Die britische Tageszeitung “The Guardian” bringt es seit diesem Jahr auf 50 Newsletter, die sie Woche für Woche publiziert. Falls Sie jetzt denken: das ist aber viel – ja, das ist es. Aber ungewöhnlich sind solche Zahlen nicht mehr, aus ziemlich guten Gründen. Einer davon ist eine beispielhafte Content-Strategie. Read More
Ich habe es nicht nachgezählt, bin aber sicher: Auch große deutsche Blätter kommen inzwischen oft mühelos auf eine zweistellige Zahl von Newslettern. Zu ungefähr allem möglichem, sogar zu den Dingen, die man von ihnen auf den ersten Blick gar nicht erwarten würde.
Das ist aus einer ganzen Reihe von Gründen ziemlich schlau. Nicht nur deswegen, weil Newsletter en vogue und ausgesprochen angenehm zu konsumieren sind (mehr dazu hatte ich schon mal hier geschrieben).
Sondern auch, weil sie ein altes strategisches Dilemma von großen Medien auflösen. Mit Newslettern kannst du jede noch so kleine Zielgruppe, jedes noch so winzige Nischenthema erwischen. Weil das Argument “Das will doch keiner lesen” oder “Dafür haben wir keinen Platz” obsolet ist. Stattdessen lässt sich zu allem und jedem ein Newsletter machen, was auch dadurch begünstigt wird, dass der technische und zeitliche Aufwand für einen Newsletter überschaubar ist, zumindest gemessen an einer Zeitung oder einer Sendung oder auch einer Webseite.
Newsletter und Podcasts – nichts könnte für eine Strategie zeitgemäßer sein
Der Newsletter ist das Ding, in dem alles gebündelt ist. Die gesamte Medienlandschaft unserer Zeit. Die Fragmentierung der Märkte und der Zielgruppen, die dadurch immer größere Notwendigkeit zur Personalisierung. Sehr viel personalisierter als mit einem großen Newsletter-Portfolio kann man seine User kaum mehr erreichen. Was vor allem angesichts der immer noch vergleichsweise bescheidenen Resultate bei der datenbasierten Personalisierung ein nicht zu unterschätzender Vorteil ist. Wer einmal die gelegentlich absurden Jobempfehlungen bei LinkedIn oder “Das könnte Sie auch interessieren”-Hinweise an anderer Stelle gelesen hat, der weiß, was ich meine. Newsletter dagegen: werden proaktiv bestellt, können jederzeit wieder gekündigt werden. Man darf also davon ausgehen, dass diejenigen, die einen Newsletter abonniert haben, sich auch für das Thema interessieren. Was man als Autor eines Newsletters dann daraus macht, steht wieder auf einem ganz anderen Blatt.
Wenn man das ein wenig weiterdenkt, kommt man schnell zu den essentiellen Bestandteilen dessen, wie man eine gute Content-Strategie zusammenstellt. Man braucht:
personalisierten, mobil nutzbaren, schnell aktualisierbaren Content (also: Newsletter)
ein gutes Audio-Format (Podcasts, wer hätte das gedacht?)
Präsenz in den diversen Netzwerken
und einen Content-Hub, auf dem sich zentral alle Inhalte wiederfinden.
Alles andere? Wahlweise Luxus. Oder verzichtbar. Oder je nach Bedarf einsetzbar.
Ich bin trotzdem gespannt darauf, wie konsequent diese vergleichsweise simple Erkenntnis umgesetzt wird. Bis Menschen, die sich um Netz und Social Media kümmern, zum akzeptierten Standard wurden, hat es ein wenig gedauert. Mal schauen, ob das bei Podcast-Managern und Newsletter-Editoren ein ähnlich langes Schauspiel wird.
Irgendwann, gefühlt vor Dekaden, habe ich mal gelernt: Haltung hat in Medien und Kommunikation nicht zu suchen, speziell im Journalismus nicht. Und auch, wenn das inzwischen viele andere sehen, sollte man dabei bleiben: Meinung gerne, Haltung nein. Read More
In der neuen Ausgabe des “Journalist” (für alle, die das nicht kennen, was man ja nicht zwingend muss: Das ist die Mitgliederzeitschrift des Deutschen Journalistenverbandes) liegt zumindest in Bayern ein DIN-A-4 großer 16-Seiter bei. Kunde des “Journalist”, der sich ab und an aus Gründen der Geschlechtergerechtigkeit auch “Journalistin” nennt, ist die Medien Bayern GmbH. Die wiederum ist die nach eigener Beschreibung “neue Dachgesellschaft” für den Medienstandort Bayern und u.a. auch Veranstalter der Medientage München. Außerdem ist sie eine Tochtergesellschaft der BLM, das sind die bayerischen Medienaufseher. Finanziell gefördert wird sie zudem von der Bayerischen Staatskanzlei.
Dieses staatlich bezuschusste Tochterunternehmen der bayerischen Medienaufseher jedenfalls hat jetzt einen 16-Seiter produziert und dem “Journalist” beigelegt. Das Thema des Heftchens: “HALTUNG BITTE!” (Das steht da ernsthaft so).
Und damit es erst gar keinen Zweifel gibt, wo es langgeht, heißt es gleich im ersten Satz des Heftes:
“Angesichts globaler Krisen, des Strebens nach Gleichberechtigung und mehr Diversität rückt Neutralität in der Medienbranche ins Abseits.”
Den Satz muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. “Neutralität rückt ins Abseits”, da stellt man mal eben alles auf den Kopf, was über viele Jahrzehnte ein ziemlich eisernes Prinzip des Journalismus war. Und nein, das ist kein Missverständnis, keine gewagte Interpretation. Stattdessen heißt es weiter:
“Meinungen lösen sich aus der Kommentar-Rubrik, Formate mit klarer Haltung boomen.”
Es geht nicht um eine Haltung – es geht um die richtige Haltung
Dabei geht man vermutlich nicht zu weit, wenn man festhält: Es geht den staatlich subventionierten bayerischen Medienmachern nicht darum, dass Medien irgendeine Haltung haben. Sondern die richtige Haltung. Siehe die Beschreibung oben: mehr Gleichberechtigung, mehr Diversität, you name it.
Man darf also mal davon ausgehen, dass ein stramm rechtes Blatt wie “Tichys Einblick” vermutlich keine Chance hätte, sich darauf zu berufen, einfach nur Haltung zu zeigen. Und weil man bei sowas ja heutzutage sehr vorsichtig sein muss, der klare Hinweis: Ich hege keinerlei Sympathie für Tichy. Ich staune trotzdem, wie zügig es geht, dass Medienmenschen (m/w/d) für sich beanspruchen, die richtige Haltung einzunehmen. Dieses verblüffende Sendungs- und Selbstbewusstsein reicht dafür aus, mal eben ein Heft zu produzieren, in dem eine Art Gebrauchsanweisung für ordentliches Benehmen geliefert wird.
Auch dafür gibt es Gründe. Beispielsweise den hier:
“Der Mensch braucht mehr statt harte Fakten, er braucht ein Narrativ.”
Auch das ein O-Ton aus diesem Heft, auch das einer, den man sich erstmal auf der Zunge zergehen lassen muss. Journalisten und Medienmacher als diejenigen, die den Usern zu den Falten gleich noch das passende “Narrativ” dazu liefern? Ich weiß nicht, was das sein soll, aber Journalismus würde ich das nicht nennen. Bisher bin ich eher davon ausgegangen, dass der Begriff “Narrativ” in die Kategorie des Business-Bullshit-Bingo gehört, aber ok…
Davon ab: Braucht der Mensch das wirklich? Natürlich nicht. Schon alleine deswegen nicht, weil sich “ein Narrativ brauchen” so verflixt nach “ein bisschen Erziehung brauchen” anhört. Und was bedeutet das in der Konsequenz? Dass Medien fortan dafür zuständig sind, den Menschen die “Narrative” zu liefern, die sich “brauchen”? Zu Ende gedacht könnte man so auch Propaganda nicht nur rechtfertigen, sondern sie für dringend nötig erklären.
Haltung ist inzwischen zum trendy Hashtag-Irgendwas verkommen
In den allermeisten Fällen interessieren mich die “Haltungen” von Medien und Unternehmen nicht sonderlich. Weil ich sie ohnehin kenne, weil sie mich weder überraschen und inspirieren. Und weil sie in vielen Fällen so erwartbar und platt sind. Hätte mich jemand gebeten, mal blind zu raten, was in dem kleinen Medientage-Heftchen wohl drin steht, ich hätte vermutlich exakt diesen Verlauf prognostiziert. Irgendwas mit viel Diversity und Achtsamkeit und noch ein paar andere Buzzwords. Und dass Aldi und Douglas und andere plötzlich die Nachhaltigkeit für sich entdeckt haben, das ist eher dem Image als wirklicher Überzeugung geschuldet. Glaube ich denen das? Um ehrlich zu sein: kein Wort. Aber auch das Geizkragen-Unternehmen Aldi weiß, dass man inzwischen nicht mehr allzu sehr Werbung mit Billigpreisen machen sollte. Stattdessen stellt man sich als irgendwie nachhaltig, tier- und klimafreundlich hin und faselt irgendwas mit Purpose. Haltung ist inzwischen zum trendy Hashtag-Irgendwas verkommen.
Ich dachte im Übrigen bisher immer, dass bestimmte Sachen keine „Haltung“, sondern eine Selbstverständlichkeit für jeden halbwegs humanistischen Menschen sind: dass man niemanden wegen seiner Hautfarbe, seiner sexuellen Orientierung, seines Geschlechts wegen diskriminiert. Dass man das inzwischen zum Gegenstand von Werbung für Slipeinlagen und Schokokekse macht, kommt mir ein kleines bisschen lächerlich und moralinübersäuert vor.
