Die Flattr-Debatte

(Achtung, die folgende „Argumentation“ ist eigentlich gar keine und insofern extrem angreifbar. Es ist eher ein Bauchgefühl, das mein ganzes Verhältnis zur Bloggerei widerspiegelt.)

Zugegeben, ich hatte auch darüber nachgedacht, auf diesem Blog einen Flattr-Button anzubringen. Ich finde es absolut respektabel, wenn es jemand tut und natürlich finde ich es schön, wenn andere den Wert einer Leistung erkennen und diese Mühe, die man sich macht, in irgendeiner Weise honoriert.

Gleichzeitig habe ich dann in den vergangenen Tagen die Erfolgs-Tweets mit den ersten Flattr-Einnahmen gelesen. Der eine schrieb von 10 Euro, der andere von 20 Euro, die taz jubilierte über Hundertirgendwas-Euro. Dass die Flatterei also eine echte ökonomische Perspekive darstellt, lässt sich aktuell nicht so richtig gut behaupten. Ich glaube auch nicht, dass sich das in wirklich absehbarer Zeit ändern wird. Weil dort, bei Flattr, nur eine winzig kleine Gruppe versammelt sein wird, die Online- und Blogavantgarde quasi, die sich gegenseitig Geld zukommen lassen wird. Das finde ich ehrenwert, um nicht missverstanden zu werden. Aber ich bezweifle massiv, dass es eine wirklich relevante Größenordnung an Menschen gibt, die so viel Freiwilligkeit und Aufrichtigkeit mitbringen, dass sie für etwas bezahlen, für was sie ganz und gar nicht bezahlen müssten.

Und dann sind da noch andere Sachen, die sind nicht logisch, liegen ausschließlich in mir begründet und eben — angreifbar. Der für mich wichtigste Punkt: Ich möchte für das Bloggen eigentlich gar nicht bezahlt werden. Zumindest nicht so. Ich käme mir einfach komisch vor, wenn ich für meine kleinen Beiträge hier von irgendjemanden 17 Cent zugeteilt bekäme. Ich könnte mich nicht freuen, wenn ich am Ende des Monats feststellen würde, mit meiner Bloggerei 20 Euro verdient zu haben. Wenn ich mir vorstelle, in einem Monat 20 Beiträge geschrieben zu haben und durchschnittlich einen Euro pro Beitrag zu bekommen, käme ich mir vor wie ein journalistischer Ein-Euro-Jobber. Dann lieber gar nichts.

Zumal mein Antrieb für diese Seite keineswegs der Gedanke ist, in irgendeiner entfernten Zukunft mein Leben zu finanzieren (was ohnedies völlig unrealistisch wäre).  Ich freue mich, wenn meine Beiträge auf ein bisschen Resonanz stoßen, wenn man idealerweise etwas darüber diskutiert oder aber wenn sogar jemand auf diese Seite verlinkt. Und vor allem: Es ist mein Blog, meine Seite, mein ganz privates und von niemanden zu beeinflussendes Vergnügen.

Das, mit Verlaub und allem Respekt, ist mir tausendmal lieber als 20 Euro von Flattr.

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Martin

    Also ich bin ein reiner Zahler und habe keinen Blog, in dem ich was verdienen könnte, aber das macht mir auch nix 🙂

    Ich find es auf jeden Fall erstmal gut, dass sich überhaupt was tut in Sachen Paid Content. Ob es dann am Ende Flattr bleibt oder sich noch andere Wege auftun ist mir im Prinzip erstmal egal. Vllt ergibt sich damit für den ein oder anderen auch die Möglichkeit ergibt eben doch davon zu leben, wenn es ein paar Nutzer mehr gibt.

    Ich bin kein Fan der großen Zeitungen, unter anderem, weil ich dort oft Inhalte und Autoren finanziere, die mich nicht interessieren. Mit Blogs wurde das anders und wenn ich dann dazu beitragen kann, Unabhängigkeit zu erhalten, dann finde ich das gut 🙂

    Und das beste daran ist, es ist freiwillig. Niemand muss den Knopf einbauen und niemand muss ihn drücken.

  2. Johannes

    Wenn es so billig bleibt, bringt es wirklich nichts.

    Und momentan ist ein Blog ja doch oft eher ein qualifizierendes Aushängeschild als eine Einnahmequelle.

    Aber beides kann sich ja vielleicht ändern.

  3. Dirk Burchard

    2001 hatte ich mal ein Symbol entworfen [www.cfiw.de/logo.html] einfach zum Verlinken auf indivduell zu bestimmende Fördermöglichkeiten, sowie Sponsoren- und ggf Urhebernachweise (etwa bei Verwendung von Materialien Dritter). Habe für dieses Konzept aber leider nicht wirklich Mistreiter finden können…

  4. nolookpass

    Warum diese entweder-oder-„Argumentation“? Könnte ein geflättertes Blog kein privates und unabhängiges Vergnügen mehr sein?

    Und außerdem widersprechen sich die beiden Begründungen meiner Ansicht nach. „Dann lieber gar nichts“ hieße ja, wenn nur mehr rumkommen würde, hätte das hehre „ich möchte fürs Bloggen eigentlich nicht bezahlt werden“ keine Gültigkeit mehr.

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