Das ganze Leben ist ein Klick

ARD, ZDF und die Zeitungsverlage haben eine Lösung gefunden. Zumindest sind sie auf irgendeinem Weg sich zu einigen, wie man künftig im Netz miteinander umgehen will. Kurz zusammengefasst soll das so aussehen, dass die Sender im Netz etwas weniger Text machen und sich dafür darauf konzentrieren, das zu bringen, was es im Fernsehen und im Radio sonst auch so gibt. Nämlich was zum Anschauen und was zum Hören. Die Lösung lautet also, dass man einfach die alte in die neue Medienwelt überträgt, Fernsehen ist Fernsehen und die Zeitung bleibt das tägliche Ding zum Lesen.

So weit, so gut. Man kann allerdings auch ohne juristische Kenntnisse und ohne Ahnungen, ob und wie so etwas juristisch durchgehen würde, schon jetzt absehen, was der Haken an der ganzen Sache ist: Der User wird sich dafür herzlich wenig interessieren. Weil er nicht so denkt, weil er schon Lage begriffen hat, dass die digitale Welt nicht den Prinzipien der analogen folgt und dass die Claims, die man jetzt nochmal abzustecken versucht, keine mehr sind. Niemand, wirklich niemand geht mit der Idee ins Netz: Erst schaue ich ein bisschen fern (beispielsweise bei der „Tagesschau“), danach höre ich Radio und dann lese ich noch etwas Zeitung. User, die man keineswegs für so einfältig halten darf, wie einzelne CDU-Abgeornete es tun, ticken anders. Nicht unbedingt so, als dass man sich als Inhalteanbieter darüber freuen müsste und auch nicht so, dass die ganze Geschichte dadurch einfacher wird. Aber generell denkt der User: Ich will. Jetzt, hier und sofort. Begriffe wie „umschalten“, „umblättern“ und andere analoge Lustigkeiten, die wir Älteren noch kennen, sind ihm fremd. Für den digitalen Nutzer ist das ganze Leben ein Klick, das ist die einzige Kategorie und die einzige Währung, in der er denkt. Er kennt kein Programm mehr, keinen Redaktionsschluss, logischerweise auch keine Kanäle und kein Medium und keine Pause mehr, er kennt nur: jetzt und sofort. Klick.

Die Sender und die Verlage tun hingegen tun so, als könne man einfach so weitermachen wie bisher, nur eben digital und im Netz. Und werden, wenn sie sich nicht langsam ihrer neuen Umgebung anpassen, verlieren. Beide. Das Netz ist nicht Zeitung ist nicht Radio ist nicht Fernsehen. Und ja: Es überlebt auch ganz gut ohne.

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Johannes Flörsch

    So weit, so gut. Aber gibt es auch was, was du denen konstruktiv mitteilen könntest, wenn sie dich fragten? Was ist aus Sicht eines ZDF, einer ARD et al. denn das, was wir Internet nennen?

    schöne Grüße

    johannes flörsch

  2. cjakubetz

    @Johannes: Das Problem ist eher ein politisches als ein inhaltliches. Dass die Redakteure der Sender wissen, wie man Internet macht, würde ich nicht bezweifeln. Nur dass sie jetzt irgendwann mal eine Art amputiertes Internet machen sollen. Ich bezweifele, dass das geht.

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