Kleiner Einschub: Ich habe die Tage einen Artikel gelesen, in der eine PR-Frau unter der sagenhaft einfallslosen Überschrift “Purpose is King” schrieb, sie arbeite nicht des Geldes, sondern des Purpose wegen. Selbstverständlich glaube ich ihr das auch beinahe, trotzdem bin ich etwas irritiert, weil angesichts der jetzigen Lage die Welt vor der endgültigen Erlösung stehen müsste: Fast alle sind nachhaltig, arbeiten für Sinn statt für Geld, das Klima müsste demnach bald gerettet sein und alles andere auch. Außerdem sind wir divers und inklusiv. Gut, es gibt einen Krieg, eine Pandemie und noch ein paar andere Kleinigkeiten, aber wird denn pingelig sein? Wenn man stattdessen auch was Nettes, Gefühliges erzählen kann, wogegen ja kein Mensche ernsthaft etwas einwenden kann. Wer gegen Nachhaltigkeit, Purpose und Haltung ist, bringt auch Hunde-Welpen um.
Noch ein kurzer Einschub: Ausgerechnet im Journalist, in dem es vor Gender, New Work und Purpose nur so wimmelt, ausgerechnet dort also beklagt Michel Abdollahi, Gründer des Online-Kanals “Viertes Deutsches Fernsehen” das Fehler (junger) konservativer Stimmer im öffentlich-rechtlichen Sendeapparat, insbesondere bei Funk. Er selber hat es auf seinem Kanal auch versucht, irgendwas außerhalb der links-grünen Bubble zu installieren. Keine Chance, wie er einräumt. Man muss nicht mal selbst konservativ sein, um ihm Recht zu geben. Medien und Kommunikation, das ist heute ein erstaunlich denkfauler Betrieb, in dem du für einen Beitrag bei, sagen wir, LinkedIn, tausende Likes dafür bekommst, wenn du wie ein Schreibroboter die Begriffe Purpose, Diversity und noch irgendwas anderes Gefühliges gut verteilst. Umgekehrt ist dir der entrüstete Shitstorm fast sicher, wenn du vorsichtig anmerkst, dass es sich in vielen Fällen um ziemlich lahme Phrasenrescherei handelt.
Übrigens zeigen neuerdings auch die Hersteller von stark gezuckerten und eher ungesunden Keksen sowas wie “Haltung”. Andere, große Firmen auch, nur nicht überall. Dass man etwas riskieren würde, soweit reichen dann Gratismut und Haltung doch nicht. Wie sagt man so schön? Talk is cheap. Pridefarben zu zeigen, wo es komplett risikolos ist und man dafür ein paar Follower und Likes abgreifen kann, das ist cheap. Aber Haltung und Humanismus nennt man sowas besser nicht.
Zurück zum Haltungs-Heft der Medienbayern. Mit der Haltung, der richtigen, geht es dann auch immer weiter im Text.
Müssen Medienschaffende anders denken? (Seite 3).
Spoiler: Wir sind auf einem guten Weg, aber manchmal tarnt sich Rassismus auch als Religionskritik.
Interviewpartnerinnen sind zwei Vertreterinnen des Vereins “Neue deutsche Medienmacher*innen”. Der Verein hat übrigens 2021 seinen Anti-Preis “Goldene Kartoffel” an die “unterirdische Debatte über Identitätspolitik” verliehen. Was konsequent und vielsagend ist. Man bewertet eine Debatte als solche mal eben als unterirdisch, weil sie einem nicht passt. Das muss diese Haltung sein, von der man neuerdings so viel hört. Die Debatte selbst wird von der Jury als “neurechtes Geschwafel” abgetan.
Und weiter geht es.
“Wie kann ein Medienkonzern Haltung zeigen?” (Seite 4)
“Was sind die wichtigsten Aufgaben einer Diversity-Beauftragten?” (Seite 5)
“Menschen brauchen Narrative” (Seite 8)
Und schließlich, im Grunde konsequent:
“Who to follow”, Seiten 12 und 13, der Guide zu den Accounts, die Haltung zeigen.
Noch mehr davon?
“Du willst noch weitere Media Heroes aus der Bayerischen Medienbranche entdecken? Bei uns findest du sie alle. Lerne mutige Vordenker:innern und Kreativköpfe kennen”.
So ist das also mit den sendungs- und haltungsbewussten Medienmachern in Bayern. Wer ein “Hero” ist, definiert eine Tochter der BLM. Allen anderen, die da nicht drin sind – denen fehlt es dann wohl, ja genau, an Haltung.
Träumen Sie gerade von einem Treffen mit anderen im Metaversum? Wünschen Sie sich Second Life zurück? Nein, etwa nicht? Dann haben Sie sicher auch eine Ahnung, warum VR und AR immer noch auf den großen Durchbruch warten, der möglicherweise nie kommt. Zumindest nicht so, wie ihn sich Meta und Co. vorstellen. Read More
Vor ein paar Jahren habe ich mir im Blog regelmäßig kurz vor Beginn eines neuen Jahres Gedanken über die kommenden Trends gemacht (das habe ich irgendwann aufgehört, weil es alle gemacht haben). An eine dieser Trend-Prophezeiungen erinnere ich mich besonders gut – weil es um etwas ging, was ich ausdrücklich nicht in meine Liste aufgenommen hatte.
Es ging um das Thema Virtual Reality bzw. Augmented Reality. Eine damals noch halbwegs junge Dame, damals wie heute hauptberuflich zuständig für das Erkennen und Vermitteln von Medientrends, ließ mich in einem Kommentar wissen, ich habe das Thema VR/AR wohl “vergessen”, zwinkersmiley. Hatte ich nicht, ich glaubte einfach nicht daran.
Sagen wollte die Dame damit vermutlich, dass ich vom Thema leider keinerlei Ahnung habe. Falls Sie sich übrigens wundern: Das war irgendwann in der Mitte des nunmehr auch schon wieder länger zurückliegenden letzten Jahrzehnts, damals kam es ab und an noch vor, dass jemand einen Kommentar in einem Blog hinterließ. Heute würde daraus ein Twitter-Thread. Oder eine Umfrage bei LinkedIn. Ist AR die Zukunft? Ja, ja, ganz sicher, Selbstverständlich, sowas von verdient.
Sorry fürs Abschweifen und zurück zum Thema.
Ich weiß nicht, wie lange es her ist, dass ziemlich viele Menschen, die hauptberuflich zuständig für das Erkennen und Vermitteln von Medientrends sind, VR und AR und alles Artverwandte wie beispielsweise ein Metaversum nicht auf die Liste der kommenden Top-Trends gepackt hätten. Jedes Jahr das gleiche, erstaunliche Spiel: VR und AR (und das Metaverse) stünden demnächst vor ihrem endgültigen Durchbruch. Weil die Hardware besser wird, weil es endlich Anwendungen dafür gibt, weil die Menschheit darauf wartet. Das klappt dann aber doch nicht und wird auf das kommende Jahr verschoben oder auf das darauf. Erstaunlich, dass sich diese Geschichte so hartnäckig hält.
Nett, aber nicht wow. Kann man haben, muss man nicht.
Erstaunlich auch deshalb, weil sie von einer Annahme ausgeht, die man zumindest bezweifeln kann. Nämlich die, dass die Nutzer nur darauf warten, dass es endlich den Durchbruch von VR und AR gibt. Dabei könnte man mit gutem Gewissen sagen: Nein, genau das tun sie nicht. Und wer sich in den vergangenen 20 Jahren mit den immer wieder auftauchenden Brillen, Boxen, Schachteln, Second Lifes und Metaversen beschäftigt hat, der sieht auch schnell, warum das so ist: Bisher waren die Anwendungen klassisches Nice to have. Nett, manchmal sogar erstaunlich gut. Aber nichts, was einen Wow-Effekt auslöst. Dieses Gefühl: Das muss ich haben, jetzt sofort!
Kleiner Schlenker: Bis 2026 sollen weltweit ca. 50 Millionen Brillen verkauft werden. Nochmal zum Zungeschnalzen: 50 Millionen. Weltweit. Zum Vergleich: 60 Millionen Smartphones gibt es alleine in Deutschland. Allzu viel Euphorie herrscht in diesem Markt also mal nicht.
Erinnert sich noch jemand an 3D-Kino? Vermutlich aus dem selben Grund nicht: Interessant, sich das mal anzuschauen, aber man fand es dann wieder völlig ok, den guten, alten 2-D-Film zu sehen. Die Wellen solcher Spielereien kamen immer wieder (und genauso schnell waren sie dann auch wieder weg).
Die Leute hatten nicht mal Lust, sich kostenlose Papp-Brillen aufzusetzen. Und jetzt sollen sie mehrere Hundert Euro ausgeben, um bei einer Spielerei dabei zu sein, deren Wert sie noch nicht ganz verstehen, wenn sie nicht gerade Hardcore-Gamer sind?
Oder Second Life: Kam ganz schnell, ging noch schneller, so wie alle klassischen Hypes. Und, noch so ein klassischer Hype-Indikator: Second Life verschwand auch deswegen wieder so schnell, weil niemand so recht den eigentlichen Mehrwert erklären konnte.
Pokemon Go: sollte unsere Wahrnehmung der Realität ändern und den Weg in die Zukunft der VR ebnen. Spielt das noch jemand? Falls nein, gilt auch hier die Hype-Beschreibung.
Google Glass: nie an den Start gegangen, wer will sich schon als “Glasshole” beschimpfen lassen?
