Neun Thesen zum Qualitätsjournalismus

Vorbemerkung: Nein, ich werde jetzt nicht zum hauptberuflichen Thesenaufsteller und eigentlich kursieren mir auch gerade viel zu viele Thesen zu irgendwas. Aber die Donauuniversität Krems in Österreich hat mich für ein Seminar in der übernächsten Woche zum Thema „Qualitätsjournalismus“ um meine Thesen zu ebendiesem gebeten. Und weil ich für Österreich ja bekanntlich nahezu alles mache, bitte sehr:

1. Das analoge Zeitalter ist endgültig vorbei

Eigentlich ist das der überflüssigste Satz, den man jetzt noch sagen muss. Analoge Medien werden immer weniger eine Rolle spielen, die Welt ist durchdigitalisiert. Punkt. Eigentlich ist das gleichzeitig der wichtigste Satz, den man loswerden muss. Weil nämlich immer noch vielfach die merkwürdige Auffassung vertreten wird, es gebe einen kausalen Zusammenhang zwischen der Qualität eines Mediums und seinem Datenträger. Dieser Irrglaube ist erstaunlich weit ausgeprägt, naturgemäß stärker bei den Machern des Analogen. Dabei ist das so logisch als würde man behaupten, Musik sei besser, wenn sie auf einer Schallplatte gepresst ist. Das müsste man also nicht weiter debattieren, gäbe es nicht einen Aspekt, auf den Spiegel-Online-Geschäftsführerin Katharina Borchert unlängst aufmerksam gemacht hat: Legt man angesichts dieser Auffassung den Schwerpunkt auf eine bestimmte Plattform, wird die andere darunter unweigerlich leiden. Tatsächlich ist dies kein sehr theoretisches Konstrukt, sondern redaktioneller Alltag. Viele Onlineangebote leiden immer noch darunter, dass sie vernachlässigt werden — und das sehr häufig mit dem Argument, dass wahlweise Onlinejournalismus eh nicht so wichtig sei, ohnedies nur Geld koste und zudem das Hauptgeschäft immer noch das angestammte Medium sei. Mit den Folgen werden diese Angebote noch lange zu kämpfen haben. Trotzdem kehrt niemand mehr zurück in die analogen Medien, nur weil man dort immer noch darauf beharrt, gedrucktes Papier böte bessere Qualität als ein Bildschirm. Der Qualitätsjournalismus wird und muss in Zukunft also im Netz stattfinden. Banal? Ja. Und trotzdem dringend nötig gesagt zu werden,weil sich der Qualitätsjournalismus im Netz momentan in einer Sackgasse befindet. Man wird keine Qualität ohne Investition zu bekommen, man wird diese Qualität ohne einen Paradigmenwechsel nicht hinbekommen. Qualität wird sich zudem anders definieren. Qualität bedeutet eben nicht mehr nur, gründliche Recherche nach gängigen Maßstäben in hochqualitative Präsentation zu packen. Sondern auch anderes: Interaktion mit Nutzern, Erreichbarkeit auf vielen Kanälen, Begegnung und Moderation auf Augenhöhe.

2. Journalismus wird schneller

Zu den neuen Parametern der Qualität im Journalismus wird seine deutlich erhöhte Geschwindigkeit gehören. Schnelligkeit heißt nicht: Schlampigkeit, Flüchtigkeit, Belanglosigkeit. Und Internet bedeutet nicht: mal eben ein langes Stück auf eine Kurzfassung eindampfen. Als ich meinen ersten Job in einer Onlineredaktion antrat, schrieb damals die „Drehscheibe“, Hauptanforderung an mein Berufsbild sei es, aus 150 Zeilen mal eben 15 Zeilen zu machen. Das war seinerzeit schon unsinnig, heute ist diese Ansicht grotesk. Es geht nicht um Verkürzung und Verknappung. Sondern darum, dass Journalismus künftig eher einem „work in progress“ bedeutet. Und dass eine Geschichte im Grunde nie mehr „fertig“ ist, sondern dass es sich allenfalls um Bestandsaufnahmen handelt, die dann auf anderen, schnelleren und natürlich digitalen Kanälen wieder fortgeschrieben werden. Das betrifft vor allem die Printbranche.  Wenn sie überleben will, muss sie aus ihrer jetzigen Übergewichtung auf das Blatt ein ständiges Wechselspiel zwischen Print und Digital machen. Journalismus heißt künftig eben auch: Echtzeitkommunikation. Die technischen Optionen dafür gibt es, nur in den Köpfen ist das vielfach noch nicht. Das wird sich ändern, ändern müssen. Das perfekte Beispiel dafür gab es ohnedies in dieser Woche: Als Guttenberg zurücktrat, war (nicht nur) mein erster Reflex, als ich die Gerüchte hörte: Schau bei Twitter nach. Als das Gerücht auch bei Twitter lief, schaute ich auf die klassischen Webseiten. Aber eben erst: danach. Am Ende dieser Entwicklung wird stehen, dass eine solche Echtzeitberichterstattung journalistischer Standard ist. Und auch das ist eben eine Form von: Qualität. Muss man das? Ja, man muss.

