Das Prinzip Zeilenhonorar

Natürlich ist mir schon seit längerem klar, dass ein beträchtlicher Teil der Tageszeitungen in Deutschland freie Journalisten mit Honoraren bezahlt, bei denen man sich wundern muss, dass es überhaupt noch lebende freie Journalisten gibt. Es muss jedenfalls eine ganze Idealismus (oder was auch immer) dahinterstecken, wenn man einen Monat lang ziemlich aufwändig arbeitet und dann 1500 € brutto verdient hat.

In diesem Beitrag von „Zapp“ wird es ja auch durchaus deutlich gesagt: Wer ausschließlich für Tageszeitungen als freier Journalist arbeitet, der hat ein ziemlich hartes Los. Insofern: Kann man wirklich einem Journalisten böse sein, der sich nebenher noch ein paar Euro in die Kasse holt, in dem er PR macht? Und welches Anrecht hat eigentlich ein Zeitungsverlag (und ja, ich meine durchaus auch solche, die hier in meiner unmittelbaren Umgebung angesiedelt sind), noch von Journalismus und anderen hehren Grundsätzen zu sprechen, wenn er Journalisten für das Ergebnis eines eintägigen Jobs mit 50 oder 100 Euro abspeist und gleichzeitig auch noch komplette Rechteabtretung incl. Onlineverwertung verlangt?

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. pje

    Richtig. Ein Beispiel: Meiner Frau wurde bei einer der besagten Tageszeitungen dreimal hintereinander das Zeilenhonorar falsch berechnet (zu Ihren Lasten, versteht sich). Als sie reklamierte, gab man ihr zu verstehen, dass sie es eigentlich als Ehre betrachten müsste, überhaupt als freier Mitarbeiter bei dieser Zeitung zu arbeiten. Die Konsequenz: Schluss mit Zeilenhonoar und Tageszeiten. Seitdem schreibt sie für Fachzeitschriften gegen ordentliches Pauschalhonoar. Nebenbei bemerkt betrachten diese Zeitschriften es als Ehre, sie als Autorin beschäftigen zu dürfen. Feine, aber nicht kleine Unterschiede…

  2. Sylvia Kreye

    Als Musikerin und freie Musikjournalistin habe ich bereits für diverse Tageszeitungen, aber auch namhafte Musikzeitschriften Fachtexte verfasst (Opern- und Konzertrezensionen, Noten-, Buch- und CD-Besprechungen). Leider habe ich aber auch mit großen Verlagen namhafter Fachzeitschriften oft unangenehme Erfahrungen machen müssen: in einem Fall wurden mir für einen zweispaltigen, eine halbe A 4-Seite umfassenden Artikel (Fachbesprechung einer Notenausgabe)nur € 26,– gezahlt!
    Da ich auch mit anderen Fachverlagen ähnliche Erfahrungen machen musste, habe ich meine journalistische Tätigkeit zur Zeit erst mal aufs Eis gelegt und widme mich lieber dem Gesang!!

  3. Uklatsch

    Hm, interessant. Ich spiele eigentlich mit dem Gedanken, mich irgendwann einmal als freier Journalist zu versuchen. Aber das hier Gesagte klingt natürlich nicht gerade ermutigend.
    Eine Frage: Wie berechnet man das Zeilenhonorar? Gibt es eine „Norm“-Zeile? Wie viele Zeichen beinhaltet dieses?

    Danke schonmal und beste Grüße.

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