwas leidet, wenn man selbst eine fleischhauergewordene Attitüde ist. Ob jetzt Latzhose oder Sakko/Krawatte, eine Uniform ist eben eine Uniform. Und irgendwie ist es ja auch ein bisschen albern, permanent und aufdringlich rechts zu sein, nur weil man links doof findet.

Aber nachdem ich mindestens der zweittoleranteste Mensch der Welt bin: bitte sehr, dachte ich mir, soll er doch, es darf  ja am Ende doch jeder glauben was er will. Neuerdings aber schreibt Fleischhauer wöchentlich Kolumnen bei „Spiegel Online“, die unter dem gewollt selbstironischen Titel „Der schwarze Kanal“ erscheinen. Im Kern geht es darum, dass Fleischhauer schwarz ist und jede andere Farbtönung kategorisch ablehnt. Der zweite kleine Kern ist, dass Fleischhauer sich gerne einen Hauch von politischer Unkorrektheit und Provokation geben will. Letzteres scheitert meistens daran, dass seine Kolumnen ziemlich vorhersehbar und insofern meistens so spannend wie ein Bon-Jovi-Album sind. Vermutlich ist das der Grund, warum Fleischhauer sehr bemüht ist, ein bisschen krawallig rüberzukommen. Unlängst behauptete er beispielsweise, dass die Aufregung um die Vorgänge auf der „Gorch Fock“ auch nur von diesem linken Gesocks kommen könne und dass die Bundeswehr eben kein Ponyhof sei. Erst dachte ich, ich müsste mich aufregen. Danach schaute ich mir ein Foto Fleischhauers an, stellte mir den Mann in einer Bundeswehr-Uniform vor, musste dann laut lachen und ignorierte den Unsinn einfach.

Möglicherweise ist die Tatsache, dass sich niemand so richtig über ihn aufregen will, auch der Grund, warum er heute in seiner Kolumne tatsächlich über jedes Ziel hinausgeschossen ist und sich heute schon den Titel „Widerlichster Text des Jahres 2011“ gesichert hat. Fleischhauer echauffiert sich über die Anti-Atom-Bewegung in Deutschland und lässt nebenher erst einmal wissen, was er von einer apokalyptischen Katastrophe in Japan hält. Die Tatsache, dass dort in drei Reaktoren eine Kernschmelze entweder bevorsteht oder schon stattfindet, nennt er einen „brennenden Reaktor in der japanischen Provinz“. Sieht man davon ab, dass es schon ein bisschen mehr als ein „brennender Reaktor“ ist, offenbart ein solcher Satz einen Zynismus und ein Weltbild, das man mit einigem Recht als ekelhaft bezeichnen kann: Wenn die Kernschmelze also rund 10.000 km entfernt staffindet, ist es ja wurscht? Und dass Tokio als Viel-Millionen-Metropole gerade mal 250 km entfernt liegt, so genau muss man es ja nicht nehmen, sind ja eh nur Asiaten? Man wünscht dem schwarzen Fleischhauer dann mal eine ordentliche radioaktive Wolke über dem Haus oder ein atomares Endlager vor den bürgerlichen Garten, muss aber doch befürchten, dass Fleischhauer sich in angemessener Zerfallszeit zum engagierten Vorsitzenden einer Bürgerinitiative wandeln würde.

Aber auch mögliche Besorgnisse hierzulande sind für den „Spiegel“-Redakteur nicht sehr viel mehr als intellektueller Fallout:

„Der Apokalyptiker, der stets mit dem Schlimmsten rechnet, braucht hin und wieder den Beweis, dass er mit seiner Weltsicht richtig liegt, sonst ergeht es ihm am Ende wie den Zeugen Jehovas, die den Tag des Jüngsten Gerichts schon dreimal verschieben mussten, weil er sich bislang einfach nicht einstellen wollte.“

Und schließlich, so fabuliert Fleischhauer weiter, werde der kleine Zwischenfall in Japan von diesen Apokalyptikern in Latzhose lediglich ausgenutzt, um politisch ein bisschen Stimmung zu machen – und vor allem, um Mappus, den Bedauernswerten, wegzubringen. Nach Fleischhauers Logik geht das so: Wenn man es schon mit Stuttgart 21 nicht geschafft hat, dann doch wenigstens mit einem brennenden Reaktor in der „japanischen Provinz“.