3. Journalismus wird mehr gebraucht denn je

Zugegeben: Solche Sätze klingen manchmal wie das Pfeifen im Walde. Und ebenfalls zugegeben: Man könnte bei ihm den Verdacht bekommen, dass jetzt eine Runde Blog- und sonstwas-Bashing kommt. Nein, im Gegenteil. Blogs, Social Media, andere Publikationsplattformen sind gut, wichtig, erfreulich. Und sie sind dem Journalismus auch nicht per se unterlegen, wie gerne mal behauptet wird. Am Ende wird auch nicht mehr diese scharfe Trennung zwischen Journalismus und all den anderen Formen stehen.  Trotzdem brauchen wir auch weiterhin all das, was Qualitätsjournalismus auszeichnet: saubere und gründliche Recherche. Transparenz. Relevanz. Und ja, auch Handwerk, gutes, altes klassisches Handwerk wird dazugehören. Es gibt diesen Konflikt  Journalismus/Grasroots nicht. Es gibt allenfalls gute Ergänzungen. Wenn Journalisten klug sind und ihnen Qualität wichtig ist, nutzen sie beides. Ihre journalistischen Maßstäbe, ihr Können, ihr Wissen — und die Perspektiverweiterungen. Das eine kann mit dem anderen gut leben. Wenn Journalisten sich das zunutze machen, entsteht eine neue Form des Qualitätsjournalismus.

4. Journalismus wird sich weiter finanzieren

Einer der am meisten ziemlich sorglos dahin gesagten Sätze: Mit Journalismus lässt sich ja kein Geld verdienen. Internet ist und bleibt ein Draufzahlgeschäft. Dem versucht man mit allem möglichen zu begegnen, meistens ist das aber nur ein modifiziertes Beharren auf den bisherigen Geschäftsmodellen (auch und vor allem das Thema Leistungsschutzrecht). Richtig ist, dass genau diese bisherigen Geschäftsmodelle sich ihrem Ende nähern, sie sind Auslaufmodelle. Mit dem Internet hat das per se nicht sehr viel zu tun. Zumindest dann nicht, wenn man glaubt, dass wegen des Netzes plötzlich die Zahlungsbereitschaft zurückgegangen oder das Interesse an guten (eben: Qualitäts-)Inhalten zurückgegangen sei. Dem ist nicht so, nur haben sich Nachfrage und Angebot massiv verändert. Es ist also verbindlich schwerer geworden, Inhalte als gesamtes Paket zu verkaufen. Der Prozess ist dem langsamen Ende des Albums in der Musikindustrie gar nicht mal unähnlich. Es wird ja nicht weniger Musik gehört, das Interesse an Musik ist nicht geringer geworden. Aber die Zeiten, als man wie selbstverständlich ein ganzes Album gekauft hat, auch wenn man die Hälfte dieses Albums vielleicht eher öde fand, sind vorbei. Gestern habe ich mir das übrigens erst wieder bei der Lektüre des „Spiegel“ gedacht: Die Hälfte der Geschichten habe ich angelesen und dann wieder bleiben gelassen, weil sie mir schlichtweg egal waren. Dafür kann der „Spiegel“ nichts und ich behaupte ja auch nicht, dass diese Geschichten journalistisch schlecht gewesen wären. Sie interessierten mich nur einfach nicht. Und es wäre ja auch ein Wunder, wenn man sich für alles und jedes auf der Welt gleichermaßen interessieren könnte. Es gibt also, um das festzuhalten, sehr wohl Bedarf und Interesse an qualitativ hochwertigem Journalismus und es gibt natürlich auch eine Bereitschaft, dafür Geld zu bezahlen. Man muss es halt auch schaffen, den Nutzern klarzumachen, wofür man bezahlt. Ein Paradebeispiel ist für mich Richard Gutjahrs Aktion, auf eigene Faust nach Kairo zu fliegen und von dort aus in seinem Blog und via Twitter über den Umbruch in Ägypten zu berichten. Gutjahr hat am Ende der Aktion rund 5000 Euro eingenommen, das wenigste davon resultierte aus Honoraren. Die Menschen unterstützten Gutjahrs Berichtersttattung, weil sie ihnen einfach etwas wert war. Die Menschen sind nicht zahlungsbereit und wollen im Schnorrermedium Internet alles umsonst? Welch ein Unfug. Richtig ist aber, dass sich die Finanzierung des Journalismus künftig wohl über sehr viele Geschäftsmodelle verteilen muss. Und dass man diese Geschäftsmodelle vielfach erst noch suchen muss, sicher aber auch finden wird.