VR-Brillen aller Art: gerne, wenn Sie ein knappes Kilo Gewicht am Kopf rumschleppen und dafür ein paar hundert Euro zahlen wollen.
Aber, mögen Sie einwenden, da ist doch noch die Sache mit Apple. Die wollen doch immer noch was mit Brille und Headset machen. Und wenn die schon dran glauben…
Mag sein, aber erstens: Für vergangenen Dienstag rechnete die halbe Welt mit irgendwas Neuem zu Apple und VR. Gezeigt und gesagt wurde: exakt nichts. Jetzt, so heißt es, sei mit einer Veröffentlichung im zweiten Halbjahr 2023 zu rechnen. Begeisterung klingt anders (und Marktreife auch).
Intern, so heißt es, habe es bei Apple schon vor Jahren Zweifel am Sinn solcher Headsets gegeben. Zu klobig, Menschen seien darunter isoliert, irgendeine gemeinsame Nutzererfahrung, eine Interaktion mit anderen per se undenkbar. Und außerdem sieht man bekloppt aus damit.
Man darf übrigens gerade letzteres nicht unterschätzen. Speziell Apple hat immer den Wert der Optik erkannt. Die AirPods mögen nicht die besten Kopfhörer des Planeten sein, gelten aber inzwischen als trendiges Lifestyle-Accessoire. Und eine Watch ist ebenso etwas, was man gerne herzeigt. Und das iPhone ist die Mutter des Lifestyles. Nicht mal Apple würde ernsthaft abstreiten, dass es nicht Handys gäbe, die dem iPhone ebenbürtig oder überlegen sind. Aber es sind halt keine iPhones.
Kann sich jemand ein Headset als chices Lifestyle-Tool vorstellen? Würden Sie damit auf die Straße gehen wollen?
Trotzdem wetten anscheinend viele, vor allem Mr. Zuckerberg darauf, dass eine Kombination aus VR und AR die nächste große Phase des Internets sein wird. Apple, Meta, Microsoft und Snap glauben daran, dass wir das physische und das digitale Leben verschmelzen. (Sie und Mark Zuckerberg können das Metaversum nennen, ich nicht.) De Idee wirkt noch kurioser angesichts dessen, dass viele Menschen nach über zwei Jahren schon blitzartige Abneigung gegenüber einem Zoom-Meeting entwickeln.
Und der Effekt der großen virtuellen ABBA-Show in London ist ausschließlich der, dass man sich nochmal in eine Zeit zurückbeamen kann, die es mal gab und die nie wieder kommen wird. Eine Art Kino. Ein Einmal-Effekt, ein Konzert bleibt weiter ein Konzert (ich war letzte Woche bei den Stones, ich weiß, wovon ich rede).
Der Vorläufer von VR: das “interaktive” Fernsehen
Das alles ist ein bisschen so wie das interaktive Fernsehen, an das die Branche dreI Jahrzehnte lang geglaubt hat, mal mehr, mal weniger. Weil man dachte, die Zuschauer würden danach gieren, in die Handlung eines Films einzugreifen, während des Krimis noch Zusatzinformationen zu bekommen oder sich die Hose zu kaufen, die Julia Roberts gerade in Pretty Woman trägt. Es gab sogar mal Monster-Strategen die ernsthaft an ein Fußballspiel mit weltbekannten Teams dachten, bei dem der Zuschauer per Voting die Ein- und Auswechslungen bestimmt. Wollten Sie nicht, wie man heute weiß. Vermutlich auch deswegen, weil das keinerlei Sinn ergeben hätte.
Falls Sie jetzt lachen: Doch, daran hat man wirklich mal geglaubt. Nicht in kleinen Hinterhof-Klitschen, sondern in riesigen Konzernen, die für solche Spielereien sogar mal eigene Firmen wie Kirch New Media oder die Bertelsmann Broadband Group gründeten. Würde heute jemand RTL vorschlagen, man könne eine Technologie entwickeln, mit der Menschen direkt das Zeug aus einem Film shoppen sollen, er würde die gleichen Blicke ernten wie jemand, der bei Google die Entwicklung einer AR-Brille anregt.
Verblüffend, nicht wahr? Manchmal setzen sich Konzerne irgendwas in den Kopf, nachgewiesenermaßen nicht sonderlich kluge Ideen, die auf dem Reißbrett entstehen. Und von denen man glaubt, man müsse den Leuten nur deutlich klar machen, wie toll die Idee ist.
Dabei sind Menschen gar nicht so kompliziert gestrickt. Sie finden Fernsehen, so wie es ist, immer noch gut. Sie wollen auf ihrer Couch liegen und schauen, manchmal ist es wirklich so einfach, auch wenn damals irgendwelche Berater so schöne Begriffe wie “Lean Back” und “Lean Forward”-Modus beim Fernsehen erfanden. Lean Forward beim Fernsehen? Lustige Idee. Man lehnt sich höchstens nach vorne, um die Fernbedienung zu holen. Und hey, das Ding, was gerade enorm boomt, sind: Podcasts. MP3-Dateien auf dem Handy, so einfach.
Umgekehrt wird ein Schuh draus. Nicht also auf den Harvard-Absolventen oder den Ex-BCG-Mann mit seinen Powerpoints und seinem Wortgeklingel hören. Sondern auf, so simpel, das, was der Konsument sagt. Erschließt sich ihm der Nutzen einer Technologie, eines Produkts? Beim Smartphone: ja klar, sofort zu verstehen. Bei den AirPods: großartig, endlich keine Kabel mehr.
Und jetzt kommen Sie: Was genau ist der Mehrwert eines (nennen wir es ausnahmsweise mal so) Metaversums?
Analog oder doch lieber digital, linear oder on demand? Solche Debatten sind unsinnig, wir haben sie viel zu lange geführt. Das Medium der Zukunft ist eine Plattform, für alle und alles. Read More
Irgendwann mal ersetzen neue Medien alles. Und die alte Theorie, dass noch nie ein Medium durch ein anderes komplett abgelöst wurde, die kann man auch vergessen. Weil: Das Internet macht alles neu.
Es waren nicht ganz wenige Menschen, die an diese Theorie in den vergangenen Jahren geglaubt haben. Ich habe auch dazu gehört, weil der Gedanke so bestechend klar schien: Wer braucht noch eine gedruckte Zeitung, wenn er sie digital lesen kann? Warum Fernsehen, wenn es Streaming gibt, warum Musik auf Datenträgern im Zeitalter von Spotify? Und ersetzt dieses Spotify genau genommen nicht auch das gute, alte Radio?
Angekommen im Jahr 2022 und weil wir gerade von Spotify und Netflix reden: Nein, so einfach ist das nicht. Zumindest nicht, wenn man sich vorstellt, dass das eine einfach das andere überflüssig machen würde. Wenn irgendwann mal Netflix und Spotify Radio und TV zu starke Konkurrenz sein sollten, dann nicht, weil niemand mehr lineare Programme haben will. Im Gegenteil: Wenn, dann deswegen, weil sich die Streaming-Dienste noch eine lineare Variante verpassen.
Video, Audio, egal: Aus dem Streamingdienst wird eine Plattform
In dieser Woche habe ich zu diesem Thema zwei Geschichten gelesen, die zeigen, wo es lang geht. Die erste:
Spotify verpasst sich selbst eine deutlich stärkere Live-Komponente. Und das ist – genau: nichts anderes, als ein Schritt zu klassisch linearem Programm. Bisher dachten wir ja alle, dass die Themen live und linear zwangsweise Radio und TV vorbehalten seien. Aber spätestens seit dem Clubhouse- und Livestream-Boom der Pandemie wissen wir, was ohnehin offenkundig gewesen wäre. Natürlich kann man live und linear auch über einen Streaming-Dienst machen. Spotify ist also auf dem Weg zu einer Art Radio der Zukunft: eine Audio-Plattform, die alles sein kann, Musikstreaming, Podcast-Anbieter, Hörbuch-Bibliothek und jetzt eben auch Liveprogramm. Vergesst also den Gedanken, dass es sich bei Spotify und anderen nur um Musikabrufdienste handelt. Wäre ich Radio-Manager, würde ich weitaus mehr Spotify im Auge behalten als irgendein Konkurrenzprogramm, das eventuell bei den Verehrsmeldungen immer einen Tick schneller ist. Radio der Zukunft – das ist eine Audio-Plattform. Mit dem besten aus beiden Welten.
Geschichte Nummer 2:
Netflix verpasst sich, guess what, eine Live-Komponente, zum allerersten Mal. Noch ist das kein klassisches lineares Programm, aber in den Markt ist ja beispielsweise Amazon Prime mit seinen Fußball-Übertragungen schon eingestiegen. Um nicht den kompletten oberen Absatz zu wiederholen: Streaming wird künftig mehr sein als eine Online-Videothek, wie man das in den Anfangsjahren ja gerne mal nannte. Es wird sich dem klassischen TV über kurz oder lang annähern, so wie es umgekehrt das klassische TV ja auch macht. Mediatheken, ein sehr biederdeutsches Wort übrigens, sind nichts anderes als Streaming. Was wir heute also noch fein säuberlich trennen zwischen TV und Streaming, das werden künftig Bewegtbild-Plattformen sein, irgendwo im digitalen Raum.
Netflix will übrigens auch noch eine werbefinanzierte und kostenlose Variante einführen. Das mag man für eine gute oder auch schlechte Idee halten, tatsächlich aber nähert sich der Streaming-Riese damit auch in Sachen Geschäftsmodell dem linearen TV an. Die Idee ist: Plattform. Nicht VoD.
