Keine Ahnung, ob der Selbstmord Robert Enkes die größte Tragödie ist, die es im deutschen Fußball jemals gegeben hat. Das ist auch nicht weiter wichtig, sicher ist nur: Es ist eine Tragödie. Eine mit entsetzlichem Ausmaß, eine für die man auch 12 Stunden später — recht besehen — keine treffenden Worte finden kann.
Trotzdem setzen im Journalismus alle Reflexe ein, die man als abgebrühter Nachrichtenjäger haben kann. Da setzt ein Mensch mit 32 seinem Leben ein Ende — und dann sehen wir: Bildergalerien bei sueddeutsche.de, Bildergalerien bei bild.de, Bildergalerien bei Spiegel Online. Man sieht die Jagd nach dem schnellen, billigen Klick und fühlt sich angewidert, weil sich bisher noch niemand an einer Geschichte über Robert Enke, über seine Tragödie, über den Menschen versucht hat. Weil noch niemand versucht hat darüber nachzudenken, warum neben Sebastian Deisler nun offenbar ein zweiter Top-Profi in psychologischer Behandlung war. Stattdessen: denken die Qualitätsjournalisten der Süddeutschen und von SPON (und vieler anderer) erstmal an die gute alte IVW, bauen Klickmaschinen zusammen, bedienen billigen Voyeurismus. Ah, das ist die Lokokomotive, vor die er sich warf? Oh, seht mal, da ist das (dezent abgedeckte) Auto Enkes, das gerade abtransportiert wird! O-Töne von Beckenbauer bis Zwanziger, praktischerweise bei SPON als kleine Klickstrecke arrangiert, man muss ja auch an die Quote denken, Sie verstehen.
Viel fällt mir nicht dazu ein, um ehrlich zu sein. Jemand bringt sich um — und Onlinejournalisten schaffen nichts anderes als die Klickstrecke.
Man kann das auch übrigens anders machen, wie FAZ.net beweist. Vielleicht haben die ein paar Klicks weniger als die mit Spielen und anderem Schrott hochpuschte SZ, aber lesenswerter, liebe Kollegen in München, lesenswerter, sensibler, journalistischer als eure elende Klickschinderei ist das allemal.
(Guter Text zum Thema übrigens auch bei 11Freunde).
Genau deshalb haben wir uns bei DerWesen.de für einen Kommentar entschieden und „nur“ eine Karriere- und eine Trauer-Fotostrecke gemacht.
Eigentlich kann sich ja kein Blogbetreiber davon freisprechen den Reiz zu spüren, ein solches Topthema aufzugreifen und was drüber zu schreiben. Bei mir siegt da noch die Pietät und das Wissen, dass ich nicht genug über Rpbert Enke weiß um was Sinnhaltiges zu schreiben. Dazu kommt, dass ich im Nachrufschreiben auch nicht sonderlich gut bin…von daher wirds bei mir wohl nichts zum Tod von Robert Enke geben…
Wie war das doch unlängst bei dieser Studie der TU Dreden – „Entzauberung eines Berufs“? Ein wichtiger Grund weshalb Leute nicht viel auf professionellen Journalismus geben ist, dass ihnen Pietät wichtiger ist als angebliches öffentliches Interesse (oder besser: Neugier?). Dieses Memo ging offensichtlich immer noch nicht an Alle.
Naja manche Zunft kann eben – wenigstens teilweise – wohlverdient zum Spaten greifen.
(Tu quoque sueddeutsche! :-/)
Auch in der bei aktuellen Nachrichten zuletzt oft gerühmten Sodcial Media Sphöre haben sich nicht alle mit Ruhm bekleckert. Was bei den Online-MEdien die Klciksäue sind hier – wenn man so will – Twitteratis, die aus solchen Anlässen „Kapital“ schlagen wollen. Den ganzen Blogpost über Licht und Schatten in der Social Media Welt gibt es hier: http://bit.ly/4Bysxt
Lieber Christian,
die Reflexhaftigkeit, die Du den Journalistenkollegen hier vorwirftst, betreibst Du mit solchen Beiträgen wie diesem doch selbst. Immer, wenn Du auf sueddeutsche.de oder SPON eine Bilderstrecke siehtst, holst Du die Klickschinder-Keule raus. Ich finde, das hat sich ziemlich abgenutzt. Lass Dir doch mal was neues einfallen.
Ja, die von Dir inkriminierte Klickstrecke ist nicht die tollste, aber besonders verwerflich finde ich es auch wieder nicht, mehr als 20 Reaktionen in dieser Form aufzufangen. Wenn Sie in einem Text untereinander geklatscht werden, ist das nicht besonders leserfreundlich.
Noch unhaltbarer wird Deine Kritik, weil Du nicht das gesamte Bild betrachtest. Heute morgen hatte sde sehr wohl auch einige Texte zum Enke-Tod online:
http://www.sueddeutsche.de/sport/747/494088/text/
http://www.sueddeutsche.de/sport/731/494072/text/
Und schließlich der Kommentar von Hans Leyendecker: http://www.sueddeutsche.de/,mein1m1/sport/744/494085/text/
der sich sehr wohl an einer Aufarbeitung versucht (auch wenn er jetzt den Zeitstempel 14:01 trägt, so habe ich ihn schon heute morgen auf der Seite gesehen, der Text wurde wohl nochmal aktualisiert).