5. Journalismus wird partizipativ

Ich habe 1986 mit meinem Volontariat begonnen und weder dort, noch auf meinen diversen anderen Stationen habe ich jemals etwas davon gehört, dass man ja auch mal seinen Leser/Zuschauer fragen könnte, wenn man etwas nicht weiß. Oder wenn man noch eine weitere Sicht der Dinge bräuchte. Es war immer ein ungeschriebenes Gesetz, dass wir lieber noch den soundsovielten Sachbearbeiter in einer Behörde oder einen Experten für irgendwas fragen — als die, die es eigentlich am besten wissen könnten, nämlich die, für die wir arbeiten. Dieser Gedanke erschien uns widersinnig und manchmal wird man den Eindruck nicht los, dass es immer noch zu viele Journalisten gibt, die das heute auch noch als widersinnig betrachten. Journalismus war also, wenn man so will, immer auch ein Stück weit hierarchisch aufgebaut. Wir da oben, ihr da unten: Hatte man uns nicht auch immer beigebracht, dass wir Wissen vermitteln und die Welt erklären? Und wie soll jemand, der anderen Antworten gibt, von denen Antworten erwarten, wenn er sie doch eher geben soll? Anders gesagt: Ein Lehrer fragt ja auch nicht seine Schüler, wenn er gerade mal nicht weiter weiß. So sind wir geimpft worden, wenn ich es rückblickend betrachte: vielleicht einer der größten Irrtümer des Journalismus überhaupt.  Die Wendung fällt dafür umso radikaler aus. Es ist keineswegs so, dass wir gnadenhalber auch mal den Nutzer irgendwie ein bisschen beteiligen können. Wir müssen — und  nicht nur ein bisschen. Zum einen müssen wir das aus ganz pragmatischen Gründen, weil wir ja schließlich überleben wollen. Wie können wir erwarten, dass jemand mit uns redet, wenn wir nicht mit den anderen reden? Zum anderen wird der Journalismus dadurch ja keineswegs schlechter. Im Gegenteil, es gibt eine ganze Reihe von Beispielen, die belegen, wie sehr Journalismus davon profitiert, wenn man seine Community mit einbindet. Und es gibt schon jetzt Beispiele, die ein Muster dafür sind, wie sich das Binnenverhältnis zwischen Journalisten und Nutzern in Zukunft entwickeln wird. Jetzt.de oder „Neon“ sind viel zitierte und dennoch hoch relevante Beispiele dafür. Beide würden ohne ihre aktiven Nutzer nicht funktionieren. Es geht also schon lange nicht mehr darum, lediglich Standards der heutigen Tage mit kleinen Kommentarfunktionen auf der Seite zu erhalten. Um konkret zu bleiben: „Sueddeutsche.de“ ist die Vergangenheit, jetzt.de ist die Zukunft. Man darf sicher sein: sueddeutsche.de (und all die anderen) werden in fünf Jahren eher nach jetzt.de als nach Spiegel Online aussehen. Und auch wenn das Beispiel in den letzten Tagen etwas überstrapaziert wurde: Die Kraft des Kollaborativen hat sich gerade in der Causa Guttenberg sehr schön gezeigt. Indes, würde irgendjemand bestreiten, dass der Journalismus davon profitiert hat?