Natürlich bemerkt der scharfsinnige Fleischhauer bei Twitter auch, dass die Anti-Atom-Bewegung irgendwie hauptsächlich aus Langhaarigen besteht und schließlich auch noch das Folgende:

Das also ist die schöne, einfache Welt des Jan F.: Ist ja nur ein kleines Atomkraftwerk, das in Japan brennt, die Katastrophenmeldungen werden „jubilierend“ vorgetragen – und insgeheim freuen sich die Latzhosenträger, dass sie es ja immer schon gewusst haben.

Und Neger essen Kinder. Mit Senf.

Dieser Beitrag hat 7 Kommentare

  1. Glamypunk

    Guter Artikel, fragt sich nur, ob diese dauerpubertierende Hassschleuder überhaupt eine inhaltiche Auseinandersetzung auf diesem Niveau wert ist. Wichtiger wäre es, mal mit ihm in Therapiesitzungen herauszuarbeiten, was da in seiner Jugend oder Kindheit schief gelaufen ist.

  2. Chat Atkins

    Der Mann arbeitet sich noch immer an Mutti und Pappi ab. Und wenn die Latzhosen trugen, dann trägt er noch immer ein Lätzchen. Er ist daher ein besonders verrannter Fall für eine Familientherapie, aber nicht für eine Redaktion, die auf diesen Namen Anspruch erhebt …

  3. martin mas_paint

    Jan Fleischhauer,
    … bestaetigt mit ’schoener‘ Regelmaessigkeit in seinen Publikationen und seiner TV-Praesenz das Geburtsfehler mit zunehmendem Alter nicht korrigierbar sind. Sinnentleerte Scheisse scheint immer wieder eine Luecke zu finden in die sie hinneinstoesst. Fleischhauer Absonderungen erreichen nicht ‚mal das Niveau des Bayernkuriers.

  4. silversurfer

    Wie überaus richtig und notwendig es ist, wenn Jan Fleischhauer die allfällige Hybris unter Linken vorführt und ihrer verdienten Lächerlichkeit preisgibt, zeigen die drei „Wortmeldungen“ vor mir, die genau das tun, was sie Fleischhauer vorwerfen: Sie lassen jegliches Niveau vermissen und sind mit dem Prädikat Gülle nur unzureichend beschrieben.

    Aber klar: Wer sich im Besitz der absoluten Wahrheit wähnt, dem ist natürlich alles erlaubt – sogar Andersdenkenden nach bester Stasi-Manier Therapiebedürftigkeit zu attestieren.

    Und so kann die Frage nur zurückgegeben werden: Was ist denn eigentlich in Ihrer Kindheit schief gelaufen, meine Herren?

  5. RaHo

    Das ist das Schlimme an diesen Blogs. Inkriminierte Exkremente dürfen reagieren. Da kommt mir’s hoch. Da wird mir mit einem Mal die Stasi sympathisch.

  6. Chat Atkins

    Och, bester Silversurfer, wir haben unser Niveau nur demjenigen Fleischhauers versuchsweise angeglichen. Dass der Mann die Verletzungen seiner Kindheit nie wirklich überwunden hat, ist doch wirklich offensichtlich; er hat sogar seinen literarischen ‚Ruhm‘ darauf gegründet, geradezu ein Lebensprogramm daraus gestrickt. Ausnahmslos führt er alle negativen Ereignisse seines infantilen Lebens auf eine einzige Ursache zurück: Klopapier alle – da kann mal sehen, die Linken! Handy-Akku leer – da kann mal sehen, die Linken!

    @Raho: Was, um Gottes willen, sind „inkriminierte Exkremente“ – und mit welchen Substanzen „reagieren“ die? Auf Aufklärung harrend …

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