Die alten Ideen sind nicht tot, sie werden nur in die digitale Zeit übersetzt
Das ist ein Phänomen, das sich über alle Mediengattungen hinweg verfolgen lässt. Die Idee einer Tageszeitung beispielsweise ist nicht tot, nur weil sie künftig weniger gedruckt, denn irgendwie digital erscheint. Sie lebt deswegen, weil der Gedanke, dass man irgendwann mal, zu einem fixen Zeitpunkt des Tages (oder auch der Woche) eine Zusammenfassung, einen Stand der Dinge zu bekommen, immer noch relevant ist. Momentan, im Zeitalter der Ticker, der Breaking News und der reißenden Social-Media-Ströme, umso mehr. Einmal am Tag die Zeitung, die Nachrichten, einmal die Woche der Überblick, das ist immer noch eine gute Idee. Das muss man nicht mehr drucken, man muss es nicht mal mehr aufschreiben.
Mein Lieblingsbeispiel ist immer noch das großartige Rolemodel der New York Times, deren größter Erfolgsgarant neben vielen anderen immer noch ist, dass sie eine grundlegende Sache dort kapiert haben: Die Idee der hochwertig aufbereiteten und regelmäßig erscheinenden Information ist immer noch da und sie wird es auch bleiben. Nur muss es nicht mehr Papier sein. Die NYT setzt inzwischen mehr Geld mit ihrem Digitalgeschäft um als mit Print. Und mit “The Daily” zeigt sie zudem noch jeden Tag, wie man mit einem Podcast die Idee des täglichen Updates auch als Podcast relevant umsetzen kann. Die NYT ist zu groß, um mal eben als maßstabsgetreuer Nachbau gestaltet zu werden. Die grundsätzliche Idee ist trotzdem für alle relevant. Was die NYT ist? Eine Plattform für Qualitätsjournalismus.
Spannend auch: Bei der NYT ist der Prozess genau umgekehrt verlaufen wie bei den Streaming-Diensten. Dort hat sich ein Unternehmen aus der alten Welt die digitale Welt zu eigen gemacht und ihre Geschäfts- und Inhaltemodell dorthin transformiert. Womöglich ist das auch der entscheidende Punkt. Es geht nicht um ein Entweder-Oder, um digital oder analog, linear oder on demand.
Am Ende treffen wir uns alle irgendwo in der Mitte, natürlich in erster Linie in einem digitalen Raum, in dem wir alte und neue Ideen umsetzen. Was zählt, ist die Idee, ist die Plattform. Die Debatte über den richtigen Datenträger können wir in die Ecke stellen.
Journalisten und andere Medienmenschen hatten früher einen ebenso simplen wie klaren Auftrag: Mach guten Content, der Rest kommt von alleine. Ersteres ist immer noch das Kerngeschäft, zweitens stimmt leider nicht mehr. Read More
Die Tage sind mir zwei Sachen aufgefallen. Mehr oder weniger zufällig und beide hatten zumindest auf den ersten Blick auch nichts miteinander zu tun. Das eine: TikTok, mal wieder. Das andere: OMR 22, die Online Marketing Rockstars, die sich in Hamburg so zelebrierten, wie sie sich fühlen, als echte Rockstars nämlich.
Dass das eine mit dem anderen dann doch zu tun hat, dämmerte mir dann erst später.
Fangen wir erstmal mit den marketingtreibenden Rockstars an, die zumindest eine Meisterleistung hinbekamen: Man ist ihnen in der vergangenen Woche nicht entgangen. Selbst dann, wenn man, wie ich, mit Online-Marketing wenig bis nichts am Hut hat. Aber die Timelines bei LinkedIn und überall sonst waren geflutet mit #OMR22, mit Foto, Videos und meistens mehr, allerdings manchmal auch weniger euphorischen Postings.
Marketing-Rockstars, so viel nahm ich als erstaunter Außenstehender wahr, finden sich selbst anscheinend ziemlich geil. Die Bugwelle, die die OMR vor sich herschob, war jedenfalls so groß, dass sogar Groß-Medien wie der “Spiegel” an einer Geschichte kaum vorbeikamen. Allerdings konnten sich “Spiegel” und auch einige andere sanften Spott nicht verkneifen, der “Spiegel” notierte unter der schönen Überschrift “Ein wilder Ritt durchs Buzzword-Land” das Folgende:
“Das OMR Festival ist ein Zwitter: tagsüber ein Buzzword- und Promi-Wunderland, mit Stargästen wie dem Musiker will.i.am und dem Regisseur Quentin Tarantino, abends eine Großraumdisco mit Auftritten von Künstlern wie Oli P. und Marteria. Zu fast jedem Digitalthema, das entfernt nach Zukunft und Geldverdienen klingt, findet man Vorträge. Die Talks auf den rund 30 Bühnen klingen wie aus einer Parodie auf eine solche Konferenz: »Wie Marken erfolgreich im NFT-Space sein können«, »Marketplaceification – Warum Marktplätze jede Branche dominieren werden« oder »Unleash the power of the Metaverse«. Auch der Titel einer Party lautet »Ready for Metaverse«. Davon abgesehen geht es viel um TikTok und Influencer-Marketing, doch kontrovers wird es selbst bei als kontrovers geltenden Themen wie NFTs und dem sogenannten Web3 selten.”
Kleiner Einschub: Gerade das Thema Metaverse zeigt mir, wie gerne und wild euphorisch man sich in Rockstar-Kreisen auf Buzz-Themen stürzt. Kann man machen, muss man aber nicht, wie ich in der vorletzten D25-Folge mit dem deutlich reflektierteren Kollegen Thomas Knüwer bespreche. Mag allerdings daran liegen, dass Thomas Knüwer und ich beide gelernte Journalisten sind, da neigt man nicht zur Euphorie; nachzuhören u.a. hier bei Spotify.
Der Buzz ist wichtig, aber mit Show alleine schafft man nicht viel
Aber kommen wir nochmal zurück zu den Rockstars. Inhaltlich kann man das alles erstaunlich flach finden und das ganze Gerede vom Markengedöns machte dann auch ein weitgehend schlecht gelaunter Quentin Tarantino zunichte. Doch darum ging es gar nicht. Die OMR waren und sind ein brillantes Beispiel dafür, wie man inzwischen viral für Image und Aufmerksamkeit sorgt. Viel Buzz, jede Menge Stars und Show, dazu die Wirkmächtigkeit von Social Media, hier insbesondere LinkedIn. Wer sich vergewissern wollte, dass die B2B-Phrasenschleuder (“Soooo verdient!”) unverzichtbar für Unternehmen geworden ist, hat spätestens während der OMR-Tage den Beleg dafür bekommen.
Die OMR hätte auch auf jede Form des Marketings verzichten können, weil sich unter dem Hashtag #OMR22 derart viel bei LinkedIn fand, dass man ein paar Tage am Stück hätte lesen können. Ich habe sie nicht gezählt, aber es müssen Zigtausende gewesen sein. (Nebenbei bemerkt: Erstaunlich viele deutsch sprechende Rockstars posten ihre Beiträge für die deutsche Followerschaft auf Englisch, aber das nur nebenbei).
Jedenfalls alles in allem ein hübscher Beleg dafür, wie wichtig die Show, die sozialen Medien, der Buzz geworden sind. In den allermeisten Postings habe ich dann auch vergleichsweise zu den Inhalten gelesen, die es ja bei einer solchen Konferenz auch geben soll. Stattdessen: ganz viel “Sooo geil”, manchmal auch in Englisch, siehe oben. Diejenigen, die sich der OMR dann tatsächlich inhaltlich auseinandersetzten, bemängelten zum großen Teile eine gewissen inhaltliche Flachheit. Ich war nicht da und würde mir da kein Urteil anmaßen, kann es mir aber durchaus vorstellen. Zumal ich die meisten Menschen, die die OMR als zu viel Show und zu wenig Substanz beschreiben, durchaus schätze.
Und damit schwenken wir rüber zu TikTok.
Wie bitte, TikTok, was haben die mit OMR zu tun? Erstmal nichts, schon klar. Parallelen gibt es trotzdem. Eine drängt sich nach einer ganz simplen Rechnung auf:
Statistisch gesehen dauert eine durchschnittliche User-Session bei TikTok 11 Minuten dauert, die durchschnittliche Videolänge wiederum liegt bei rund 25 Sekunden beträgt. Das heißt: Pro Session sieht ein User 26 (!) Videos. 26 Mal der kurze Flash, der so gut wie keine Aufmerksamkeit erfordert, 26 Mal Material, aus dem der Algorithmus schon in dem Moment, in dem der User sein Video sieht, die nächsten Empfehlungen, die nächsten 11 Minuten zusammenbastelt.
Content gibt es genügend – entscheidend ist, was dazu kommt
Natürlich gibt es keinen wissenschaftlich belegbaren Zusammenhang, aber es würde mich nicht wundern, wenn sich TikTok-User und OMR-Besucher häufig in einem ähnlichen Glückszustand befinden. Der Rausch des Schnellen, des Bunten, des Materials, das man nicht großartig reflektieren muss, das alles in der Gemeinschaft der unendlich vielen. Bei dem es zudem gar keine große Rolle spielt, was genau im Video, der Session, dem Meeting passiert ist. Stattdessen ein ständiger Stream, der dich mitzieht.