Schöne Grüße
Bernd
DerWestenSport // Nov 11, 2009 at 11:51
Genau deshalb haben wir uns bei DerWesen.de für einen Kommentar entschieden und “nur” eine Karriere- und eine Trauer-Fotostrecke gemacht
Sieht man! zig strecken – nochmehr berichte – noch mehr klicks…
und es sollte sicher DerWesTen.de heißen…
Piettärslos
http://www.derwesten.de/nachrichten/sport/fussball/robert-enke.html
wieso werde ich denn von einem blogger zensiert?
der link nochmal für alle – die dem ersten kommentar nichts abgewinnen können
Hi all,
das Geheule über den Enke kann ich einfach nicht verstehen.
Für mich ist er der grösste Idiot des 21 Jh. Er hat alles gehabt, er ist in Deutschland aufgewachsen, hatte ne schöne Frau, nen schönen Job, er konnte den ganzen Tag Fussball spielen, das Jubeln der Massen, Geld wie Heu.
In Rumänien stehen an den Bahnschienen viele schwarze Kreuze. Das hat den Vorteil das wenn jemand im Zug fährt und Depressionen hat kommt er gleich auf die richtige Idee (sorry, das war ein Witz).
Ich kann jeden Selbstmörder in Rumänien verstehen, aber die wären heilfroh gewesen, wenn sie nur halb soviel Glück im Leben gehabt hätten wie dieser Tropf.
Der grösste Idiot des 20 Jh. war übrigens Adolf Hitler, aber der hatte wenigstens einen brauchbaren Grund (der Russe kommt). Aber welchen Grund hatte der Enke?
Ich komm mir vor wie bei den Leiden des jungen Wehrter. Das ist übrigens ein grauenhaftes Buch. Das nehme ich Goethe heute noch übel.
Holger Rösler
@Holger Rösler
jetzt geht`s Dir hoffentlich besser…
Nein nicht wirklich. Wenn ich glücklich wäre oder die Welt auch durch mich besser würde dann ja. Aber da habe ich wenig Hoffnung.
@holger rösler:
ich bin zwar dem ganzen enke-overkill in den medien ausgewichen, aber es wurde berichtet, er habe an depressionen gelitten. für jemanden wie dich mal einfach ausgedrückt: das ist eine psychische krankheit, die zur folge haben kann, dass man sich umbringt. einem solchen menschen nun hinterherzukotzen, er sei der größte idiot des 21. jahrhunderts, ist unglaublich menschenverachtend. vielleicht eine krasse gegenreaktion auf all die betroffenheit, aber an sich schon ziemlich dumm und voll daneben.
(@cjakubetz: was du hier für nen pöbel anziehst mit deinem blog, wundert mich. hast du echt nicht verdient.)
@DerWestenSport:
was für ne billige linkwerbung. könnter euch sparen, macht euch nur noch unattraktiver. und sich selbst auf die schulter zu klopfen, man habe nur zwei klickstrecken produziert und damit hier noch hausieren zu gehen, wie lachhaft ist das denn?
@cjakubetz:
„Es ist eine Tragödie. Eine mit entsetzlichem Ausmaß, eine für die man auch 12 Stunden später — recht besehen — keine treffenden Worte finden kann.“
meinst du das ernst? redet man so, wenn man 48h dauerberieselung von dem vorfall hinter sich hat? das macht mir irgendwie angst. da hat ein schienensuizid stattgefunden. ja.. und? passiert häufiger, durchschnittlich 18 mal pro woche in deutschland. hab ich was wichtiges nicht mitbekommen? was ist daran eine tragödie mit entsetzlichem ausmaß? komm mal wieder runter..
edit: nicht 48h, sondern 12h dauerberieselung
Schuld
jetzt wo es zu spät ist muss ein umdenken stattfinden….nur das traurige daran ist das herr enke angst davor hatte das seine krankheit an die öffentlichkeit kommt.dieses war auch ein grund die in zu dieser letzten maßnahme bewegte aus dem leben zu scheiden.was hätte die boulevardzeitung mit den 4 buchstaben wohl gemacht wenn er zum nationaltorwart in südafrika nominiert worden wäre und sie hätten von seiner krankheit erfahren. die erste seite wäre ihm sicher gewesen mit zitaten wie“und er soll im tor stehen“
oder wie es mich angeekelt hat wie bei der pressekonfernz als frau enke sprach sie im blitzlichtgewitter gestanden hat. wer macht das beste traurigste foto.
Herr Kai Diekmann und seine Kollegen haben längst den Respekt und die Würde des Menschen mit den Füssen getreten….für sie zählt nur die Auflage..nur das Herr Enke das nicht verkraftet hätte aber das ist ja egal…Hauptsache Seite 1 ist spektakulär….