Lokalchef der Zukunft

Kann mich noch gut erinnern, wie vor 15 Jahren Stellenbeschreibungen eines Lokalchefs einer Tageszeitung aussahen. Dass er sich mit der Region irgendwie verwurzelt fühlen müsse, dass er schreiben können soll und Mitarbeiter anleiten soll und dass er einen irgendwie kuscheligen Wohlfühl-Lokalteil zusammenschreiben soll. Dass er trinkfest sein soll, stand zwar nicht dabei, wurde aber irgendwie auch erwartet.

Heute beim Scannen die Stellenanzeige der Münsterschen Zeitung gefunden, deren künftiger Lokalchef auch noch folgendes können/haben soll: Internet-Kenntnisse, multimediale Fähigkeiten (O-Ton).

Da mag mancher Digital-Verweigerer aufjaulen, aber das ist die Realität 2006: Sogar im Lokalen wird jetzt gefragt, wie du es mit der Digitalisierung hältst. Es gibt so manchen 25-Jährigen, den ich in jüngster Vergangenheit kennengelernt habe, dem ich das gerne um die Ohren hauen würde.

Außerdem, und da wird´s dann wieder ulkig, suchen sie in Münster einen Lokalchef, der „Mut zu fortschrittlichem Layout“ hat. Wer formuliert eigentlich derart drollige Stellenanzeigen?

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Atti

    Immerhin besteht Interesse an der
    -Weiterentwicklung unserer Zeitung-
    d.h. es wird durchaus Potential nach oben gesehen. Da müsste Dein Herz doch Freudensprünge machen.
    (Ja, ich weiß: Mittlerweile schreibt man wohl Potenzial. Aber für irgendwas muß die Lateinquälerei doch gut gewesen sein. Romanes eunt domus.)

  2. cjakubetz

    Zufälligerweise sind mir einige dort handelnde Personen nicht unbekannt. Ich hege alleine deswegen schon leise Zweifel. Davon abgesehen würde vermutlich sogar das Vereinsblatt der Dingolfinger Kaninchenzüchter behaupten, es wolle sein Blatt „weiterentwickeln“. Für solche Stellenanzeigen müsste es eigrentlich ne Standardstrafe geben: Du schreibst jetzt hundertmal Romanes eunt domus. Römer, geht in das Haus.

  3. Atti

    Ich traue Dir durchaus zu, eine gewisse unterschwellige Ironie meinerseits erkannt zu haben.
    Hab gerade keine Palastmauer zum schreiben hier. Und das grammatikalisch richtige Ergebnis war (glaub ich):
    Romani ite domum! Jeder ehemalige Lateinschüler bekommt bei dieser Szene ein beklemmendes Gefühl.

  4. cjakubetz

    AAAA….Akkusativ, Akkusativ!!

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