Und noch so eine Gemeinsamkeit: Beide nehmen dir Entscheidungen ab. “Der größte Fehler, den wir im Marketing machen, ist der Glaube, dass Auswahl ein Vorteil ist. Die Verbraucher wollen nicht mehr Auswahl, sie wollen mehr Vertrauen in die angebotenen Möglichkeiten”, schreibt der New Yorker Professor Scott Galloway, im Übrigen einer der Klügsten seiner Zunft (der, Kompliment dafür übrigens, ebenfalls schon mal unter dem OMR-Label aufgetreten ist). Wer die Geschichte vom verhungernden Esel und den Heuhaufen kennt, der wundert sich, dass man für diese Erkenntnis erst einen Galloway braucht.
Und auch der Begriff des FOMO existiert ja nicht ganz umsonst. Beide, TikTok ebenso wie die OMR setzen erfolgreich darauf: Geh zur OMR, geh zu TikTok, es ist in jedem Fall die richtige Entscheidung.
Was man mitnimmt? Mehr als man zunächst vielleicht denkt. Es wäre ein Missverständnis zu glauben, dass man mit Zisch und Bumm und ein paar hippen Videos alleine schon weit käme. Wohl aber gilt für Content dasselbe wie für das Thema Marketing und das in mehrfacher Hinsicht:
Die richtige Entscheidung: Um die Menge an Auswahl kann es in Zeiten des rabiaten Überangebots schon lange nicht mehr gehen. Niemand, der noch halbwegs bei Sinnen ist, würde sich ernsthaft darüber beschweren, dass es zu wenig Inhalt gibt. Es gibt genug von allem. Das ist das Mühevolle daran. Wenn Sie also jemanden auf Ihre Seite ziehen wollen, muss derjenige das Gefühl haben, dass Sie ihn mit den richtigen Entscheidungen, den richtigen Inhalten versorgen. Bleibt dieses Gefühl aus – ja, dann kann er sich sein Zeug ja gleich selbst zusammensuchen.
Die Community, der Hort der Gleichgesinnten: Sieht man von Twitter ab, wo ein ordentlicher Shitstorm eher zur täglichen Folklore gehört, wollen sich Menschen in erster Linie wohlfühlen, wenn sie miteinander zu tun haben. Eine Community ist ein guter Platz fürs Wohlfühlen. Mit Content alleine ist also noch nicht getan, nur mit einer Kuschel-Community alleine auch nicht. Das führt zum nächsten und letzten Punkt.
Der Inhalt unter einem Dach: Noch nie haben Menschen so viel Inhalt auf so vielen unterschiedlichen Kanälen gehört. Podcasts, Videos, Texte, und ja, auch das: gedruckte Sachen, so richtig altmodisch auf Papier. Umso wichtiger ist es, dass User nicht dort auch noch suchen müssen. Wo ist der beste Podcast, der packendste Text, das interessanteste Video? Schon klar, dass das utopisch ist, aber die ideale Antwort wäre: Hier, bei uns! Und wenn dann auch noch gute Live- und Hybrid-Veranstaltungen dazukommen…
Letzteres übrigens ist das gar nicht so geheime Erfolgsrezept der OMR. Kaum jemand in Deutschland hat diese Dreifaltigkeit so perfektioniert wie die Truppe von Philipp Westermeyer. Man muss nicht alles mögen, was die OMR macht, man kann einiges für eine arg oberflächliche Show halten (aber hey, wir reden hier von Marketing).
Entscheidungen abnehmen, das ist es. Ob das ein Algorithmus ist (siehe TikTok) oder dann doch noch handgemachter Kram wie bei der OMR, das ist einerlei. Zu wissen, dass es nicht mehr ausreicht, einfach “nur” guten Content zu machen, das ist der Paradigmenwechsel, vor dem wir nicht einfach nur stehen.
Im Zusammenhang mit Instagram habe ich jetzt einen hübschen Begriff gelesen: “Engagement Baiting”. Das ist eine subtile, wenn auch nicht weniger nervige Variante des “Click Baiting”. Warum man beides nicht tun sollte und wieso sowas sogar kontraproduktiv sein kann. Read More
Heute habe ich zuerst sehr viele, sehr wichtige Leute getroffen und mit ihnen große Deals abgeschlossen! Danach war ich in einem ausgezeichneten Restaurant beim Essen und habe dann vor einer traumhaften Kulisse in den Bergen/an einem exotischen Strand noch einen Absacker genommen.
Und ihr so?
Ich vermute, mit einem Text wie diesem vorstehenden würde ich mich nicht sehr beliebt machen. Umso erstaunlicher ist es, so etwas in den diversen Netzwerken, die alle von sich behaupten, “sozial” zu sein, immer wieder zu finden: Ich machte großartige Sachen – und wie war euer Tag? Ich vermute desweiteren aber auch, dass diese Frage rhetorisch gemeint und außerdem Ergebnis einer Social-Media…nun ja, “Strategie” ist. Irgendjemand hat dem Autor geflüstert:
Fragen stellen!
Interesse zeigen!
Call to Action!
Interaktion steigern!
Weswegen man ein gequältes “Und ihr so?” hinterher schiebt. Die LinkedIn-Variante der gequälten Nachfrage lautet übrigens: Und welche Erfahrungen habt ihr gemacht? (Oder, noch schlimmer: Man schiebt gleich eine Umfrage hinterher das bringt ordentlich Klicks!) Sie ist meistens aber ebenfalls nur der vermeintlichen Höflichkeit geschuldet. In den allermeisten Fällen will halt jemand seinen Post absetzen, mehr nicht.
Das ist übrigens völlig in Ordnung, wenn man sowas nicht tut. Weder muss man der Höflichkeit halber eine Anstandsfrage hinterherschieben, noch muss man bei einem Beitrag, bei dem man seinen eigenen Inhalt annonciert, ein gequältes “Lasst gerne ein paar Likes und ein Abo da” hinterlassen (Offenlegung, falls jemand recherchiert: Habe ich auch schon gemacht, hat sich komisch angefühlt und ich glaube, durch diesen einen Satz hat es nicht ein Abo und ein Like mehr gegeben).
Worauf ich hinaus will: Leute, mehr Selbstbewusstsein! Wenn eure User, eure Community euer Zeug mag, dann wird sie es liken und abonnieren. Wenn eure Follower Lust haben, einen eurer Beiträge zu kommentieren, werden sie es machen. Man muss sich nicht selbst in den Staub werfen und um Likes betteln – weil es de facto nichts bringen wird. Glaubt keiner windigen Social-Media-Agentur!
Engagement ist mehr als ein paar Höflichkeitsfragen stellen
Wie entsteht dann all das, was wir so gerne hätten, wenn wir in sozialen Netzwerken unterwegs sind? Komisch, wenn man das im Jahr 2022 immer noch sagen muss, aber es ist wirklich: It´s the content, stupid! Auf den Inhalt kommt es an, es ist wirklich so banal. Und wenn man sich umgekehrt vorstellt, dass jemand einen mauen Inhalt postet und fragt: Und, wie waren eure Erfahrungen so – dann kann das unfreiwillig komisch und kontraproduktiv wirken. Ebenso wie inzwischen wieder leicht eingedämmte Pest der Banal-Umfragen bei LinkedIn und das schon erwähnte vorgegaukelte Interesse am Tagesverlauf des Gegenüber.
Glaubt ihr nicht, eure Social-Media-Agentur hat euch das ganz anders erzählt? Bei LinkedIn sind sie inzwischen so weit, dass der Algorithmus entsprechend geändert wird. Nebenher ist dabei auch noch das schöne Wort “Engagement-Baiting” entstanden; ein Begriff, mit dem eigentlich alles gesagt ist. Wer es also übertreibt mit dem Betteln um Engagement, der wird künftig abgestraft und steht im Ansehen der Plattform anscheinend nur noch knapp eine Stufe über dem gewöhnlichen Spammer.
Ach ja, und es gibt noch etwas, woraus Dialog und Interaktion entstehen: echtes Interesse! Das ist wie im richtigen Leben. Man merkt eben sehr schnell, ob jemand wirklich wissen will, wie es dir geht – oder ob es sich beim “Wie geht´s?” um eine standardisierte Smalltalk-Frage handelt. Kann man schon machen. Man darf sich dann nur nicht wundern, wenn die Antworten eher schmallippig ausfallen.
Was man daraus mitnehmen kann? Das zu machen, was alle machen, das ist selten eine gute Idee. Es reicht nicht zu glauben, dass man besonders individuell sei. Wenn man irgendwie raus will aus der Belanglosigkeits-Falle, dann sollte man als allererstes aufhören, vorgestanzte Belanglosigkeit ins Netz zu pusten. Für Dialog und Engagement gibt es keine Stanzen, keine Formulare, keine festen Regeln.
PS: Als kleine Hilfestellung zum Thema Individualität, in dieser legendären Brian-Szene ist eigentlich alles gesagt…
Das Gefühl, dass sich die Welt immer rasender und schneller dreht – das hat natürlich etwas mit der Nachrichtenlage zu tun. Aber auch mit unseren bevorzugten Social-Media-Kanälen und deren verniedlichend “snackable” genannten Content. Social Media, das wird von Jahr zu Jahr schneller und flüchtiger. Gegen die duracellhäschenhafte Aufgedrehtheit von TikTok wirkt Facebook ist inzwischen wie ein Diesel-Mercedes aus den 70er Jahren. Und wenn man ehrlich ist: „Snackable“, das ist so wie die echten Snacks im Leben. Haben wenig Nährwert und machen dick und träge. Zeit, den Unsinn als das zu benennen, was er ist. Read More
Die Tage habe ich gelesen, dass ein gewisser Fynn Kliemann möglicherweise ein paar nicht ganz saubere Masken-Deals gemacht haben soll. Das wäre mir zunächst beinahe egal gewesen, weil ich den Namen Kliemann bis dato nur am Rande mitbekommen und dabei nie das Gefühl hatte, irgendwas versäumt zu haben.
