Bankenverband: „Blockierer des Jahres“

Anti-Award: Die verschlossene Auster, der Preis für den „Informationsblockierer des Jahres“, geht 2009 an den Bundesverband deutscher Banken (BdB). Die Interessensvertretung erhält die negativ Auszeichnung stellvertretend für seine rund 220 Mitglieder. Verliehen wird die verschlossene Auster von der Journalisten-Vereinigung Netzwerk Recherche.

„Die meisten Banken betreiben ihre Öffentlichkeitsarbeit nach dem Muster Tricksen, Tarnen, Täuschen,“ sagte Thomas Leif, Vorsitzende von Netzwerk Recherche, anlässlich der Verleihung. „Mit dieser Methode versuchen sie von ihrer eigenen Verantwortung für die Finanzkrise abzulenken. Mit ihrem Motto ‚Schuld sind immer die anderen‘, sind sie bislang beängstigend erfolgreich.“ Der Geschäftsführende Vorstand des Bankenverbandes, Manfred Weber, zeigte Größe und nahm den Anti-Award persönlich entgegen. „Ich kenne zu viele Fälle, in denen Banken unglücklich oder gar nicht kommuniziert haben. Da schließe ich auch den Bankenverband nicht aus“, sagte Weber. Den pauschalen Vorwurf, die Banken hätten die Aufklärung behindert, wies er zurück. Die Arbeit des Verbands sei „hochgradig transparent“. Gleichwohl brauche er die kritische Begleitung durch Journalisten und Wissenschaftler. „Jeder Fehler ist ein Fehler zu viel.“

Das schreibt „Meedia“ — und wenn man jemals versucht hat, mit Banken als Journalist zu kommunizieren, dann kann man bei dieser Wahl nur applaudieren. Der Kreml ist eine fröhliche Plauderrunde dagegen. Bei der „Dresdner Bak“ übrigens gibt´s glaub ich gar keine Pressestelle mehr. Und wenn das eine ist, dann sitzen da eher die Praktikanten drin.

Besonders lustig ist in den Zusammenhang der Sparkassenverband Bayern. Der schreibt derzeit auf seiner Webseite, es könne ja von Kreditklemme gar keine Rede sein, im Gegenteil, man habe sein Kreditengagement erheblich ausgeweitet:

Die von den Sparkassen den Unternehmen zur Verfügung gestellten Kredite stiegen von Januar bis Oktober 2008 um 10,5 Prozent auf 48,4 Mrd. Euro. Auch im Oktober lagen die Darlehensneuzusagen mit 7,1 Prozent deutlich über dem Vergleichsmonat in 2007. Sparkassen werden auch in der anhaltenden Finanzkrise an den Finanzmärkten ihrer Verantwortung für den Mittelstand gerecht.

Das ist originell – man hört exakt im Okrober 2008 auf mit der Statistik. Und raten Sie mal, was sich im Oktober 2008 so richtig Bahn brach?

Und für den Fall, dass nächstes Jahr dann rauskommen sollte, dass die Sparkassen dann doch ein paar Kredite weniger rausgegeben haben, hat man mit einer Erklärung schon vorgesorgt:

Sie befürchten jedoch, dass als Folge der einsetzenden Konjunkturschwäche ein Nachfrage-Rückgang nach Krediten spürbar wird.

So ist das also: Es gibt keine Kreditklemme, es gibt nur weniger Nachfrage.

Gibt´s neben dem Blockierer-Preis eigentlich auch einen für die grandioseste Verdummung?

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. S. Michael Westerholz

    Ich weiß, Herr cj, den Deutschkenner Schneider mögen Sie nicht. Aber lesen Sie doch bitte den SPIEGEL-Menschen mit seinem Buch über den DATIV. Und dann schauen Sie sich Ihren Vorspann an – es heißt halt einfqach nicht „ihr – seiner“.

    Nichts für ungut, es ist halt einfach nur so dahingesagt.

  2. Hans Schmid

    Sorry, der entsprechende Text wird zeitnah aktualisiert. Hier die Daten (nach Oktober 2008) Im ganzen Jahr 2008 stieg das Neukreditgeschäft im Segment Unternehmenskredite überproportional stark an. Die Kreditauszahlungen an Unternehmen und Selbstständige zeigten einen klaren Aufwärtstrend. Sie lagen bei einem Volumen von 8,3 Mrd. Euro um 11,4 % über dem Vorjahr. Und diese Entwicklung setzt sich auch in diesem Jahr fort. So wurden in den ersten drei Monaten 2009 erneut die Auszahlungen um 11 % erhöht . Die bayerischen Sparkassen sind in der Lage, jedem Unternehmer und jedem Pri-vatmann Kredite auszureichen, sofern er es wünscht und sofern der Kredit seriös vertretbar ist.
    Hans Schmid, Pressesprecher, Sparkassenverband Bayern

  3. cjakubetz

    Dann warten wir mal, welche Zahlen 2010 auf den Tisch kommen – nach meinem Wissen bilanzieren Sparkassen nach HGB. Aber das führt auf dieser Seite dann vielleicht doch etwas arg weit 🙂

  4. S. Michael Westerholz

    Aber, aber, lieber Herr jc, soll das heißen, dass Sie vor Ihrer Veröffentlichung zur Sache beim gescholtenen „Bankenverband“ nicht exakt nachgefragt haben?

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