Warum wir uns selbst so lieben

Versprochen, das wird das letzte Posting zum Thema „Dialog-Seite“ in der AZ. Aber die Osterausgabe ist zu bizarr, als dass man sich das entgehen lassen könnte…

Diese so genannte Dialog-Seite besteht diesmal aus satten zwei (zum Mitschreiben: zwei) Leserbriefen. Insgesamt ca. 30 Zeilen. Dafür bekommt der OB Ude den Aufmacher auf dieser Seite zur Verfügung gestellt, den er dazu nutzt, auf knapp einer halben Seite der 80jährigen TV-Kritikerin „Ponkie“ seine Aufwartung zu machen. Das also versteht man dort in der Sendlinger Straße unter Dialog, wenn der OB einen Monolog hält.

Natürlich soll die gute „Ponkie“ gewürdigt werden, keine Frage. Ein paar Seiten später tut die AZ dies auch – auf einer ganzen Seite. Eine Horde beinahe 80jähriger von Dietl bis Hildebrand würdigt Ponkie ausgiebigst, so dass unter dem Strich folgendes rauskommt:

Platz für Ponkies 80.: 1,5 Seiten.

Platz für Dialog: 30 Zeilen. 

Und so selbstverliebt, wie wir nicht nur bei der AZ sind, negieren wir natürlich fleißig weiter, dass es einen Bedarf gibt, auch einmal das eigene Selbstverständnis auf den Prüfstand zu stellen. Wir schimpfen weiter auf das doofe Internet, weil uns dort der User manchmal unangenehm nahe auf die Pelle rückt und zudem sich manchmal auch noch die Frechheit rausnimmt, selbst zu publizieren – wo das doch unser Privileg sein sollte. 

Ich gehöre bestimmt nicht zu denjenigen, die den klassischen Journalismus als tot betrachten. Aber wenn ich solche Dinge sehe – dann denke ich zumindest, dass er auf einem guten Weg ist, sich selbst zu beerdigen. Und ehrlich gesagt: Es wär´nicht mal schade drum.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Thomas Mrazek

    Schau in die heutige Ausgabe: Im Sportteil fehlt der Spielbericht zu Erzgebirge Aue gegen 1860 (was man ja als Löwen-Fan auch leicht verkraften kann). Die Redakteure Oliver Griss und Frank Schneider faseln, dass das Spiel im Steigerwald-Stadion (das steht in Erfurt) stattgefunden habe. Das erinnert an die Irrfahrt einiger Clubfans vor Jahren nach Aalen in Württemberg statt nach Ahlen in Westfalen.

    Eher ein Werbetext für einen Reiseprospekt ist das „Interview“ von Frank Schneider mit einem österreichischen Hotelier, der die Löwenelf in den kommenden Tagen beherbergt. Auf der ersten Seite des Sportteils werden dazu gleich drei Bildchen vom wunderschönen Hotel und der Salzburger Landschaft abgebildet. Ich will ja nix sagen … (-;

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