Das wiederum hat damit zu tun, dass Kliemann zu einem der exponiertesten Vertreter dessen gehört, was wir mittlerweile “Aufmerksamkeits-Ökonomie” nennen.
Kliemann macht irgendwas in sozialen Netzwerken und immer mehr Leute schauen ihm dabei zu, weil es so viele andere gibt, die das tun. Berühmt zu sein dafür, dass man berühmt ist, das geht erst, seit es die vielen unzähligen Kanäle gibt, die das möglich machen, auch wenn ich grundsätzlich nicht abstreiten würde, dass es darunter Kanalinhaltefüller gibt, die sogar was können.
Jedenfalls habe ich ein bisschen gestaunt, wie ein Mensch, der weitgehend unbemerkt an mir vorbeigezogen ist, es zu solcher Bedeutung bringen kann, dass seine Maskengeschichte es auf die vorderen Ränge bei Spiegel und Zeit bringen kann und ihm sogar das ZDF geschlagene 27 Minuten im Hauptprogramm widmet. Gut, das war nur Jan Böhmermann, aber trotzdem…das Video bringt es auf über drei Millionen Abrufe und auf knapp 150.000 Likes.
Außerdem gibt es über 1000 Kommentare, in denen sich einer sogar zu “grenzenlosem Respekt vor der investigativen Arbeit” versteigt. Was macht der Mensch bloß, wenn er mal erlebt, was wirklich investigatives Arbeiten bedeutet? Womöglich bemerkt er dann, dass dieser sogenannte Journalismus auch außerhalb von YouTube und Insta echt crazy shit ist.
Ich habe natürlich keine Ahnung, wie es ein 34jähriger gelernter Webdesigner zum Multi-Unternehmer von millionenschwerer nationaler Bedeutung bringt. Es könnte allerdings damit zu tun haben, dass Kliemann jede Menge von diesem Wundermittel Aufmerksamkeit abbekommen hat. Die wiederum bekommt man heute schnell über soziale Netzwerke. Und über dieses Zeug, dass Digital-Laberbacken “Snackable Content” nennen. Diese “Content Snacks” sind nichts, was ernsthaft an Inhalten interessierte Menschen verbreiten sollten. Weil diese Snacks am Ende zur der endgültigen Vertiktokisierung der Welt führen.
Nicht falsch verstehen: Ich glaube nicht, dass man nicht auch in vergleichsweise kurzen Formaten gute Sachen erzählen kann. Ein Text ist nicht zwingend gut, nur weil er lang ist, ebenso wenig ein Video oder ein Audio. Nur gilt das leider auch umgekehrt: Kurz und “snackable” ist nicht per se gut, dafür aber mit dem Risiko behaftet, nach Aufmerksamkeit zu heischen. Weil das nicht anders geht, in einer Welt, in der im Millisekundentakt irgendwelche neuen Dinge aufploppen. Die Konsequenz: Social Media sind ein Steroid für das für einen kruden Mix aus Reality-TV und dem Web. Ein Mix, der Webdesigner (und andere) aus der Vorstadt in „Influencer“ und B-Promis in Millionäre verwandelt hat. Die Neugestaltung der Aufmerksamkeitskette hat die Gewichte verschoben, klassische Medien spielen dabei fast keine Rolle mehr.
Muss man das bedauern? Mir sind Figuren wie Fynn Kliemann ungefähr so egal wie die Kardashians, allerdings gibt es dabei noch einen anderen Aspekt. Social Media in seiner ungehemmten Form ist ein Spaltpilz. Einer, der zwar das Beste in Menschen herausbringen kann, potenziell aber leider auch das Schlechteste. Das, was wir gerne mal verharmlosend als Viralität bezeichnen, ist oft nichts anderes als ein erratisches Taumeln von einem Thema zum nächsten. Wir verlieren die Fähigkeit, mehrere Themen gleichzeitig und mit mehr Nuancen zu verfolgen. Und die Relationen, die Bedeutung eines Themas, das wird ebenfalls zunehmend unklar in einem Strom, in dem es neben in einem rasenden Tempo den Ukraine-Krieg, einen ohrfeigenden Will Smith, Fynn Kliemann und acht Milliarden Tweets am Tag entlang spült.
Futter fürs Gehirn, so nahrhaft wie ein BigMac.
Unser Social-Media-Hirn ist süchtig geworden nach ständig neuen Reizen
Beispiel gefällig? Bitte sehr: Fynn Kliemann. Wir sind so süchtig nach Ablenkung, nach immer neuen Reizen und Geschichten geworden, dass es eine solche Geschichte mitten in Kriegszeiten zu echtem Aufreger-Potenzial bringt. Auch, wenn man es nicht gerne ausspricht: Journalisten wissen das schon seit dem Tag des Kriegsbeginns, dass der Kipppunkt bald erreicht ist. Der, an dem aus der anfänglichen Betroffenheit der Wunsch nach neuen Reizen und etwas Snackable Content wird. Bittesehr, hier ist er: YouTuber mit undurchsichtigen Maskengeschäften, ein Fest für Twitter und andere Social-Media-Kanäle. Kliemann trendet, alles andere muss sich an diesem Tag mit Platzierungen unter ferner liefen zufriedengeben.
Dabei geht es bei diesem Thema ja nicht nur um eine Frage der Mediennutzung. Die Aufmerksamkeitsökonomie ist inzwischen auch buchstäblich zum wirtschaftlichen Treiber geworden. Der durchschnittliche Deutsche knapp zehn Stunden am Tag alleine mit Audiovisuellem, TV und Internet, andere Medien sind da noch gar nicht eingerechnet. Das sind gut 60 Prozent seiner wachen Zeit. Ungefähr 40 Prozent dieser Zeit wird mit einem mobilen Gerät verbracht.
Milliarden von Euro und Millionen von Personenjahren werden damit verbracht, diese Aufmerksamkeit einzufangen und zu Geld zu machen. Je mehr Aufmerksamkeit, desto mehr Daten, desto mehr Geld, desto relevantere Angebote, desto mehr Aufmerksamkeit … und so weiter und so fort. Das sind die die wirklich relevanten Seiten des “Snackable Content”.
Darauf basieren inzwischen Milliarden-Industrien, Google und Meta und TikTok allen voran. Vor allem TikTok ist das Paradebeispiel für diese Entwicklung. Ein nie abreißender Strom aus Irgendwas, hochgradig süchtig machend, belanglos und genau deshalb so zerstörerisch. TikTok als das Paradebeispiel für ungefähr alles: Wer nicht sofort Aufmerksamkeit bekommt, wird weggewischt. Also versucht man alles, um sofort Aufmerksamkeit zu bekommen, die Medienwelt als Tinder-Klon. Match oder Nicht-Match, snackable oder ungenießbar. Ich weiß nicht, wie viel dran ist an den Klagen über ständig sinkende Aufmerksamkeitsspannen und Konzentrationsprobleme. Aber sagen wir mal so: Wundern sollte man sich nicht, wenn es denn so wäre.
Was wiederum die Zukunft von TikTok aus anderen Medien machen wird, lässt sich leicht erahnen. Der Social-Media-Streaming-Hybrid hat sich in aller Stille zu einer der mächtigsten Snackable-Content-Maschine der Welt entwickelt, mit einer einer Milliarde Nutzern, die ihre Inhalte kostenlos produzieren. Jede Stunde, jede Sekunde, Kurzfilmchen auf Kurzfilmchen.
Dagegen wirkt dann sogar jemand wie Fynn Kliemann fast schon wie aus der Zeit gefallen, der ist hauptsächlich bei YouTube und Instagram unterwegs. Gemessen am Snackable-Monstrum TikTok: fast eine Oase der Ruhe und der Langsamkeit.
Ein paar Tage später übrigens ist schon wieder Ruhe und wenn ich die letzten Tage einfach verschlafen hätte, wäre mir Fynn Kliemann wahrscheinlich immer noch kein Begriff. So viel zur Halbwertszeit in unserer Aufmerksamkeitsökonomie.
Digitales Leben, schön und recht. Aber gerade das dann doch irgendwie kaum mehr abstreitbare Ende der Pandemie-Schrecken zeigt auch etwas anderes: Das echte Leben lässt sich nicht durch ein virtuelles ersetzen. Für viele Tech-Unternehmen und Digital-Strategen heißt es jetzt: umdenken, die Party der Digitalisierung ist vorerst vorbei. Read More
Unlängst hat Zoom (das sind die Erfinder des Zoomens, Sie wissen schon) eine Neuerung eingeführt. Man kann dort nun auch Whiteboards anlegen und mit solchen kollaborativ arbeiten. Falls Sie jetzt gegähnt haben, kann ich Ihnen das nicht verübeln. Solche Langweiler-News am Anfang eines Textes, in jeder Journalistenschule würde dieser Text (virtuell) rot eingekringelt und mit der Frage versehen, ob man für den Anfang nicht etwas Spannenderes zu bieten habe.
In diesem Fall ist das so: Die Langeweile dieser Nachricht ist die eigentliche Nachricht. Ein Whiteboard, im Jahr 2022. Da würde man die Zoomer gerne fragen: Mehr habt ihr nicht mehr auf der Pfanne als sowas? Und natürlich könnte man diese Geschichte in die verschiedensten Richtungen interpretieren. Aber heute soll es gar nicht so sehr um Zoom alleine gehen. Sondern eher um die Frage: Was nehmen wir denn jetzt mit aus dieser Pandemie, die aus medizinischer Sicht noch nicht vorbei ist, gefühlt für die allermeisten aber schon?
