Über die Relevanz von Bilderserien

Vorweg, bevor Sie zu gähnen beginnen: Nein, heute geht es nicht um die Kollegen von sueddeutsche.de. Es geht auch nicht um eine einzige Bilderserie, die mal wieder in ihrem ganzen Irrsinn präsentiert werden müsste, sondern es geht um die Bilderserie im Großen und Ganzen.

Zwei Argumente hört man von den Befürwortern der inflationären Bilderstrecken immer wieder gerne. Nämlich dass erstens Bilder und damit vulgo auch die Bilderstrecken ein beliebtes und legitimes journalistisches Darstellungsmittel seien. Und dass, zweitens, Journalismus ja auch Spaß machen dürfe und es nirgends geschrieben steht, dass es den ganzen Tag um die Entwicklung in Darfur und den sinkenden Fischbestand im West-Atlantik gehgen müsse. Beide Argumente sind so richtig wie irreführend. Denn niemand, der die Klickmaschinen kritisiert, fordert im Gegenzug die totale Freudlosigkeit im Journalismus (dafür gibt´s ja schon FAZ und Zeit).

Was wirklich nervt an den Klickmaschinen: Sie machen in ihrer Beliebigkeit, mit der sie jeden Tag brachial auf den Online-Markt geworfen werden, jede inhaltliche Relevanz kaputt. Jene Relevanz, von der die Qualitätsmedien der Graff-Prägung ja gerne behaupten, dass sie nur von ihnen gewährleistet werden könne. Und dann klickt man sich eines Morgens durch die Seiten des „Nachrichtensenders“ n-tv, der natürlich auch schon lange entdeckt hat, dass man jede IVW-Statistik mit den Klickmaschinen aufhübschen kann. Dort steht dann der 40. Geburtstag eines spanischen Thronfolgers mit ebenso vielen (im übrigen: völlig belanglosen) Bildchen direkt neben einer Bildstrecke zu Hitlers Machtergreifung und man fragt sich allen Ernstes, warum man Journalismus noch halbwegs ernst nehmen soll. Wenn man für ein paar Klicks mehr noch den letzten inhaltlichen Maßstab über Bord wirft, ist die Belanglosigkeit schnell erreicht.

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