Gibt es in zehn Jahren noch gedruckte Zeitungen? Oder hat das gedruckte Medium nur noch acht Jahre vor sich oder vielleicht doch noch 14, die Mr. Ballmer als potenziellen Zielkorridor offen lässt? Oder ist es nicht doch etwa so, wie ein gewisser Professor Oberreuter aus Passau meint (den man normalerweise nur irgendwas fragt, wenn es um die Zukunft der CSU geht) – nämlich dass in so einer Zeitung irre viele Informationen drin stehen und es deshalb die Zeitungen immer geben wird?
Keine Ahnung, das wievielte Mal dieses Fass jetzt aufgemacht wird. Ebenfalls keine Ahnung, warum man sich nun teilweise „ungläubig“ mit Ballmers Zehn-Jahres-Theorie auseinandersetzt. Diese Debatte ist deswegen irrelevant, weil sie am eigentlichen Kern der Sache vorbeigeht. Dieser Kern ist nicht, wie lange es dauert, bis Zeitungen vom Markt verschwinden; ich denke nicht mal, dass es sonderlich interessant ist, darüber zu diskutieren, ob sie überhaupt vom Markt verschwinden. Das lenkt vom eigentlich Wichtigen ab: nämlich, dass sie sich ändern werden müssen, wenn sie irgendeine Überlebenschance haben wollen. Die Tageszeitung, wie wir sie jetzt kennen, ist in jedem Fall ein Auslaufmodell. Nicht, weil sie gedruckt wird, sondern weil sie in sehr vielen Fällen das Falsche druckt. Weil sie immer noch dem grundlegend falschen Selbstverständnis folgt, sie müsse ein Abbild des Tages von gestern sein. Natürlich kann eine Tageszeitung nur den Tag davor reflektieren. Nur: Sie müsste ihn analysieren, kommentieren, glossieren, einordnen. Damit hätte sie eine Chance. Mit dem Wiederkauen dessen, was man schon lange und vielfach gelesen hatte, werden sie nicht weiterkommen. (Nein, ich halte diese Theorie nicht für besonders neu und exklusiv. Und ich halte sie eigentlich auch nicht für spannend, sondern für akzeptiertes Allgemeingut. Nur wenn ich dann wieder mal so durch die geballten Tageszeitungen blättere, dann komme ich zu dem Schluss, man sollte sie vielleicht nochmal wiederholen, selbst im Jahr 2008).
Mir ist auch nicht so ganz klar, warum Zeitungen (gilt manchmal auch für andere konventionelle Medien) mit einer solchen Brachialgewalt daran festhalten, ihre Inhalte unbedingt auf ihrem bisherigen Trägermedium und unbedingt stationär und linear verkaufen zu wollen. Das ist der entscheidende Fehler in der Zukunftsplanung. Wenn Medien zunehmend auf den unterschiedlichsten Kanälen nutzbar sind, wenn sie non-linear aufgebaut und auch mobil zu haben sind, was wäre das dann bitte sehr für ein Quatsch, sie dem Nutzer genau andersrum aufdrücken zu wollen? Von mir aus (sag ich jetzt ganz banal als Nutzer) können Zeitungen ja gerne gedruckt werden, ich blättere eigentlich ganz gerne. Aber ich hätte gerne auch auf meinem iPhone anständige Medieninhalte und Online sowieso und auf meinem iPod auch. Und ich würde gerne meinen „Stromberg“ und neuerdings auch wieder sehr bevorzugt meinen Kommissar Keller dann schauen, wenn ich gerade Zeit habe. Also, zum Mitschreiben, liebe analoge Kollegen: Bernd Stromberg ist großartig. Also sperrt ihn bitte nicht ein auf dem Sendeplatz 22.30 am Montag. Die Leitartikel von Kurt Kister sind jedesmal ein blankes Vergnügen. Also gebt ihn mir bitte auch digital. Der NDR2-Wochenrückblick ist ein echtes Radiohighlight. Aber ich wohne in München. Danke also für den Podcast.
It´s the content, stupid…angekommen??