Spekulation erzeugt Gegenspekulation

Es ist ja schon ein merkwürdiges Schauspiel, das da momentan abläuft: Die „taz“ bringt eine Geschichte über das vermeintliche Liebesleben Horst Seehofers. Die Geschichte steht, nimmt man es genau, auf ziemlich wackligen Füßen. Ein paar Auszüge der „Belege“,  die die „taz“ anführt:

Bald hörte man in Berlin von CSU-Leuten: „Die sind noch zusammen.“

„Der hat uns von Anfang an die hinters Licht geführt“, wurde geraunt.

„Um Gottes willen“, stöhnte einer der Oberen zwei Wochen vor dem Wahlgang, „ausgerechnet jetzt!“

„Wie kann man nur so heucheln“, raunen CSU-Spitzenleute.

Da wird also allenthalben viel „geraunt“ in dieser Geschichte, man „hört“ so einiges — und genau das ist ihr Problem. Sie bleibt de facto jeden Beleg schuldig und bewegt sich insofern auf sehr dünnem Eis. Stimmt sie, war sie ein Scoop — stimmt sie nicht, war es Rufmord. (Nebenbei: Ob sich angesichts des vielen Raunens und des häufigen Auftauchens des Wortes  „soll“  die Überschrift „CSU wieder schwanger“ presserechtlich halten lässt, würde ich anzweifeln; aber das nur nebenbei).

Momentan jedenfalls läuft ein unschönes Spiel ab. Denn natürlich fühlen sich einige jetzt unter Druck gesetzt und spekulieren über die Richtigkeit der Spekulation. Die „Süddeutsche Zeitung“ beispielsweise kaut heute wieder, was gestern in der „taz“ stand, mit dem Vermerk darauf, dass es ja nicht stimmen müsse, so aber nun mal in der Zeitung gestanden sei und dies wiederum für Unruhe in der Partei sorge und man darüber berichte — also, über die Unruhe.

Und natürlich ist es nicht nur die SZ, die das so betreibt. „Welt“, „PNP“, „Mittelbayrische“, „Stuttgarter Nachrichten“, „, „Netzeitung“ und ganz viele andere — das böse Gerücht ist in der Welt und zieht jetzt weite, sehr weite Kreise. Da dürften sich ein paar Spin-Doctors gerade die Hände reiben.

Und mehr denn je bin ich mir absolut nicht mehr sicher, ob sich Journalisten auf solche Spiele einlassen sollten.  Letztendlich hat man sie nämlich nur missbraucht.

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