Die Pandemie markiert den Höhepunkt der Party – jetzt ist Realismus gefragt
Dazu muss man erstmal zurück springen ins Jahr 2020, als man irgendwie zu ahnen begann, dass es mit drei Wochen zuhause bleiben alleine vermutlich noch nicht getan sein wird. Die Tech-Optimisten unter uns sahen nichts anderes als eine Zeitenwende, das war, bevor dieser Begriff in einem ganz anderen Zusammenhang bekannt wurde. Zeitenwende hieß: Nie wieder wird es so sein wie vorher.
Auf den meisten handelsüblichen Rechnern wurde neben Zoom allerlei anderer Kram installiert, die Hardcore-User erinnern sich an die Schrecken, die Schrott-Lösungen wie “Big Blue Button” oder “Go to” verbreiteten. Man war sich außerdem einig, dass Meetings, Seminare und überhaupt die halbe Welt in Präsenz ihre beste Zeiten hinter sich haben. Zudem begannen die Menschen virtuell Fahrrad zu fahren, Peloton hat sich in dieser Zeit dumm und dämlich verdient.
Vermutlich haben die Optimisten (Hinweis: Ich war auch optimistisch, aber nicht euphorisch) ein paar Dinge falsch eingeschätzt. Beispielsweise, dass sich Menschen schon sehr gerne persönlich begegnen, wenn nicht gerade ein tödliches Virus unterwegs ist. Dass sie eine Zug- oder Autofahrt zu einer Veranstaltung als weniger anstrengend empfinden als ein vierstündiges Meeting an einem Bildschirm. Und dass das Fahrradfahren in der Natur immer schöner bleiben wird als eine noch so ausgefeilte Simulation an einem 3000-Euro-Rad im Wohnzimmer. Schon alleine deswegen, weil man frische Luft nicht simulieren kann. Und immer nur Netflix, ach, wer will das schon?
Für alles, was irgendwie mit Digitalisierung zu tun hat, ist das also gerade ein komischer Punkt. Nicht nur, weil die eine Groß-Krise gerade von der nächsten abgelöst wird. Und nicht nur, weil Elon Musk plötzlich Alleinherrscher über Twitter wird. Stattdessen macht sich, erstmals nach vielen Jahren des ungebremsten und durch die Pandemie angeschobenen Wachstums etwas anderes breit: Zweifel. Ab und an hört man mittlerweile sogar von Investoren, die allen Ernstes ihre Beteiligungen daraufhin überprüfen, ob und wie sie Geld verdienen können. Das wäre vermutlich vor zwei Jahren noch als Hasenfüßigkeit verlacht worden.
Digitale Supernovas
Ein paar der Giganten wirken zudem gerade wie digitale Supernovas, die auf existenzielle Herausforderungen zusteuern. In Zahlen: Giganten wie Apple, Microsoft, Google, Amazon, Facebook und Netflix haben in diesem Jahr zusammen schon rund 1,3 Billionen Dollar an Marktwert verloren. Das kann natürlich nur eine vorübergehende Flaute sein. Oder aber ein Beleg dafür, dass die Endlos-Party der letzten zehn Jahre, mit ihrem ekstatischen Höhepunkt während der Pandemie, vorerst vorbei ist. Digitalisierung gerne, aber bitte auch: realistisch.
Viele Einzelhandelsumsätze haben sich von der Online-Einkaufsmanie des Jahres 2020 zurück in die physischen Läden verlagert. Es hat sich herausgestellt, dass nicht jeder die ganze Zeit zoomen oder in seinem Esszimmer Peloton fahren will. Unternehmen, die im Jahr 2020 in Panik Technologie für die Arbeit von zu Hause aus gekauft haben, brauchen vielleicht eine Zeit lang keine mehr.
Dazu kommt: Viele der Kern-Produkte der Giganten der Digitalisierung sind an ihrem Peak angekommen, ihre Geschichte ist auserzählt. Klar, Apple wird irgendwann das iPhone 17, 18 und 19 vorstellen. Facebook wird es weiterhin geben und man wird dort auch in Zukunft neue Funktionen finden, die man sich irgendwo anders zusammen geklaut hat. Aber irgend eine Idee, die Phantasien wecken? Aktuell nicht in Sicht, zumal auch die Idee des Metaversums erstens noch eher vage und zweitens nicht unumstritten ist.
Was man vorerst mitnehmen kann, ist eine banale Erkenntnis. Dass Menschen gerne bereit sind, ihr Leben hybrid zu leben. Dass sie wissen, dass das eine das andere nicht ausschließt. Zoom und andere werden weiterhin ihre Berechtigung haben, aber Veranstaltungen in Präsenz werden davon nicht ersetzt. Online shoppen? Klar, gerne. Aber mindestens genauso gerne im richtigen Laden. Bücher? Tolle Sache, wenn man sie in den Urlaub auf einem Reader mitnehmen kann. Aber deswegen muss man ja keineswegs auf die Haptik von Papier verzichten, wie deren ungebrochen hoher Marktanteil beweist.
Und so könnte man diese Liste immer weiter fortführen. Am Ende bleibt die Erkenntnis der Digitalisierung des Jahres 2022: Wer in Entweder-oder-Kategorien denkt, schießt sich selbst ab.
Wenn Sie schon etwas älter sind, erinnern Sie sich vielleicht noch an die Utopien, die man mal mit dem Internet, mit sozialen Netzwerken und insbesondere mit Twitter verband: mehr Freiheit, mehr Demokratie – und angeblich sollte Twitter in der Lage sein, ganze Revolutionen gegen Diktaturen und Autokratien loszutreten. Demnächst gehört Twitter dem reichsten Mann der Welt und was der Mann dann damit macht, muss sich erst noch zeigen. Nach Verlockung und Freiheit klingt das jedenfalls nicht. Read More
Die Erleichterung war groß, als “The Donald” Trump bei Twitter rausflog. Zumindest bei denen, die den gewesenen Präsidenten als eine Gefahr für alles mögliche ansehen. Und auch deshalb, weil gerade die Geschichte von Trump zeigt, was eine fatale Mischung aus (zu)viel Geld und einer echten Hausmacht in sozialen Netzwerken bewirken kann. Im schlimmsten Fall wird man Präsident, hält die Welt vier Jahre in Atem und lässt sie bei dem Gedanken erschaudern, dass man es in drei Jahren nochmal versuchen könnte.
Elon Musk will alles mögliche, zum Mars reisen, Raketen in den Weltraum ballern, Looping-Röhren und noch einiges anderes. Präsident werden will er, nach allem was man weiß, eher nicht. Aber was heißt das schon? Wenn mir vor 2016 irgendjemand etwas von einem US-Präsidenten Trump erzählt hätte, hätte ich schallend gelacht. Kohle jedenfalls hat er mehr als jeder andere Mensch des Planeten. Und er hat nicht nur eine riesige Followerschaft in Netzwerken – demnächst gehört ihm auch noch eines der Wichtigsten: Twitter.
Netzwerke haben nichts in den Händen Einzelner verloren
Uns spätestens jetzt, was ohnehin schon spät ist, muss man festhalten: Die Idee der freien Meinungsäußerung und der ungehinderten Verbreitung von Information gerät ins Absurde, wenn die größten Netzwerke der Welt de facto in der Hand von zwei Männern sind. Zuckerberg kontrolliert Facebook, Instagram, Whats App. Musk ist der Herr über Twitter. Pluralität, Vielfalt? Ob Donald Trump wieder auf Twitter aktiv sein darf, ist dabei zwar die Frage wie der berühmte Elefant, der irgendwo im Raum steht. Aber es gibt noch ein paar andere, womöglich wichtigere Dinge, die man (was heißt man – eigentlich kann das ja nur Musk) beantworten muss:
Musk sagt, er wolle mehr „freie Rede“ und weniger Moderation auf Twitter. Was wird das in der Praxis bedeuten? Mehr Mobbing? Mehr unzüchtige Kommentare und Bilder? Mehr Fehlinformationen? Mehr mehr von allem, Hauptsache freie Rede? (Wer die USA kennt, der weiß, dass dort das Verständnis einer freien Rede deutlich weiter gefasst ist als beispielsweise in Deutschland).
Einen Einblick in Musks Herangehensweise gibt ein Tweet, dem er sich über Bill Gates lustig machte, indem er sich grob auf die Anatomie bezog, um sich an Gates zu rächen, der zugegeben hatte, gegen Tesla-Aktien gewettet zu haben.
Als Verschwörungstheoretiker irgendwann zu erzählen begannen, Gates würde für die Entwicklung von Covid-Impfstoffen bezahlen, um Menschen Chips einzupflanzen, stufte Twitter den Inhalt herunter und fügte Hinweise zur Überprüfung der Fakten hinzu. Hätte Musk, wenn er damals Twitter geleitet hätte, diese Beiträge oben gelassen, um seinen Erzfeind zu ärgern?
Und kann das ernsthaft de facto die Entscheidung eines einzigen Mannes sein, der mal eben ein paar Milliarden auf den Tisch legt?
Der Deal wird Musk einen enormen Einfluss auf Politiker, Prominente und die Medien verschaffen und ihm die Möglichkeit geben, sie nach Belieben zu plattformen und zu de-plattformen.
Ein anderes Beispiel: Twitter hat keine Präsenz in China. Musk schon. Ein großer Teil des Wachstums von Tesla ist vom chinesischen Markt abhängig. Was passiert, wenn chinesische Beamte ihn auffordern, Inhalte von Twitter zu entfernen, die sie für anstößig halten? Trennen wir dann schön Tesla von Twitter und würde sich ernsthaft China von dem Argument beeindrucken lassen, dass das eine eben Twitter und das andere Tesla sei? Wer das glaubt, hält auch Putin für einen lupenreinen Demokraten.
