Der DJV-Reflex

Man muss schon manchmal staunen, wie reflexartig Dinge beim Deutschen Journalistenverband passieren (Disclosure: Ich bin Mitglied dieses Verbandes). Beispielsweise immer dann, wenn es um neue Medien und um Teilhabe von Nutzern an Medien geht, ist schnell die Rede davon, dass man damit die Arbeit von Journalisten entwerte. Nun darf man sicher darüber debattieren, was die Redaktion der „Bild“ mit dem zu erwartenden Material der avisierten 1000 User mit Videokameras anfangen wird;dabei handelt es sich um eine grundsätzliche Debatte, die letztendlich in die Frage mündet, wo die Grenzen von „Leserreportern“ zu setzen sind. Aber eine Entwertung journalistischer Arbeit? Das kommt mir ähnlich reflexartig vor wie das ständige Gegeneinandersetzen von Bloggern gegen Journalisten, was sehr häufig in der Frage endet: Journalisten oder Blogger? Warum nicht einfach beides zusammen?

Bei den Leserreportern ist es ähnlich:

Es sei nicht hinnehmbar, dass die Bilder filmender Leserreporter das Material von professionellen Journalisten auf den Online-Seiten der Bild-Zeitung verdrängten. „Leserreporter mögen ambitioniert sein“, sagte Konken, „Gewährsleute für journalistische Qualität sind sie nicht.“

Schreibt der DJV in seiner Pressemitteilung – ganz so, als sei das in irgendeiner Weise die Idee, die hinter der Einbindung von Lesern in ein journalistisches Projekt steckt.  Niemand wird ernsthaft auf den Gedanken kommen, Journalisten durch Laien zu ersetzen, schon alleine deswegen nicht, weil man den Nutzer/Leser da nicht unterschätzen darf. Er ist schon durchaus in der Lage zu erkennen, ob ein Profiteam einen journalistisch ambitionierten Beitrag dreht – oder ob der Kegelverein Glück-Glück sein unerwartetes Treffen mit Jürgen Drews auf Malle dokumentiert. Zumal inzwischen auch ziemlich eindeutig geregelt ist, was man darf und was nicht. Wenn Prinz Poldi auf der Autobahn mal eben für kleine Jungs muss und jemand fotografiert ihn dabei, darf das trotzdem nicht gezeigt werden. Und mal ehrlich, was ist bisher passiert? Ich habe bei all den diversen Leser-und Zuschauerprojekten, die es inzwischen landauf-landab so gibt, noch nicht eines entdeckt bei dem ich mir dachte: Oha! Gefahr im Verzug! Jobs gefährdet!

Viel eher ist mein Eindruck, dass die Tatsache, dass wir Journalisten eben nicht mehr die einzigen Gralshüter des Inhalts sind, bei dem einen oder anderen immer noch für latente Verstimmung sorgt.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Christoph Rohde

    Der Unterschied zwischen Journalist und Blogger ist wohl, dass der Journalist im Leben von Protagonisten, v. a. Politik, Sport oder Gesellschaft, drin ist, Leute kennt und O-Töne hat. Der Rest ist so ein unverbindliches subjektives Blabla, oft schön gemacht, aber eben von Leuten ohne Netzwerk zu den Entscheidungsträgern…

  2. cjakubetz

    Öhm…also mir fielen auf einen Schlag eine Menge Blogger ein, die Leute kennen, O-Töne haben, bestens vernetzt sind und alles andere als „unverbindliches subjektives Blabla“ schreiben.

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