Twitter und Tesla lassen sich nur schwer trennen. Zumindest im chinesischen Verständnis.
So könnte man das ewig weitermachen. Musk ist Multi-Unternehmer, ein Mann ohne Ideologie, aber einer mit vielen Interessen. Diese Interessen, das geht gar nicht anders, werden irgendwann mit der Plattform Twitter kollidieren. Und was dann?
Auf diese Fragen gibt es noch keine Antworten. Aber wir werden es bald herausfinden. Wahrscheinlich auf Twitter. Wobei es man schon zumindest erstaunlich finden darf, wie mild der Aufschrei der Twitteria bisher ausgefallen ist. Da haben schon ganz andere, vergleichsweise harmlose Dinge zu heftigen Shitstorms geführt.
Trotzdem ist unübersehbar: Soziale Netzwerke sind auf dem Weg zum Müllhaufen der Internet-Geschichte, zumindest in der Form, wie wir sie bisher kennen. Wenn sie nur noch die Spielzeuge und Machtinstrumente einer kleinen Gruppe von Milliardären sind, wird es Zeit, sich von ihnen zu verabschieden. Zuckerberg der 14. würde wohl irgendwann noch Facebook regieren, hat Musk unlängst gespottet. Guter Witz, Elon der 13. und Zuckerberg der 14. als Herrscher der sozialen Netzwerke wären jetzt keine Utopie mehr. Wozu es aber, da bin ich mir sicher, nicht kommen wird.
Sonst können wir auch gleich Donald Trump als Präsident auf Lebenszeit wählen.
Traumberuf “Was mit Medien”? Naja, nicht mehr so ganz. Beträchtliche Teile der Branche haben mit Nachwuchssorgen und Fachkräftemangel zu kämpfen. Warum das so ist und wie man das ändert – denken Sie dran: Wir haben 2022! TikTok, TikTok: Die Welt vertiktokisiert sich gerade. Read More
Lust auf ein paar Geschichten aus uralten Zeiten (die bei mir eh unvermeidlich sind)?Als ich vor gefühlt 100 Jahren beschloss, was mit Medien, genauer gesagt: Journalismus, machen zu wollen, da wusste ich, dass es schwer werden könnte. Volontariate beim damaligen einzig existierenden öffentlich-rechtlichen Rundfunk waren eine Utopie, dazu musste man jemanden kennen, ein Parteibuch haben und um einiges besser sein als viele andere. Ideal war eine Kombination aus allen drei Faktoren und ich hatte keinen einzigen davon.
Journalistenschulen? Habe ich versucht, weil es den Vorteil hatte, dass es dort nur darauf ankam, besser als die anderen zu sein. War ich aber nicht. Es waren, zu meiner Ehrenrettung, damals aber auch viele, viele andere, die das auch wollten.
Volontariat bei einer Tageszeitung, gerne auch klein und beschaulich? Man empfahl mir ernsthaft, ein bis zwei Studienabschlüsse zu erwerben und nebenher schon möglichst viel für Zeitungen zu schreiben, dann hätte ich vielleicht, ganz vielleicht eine Chance.
Aber wie das Schicksal manchmal so spielt: Ich kannte jemanden. Ich hatte kein Parteibuch, war nicht besser als die anderen, hatte keinen Studienabschluss, aber dafür plötzlich ein Volontariat, wofür ich dem örtlichen Verleger immer noch dankbar bin. Heute, wo es auf die Zielgerade meines Berufslebens zugeht, kann ich das ja zugeben. Ich schäme mich nicht mal dafür, man musste damals nehmen, was man irgendwie bekommen konnte. Zeiten des Mangels, klingt irgendwie wie kurz nach dem Krieg.
Und damit springen wir mal eben ins Jahr 2022.
Großverlage, zu denen man vor Jahren noch zu Fuß gelaufen wäre, suchen inzwischen mehr oder weniger verzweifelt Personal. Selbst renommierte Schulen wie die DJS räumen ein, dass der Peak der Bewerberzahlen lange vorbei ist und damit ebenso die Zeiten, in denen eine Ausbildung an der DJS oder der Nannen-Schule de facto unerreichbar war. In den Unternehmen denkt man darüber nach, was man den lieben Bewerbern so alles an Goodies mitgeben könnte (und wer das alles nicht glaubt, kann es auch einfach hier nachlesen).
Klassische Medien wirken im TikTok-Zeitalter zunehmend bieder
Nichts zeigt den digitalen Wandel in Medien und Kommunikation deutlicher als die Entwicklung beim Thema Personal. Der einstige Traumberuf des Journalisten ist einigermaßen abgewertet, im öffentlichen Ansehen ebenso wie bei den Einkommensmöglichkeiten. Wer jetzt sagt, kein Wunder, die gehen ja auch alle in die PR: Trugschluss, auch Agenturen haben zu suchen und zu kämpfen. Wer sich die Fluktuation in dieser Branche anschaut, der ahnt, dass es dafür ebenfalls handfeste Gründe gibt. Von Berufs wegen habe ich immer wieder mit der Branche zu tun. Wenn jemand wesentlich länger als zwei, drei Jahre in einem Laden ist, dann staune ich. In unserer kleinen Datenbank bei HYBRID Eins werden jedenfalls nirgendwo so oft die Kontaktdaten nachgebessert wie bei den Freunden aus den PR-Agenturen und anderen Marketing-Bereichen (auch das lässt sich plausibel nachlesen.)
Über Arbeitsbedingungen lässt sich wunderbar klagen und debattieren und meistens gibt es dafür auch sehr gute Gründe. Doch das alleine ist es nicht. Stattdessen erleben weite Teile der Branche das, was die Tageszeitungen in Deutschland seit nunmehr schon fast 20 Jahren kennen: Man wird uncool. Unattraktiv. Man wird zur analogen grauen Maus, wenn man mit bei den Methoden und Inhalten des Web 2.0 stecken geblieben ist, während draußen vor der Tür etwas lauert, was irgendwie wie ein Web 3 aussehen könnte. Wen will man, überspitzt gesagt, noch mit den Vorzügen einer guten Betriebskantine ködern, wenn es den High Potentials unserer Tage eher um flexibles Arbeiten, um Home Office, Remote Working und sogar sowas wie dem totgenudelten “Purpose” geht? Vieles davon wird man selbst in den gut gemeinten Initiativen der Verlagssauerier und pressemitteilungsschreibenden Agenturen eher selten finden.
Und auch das spielt eine Rolle: Die gefühlte Distanz zwischen Redaktionen, Agenturen und den einigermaßen hippen sozialen Netzwerken (nein, liebe Verlagsmanager, wir reden gerade nicht von Facebook) war selten so groß. Man kann ja mal versuchen sich vorzustellen, wie ein TikTok-sozialisierter junger Mensch plötzlich in eine Redaktion klassischen Zuschnitts kommt, in der sie ihm erzählen, dass man gelegentlich auch mal bei Insta unterwegs sei und man damit schon an der Spitze der Innovations-Bewegung stünde. Beim früheren Bewerber durfte man schon halbwegs froh sein, wenn er ein paar Sachen irgendwo als Praktikant gemacht hatte. Bei den Digital-Generationen Z ff. kommen, wenn dumm läuft, Menschen mit ein paar tausend Followern und ihren sehr eigenen Kanälen daher.
Die große Vertiktokisierung
Bevor Sie es einwenden: Ich weiß, TikTok ist nicht Journalismus und ein erfolgreicher Instagramer ist noch lange kein guter Agenturmensch. Trotzdem, selbst bei Facebook finden wir heute schon so was ähnliches wie Reels und Storys. Medien und Kommunikation haben sich weitgehend vertiktokisiert, das muss man nicht nur einfach zur Kenntnis nehmen, sondern auch in der Praxis umsetzen. Wenn ich mich heute mit jungen Kollegen unterhalte, stoße ich fast immer auf eine größer werdende Kluft: Der Job hat mit der eigenen Medien-Nutzung fast nichts mehr zu tun. Das ist nicht nur wenig zukunftsorientiert, sondern trägt auch dazu bei, dass solche Jobs zunehmend unattraktiver werden.
Der Brain Drain hat Folgen, auch das müssen viele Verlage unfreiwillig schon seit zwei Jahrzehnten unfreiwillig bekronzeugen. Selbst wenn man zumindest quantitativ noch ausreichend Leute bekommt, es sind nicht mehr die Besten der Guten, die dort hingehen (Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel). Wie das dann weitergeht, kann man sich mühelos ausrechnen. Das, was man bräuchte, nämlich kreative, inspirierende und innovative Ideen kommen zu kurz. Man verliert die Exzellenz, rutscht irgendwann ins besitzstandswahrende Mittelmaß. Es ist ein Teufelskreis, aus dem man nur ganz schwer wieder rauskommt. Zumal es mittelfristig ökonomische Folgen gibt, man hat weniger Mittel für Investitionen zur Verfügung, man muss sparen…man kennt das, auch da geben viele Tageszeitungsverlage der letzten Jahre ein trauriges Beispiel ab.
Seien Sie also nett zu Ihren Leuten, kümmern Sie sich um die Besten, denken Sie nicht immer in Schablonen, sorgen Sie sie darum, dass Sie erst gar nicht gehen.
Wenn Sie erstmal ominöse Werbeoffensiven starten müssen, ist es meistens zu spät – und dauerhaft so erfolgsversprechend wie das Kaffemaschinen-für-Abo-Modelle.