6. Journalismus verliert sein Monopol

Trotz alledem, auch wenn die Kollaboration und die Partizipation zunehmend zu Selbstverständlichkeiten werden: Der Journalismus wird sich damit abfinden müssen, dass er sein Monopol auf Information und Meinungsbildung verlieren wird. Auch wenn er sich die Kraft der Graswurzelbewegungen zunutze machen kann, ein Absorbieren durch Umarmen wird es nicht geben. Dazu haben Blogs und Soziale Netzwerke inzwischen viel zu sehr an Gewicht gewonnen. Es geht dabei nicht um das reine Adaptieren einer äußeren Form. Bloggen kann schließlich jeder, sogar Journalisten. Es geht darum, dass es inzwischen ausreichend Themen gibt, bei denen die Stimmen der anderen mindestens so relevant sind wie die der etablierten Medien. Wir sind noch ein gutes Stück entfernt von Zuständen wie in den USA, wo beim Nominierungsparteitag von Obama rund 400 Blogger hochoffiziell akkreditiert waren. Und vielleicht wird das bei uns in dieser Ausprägung auch nie so kommen. Wohl aber haben wir schon jetzt Blogs, die einfach Einfluss nehmen. Es muss ja zudem nicht immer darum gehen, dass ein einzelner Blogger über einen langen Zeitraumals eine weitere Stimme. wahrgenommen wird. Manchmal ist ein Blog oder eine Seite in einem sozialen Netzwerk auch nur für eine kurze Zeit die Stimme einer Bewegung, eines Themas. Sicher ist nur: Weder Blogs noch soziale Netzwerke sind kurzzeitige Phänomene. Sie werden bleiben.

7. Crossmedialität wird Standard

In vielen Köpfen hängt das ja immer noch so drin: Fein, wenn man auch ein bisschen Internet und Multimedia kann. Dabei ist es keineswegs mehr so, dass multimediales Können ein nettes Zusatzwissen ist. Qualität im Journalismus entsteht eben auch dadurch, dass er zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle in der richtigen Darstellungsform verfügbar ist. Und das überall in gleichbleibend hoher Qualität. Dass es ja nur das Netz, nur Facebook oder nur ein Blog sei, in dem man da gerade publiziert, hätte im Grunde nie als Ausrede für mindere Qualität herhalten dürfen. Spätestens jetzt aber, wo digitales Publizieren zum Standard geworden ist, zählt diese Ausrede, die noch nie eine war, noch weniger. Es ist eingetreten, was schon immer selbstverständlich hätte sein müssen: Natürlich erwartet der Nutzer, dass Arbeiten von Journalisten hohen Standards genügen (was denn sonst?). Umgekehrt bedeutet das für Journalisten aber auch zweierlei: sich erstens interessieren zu müssen für neue, vielleicht auch ungewohnte journalistische Darstellungsformen. Und zweitens das Beherrschen von weitaus mehr handwerklichen Fähigkeiten als wie das heute noch der Fall sein mag. Die wirklich unerträglichsten Sätze im Journalismus sind derzeit die, in denen es heißt, im Netz gehe es ja nicht so genau. Und dass das wackeln bei Videos ja auch seine eigene Ästhetik, seinen eigenen Charme habe. Zum merken: Schlechte Arbeit hat keinen Charme. Nicht mal im Netz. Wer es schlichtweg nicht kann, wird künftig nicht mehr wahrgenommen.

8. Journalismus wird hyperlokal, die Themen fragmentieren

Die Debatte um die thematische Zukunft des Journalismus wird gerne mal um das Thema Hyperlokalität geführt. Man verweist dann oft darauf, dass man im Zeitalter der Digitalisierung mühelos und kostengünstig Projekte auf die Beine stellen kann, bei denen nicht mehr Städte oder Landkreise den kleinsten gemeinsamen Nenner bilden — sondern Stadtviertel oder sogar Straßenzüge. Der Beweis dafür, dass dem so ist, ist lange schon erbracht, Beispiele gibt es genügend. Dennoch wird die Debatte darüber unnötig verengt, spricht man immer nur von der Hyperlokalisierung des Journalismus. Tatsächlich werden die potentiellen Themen der Zukunft immer spezifischer: Briefmarkensammler, Forellenzüchter, Liebhaber von Dampflokomotiven, es gibt nichts mehr, was nicht Gegenstand von mehr oder minder sachkundigen Publikationen ist. Journalismus wird deswegen auch Journalismus in den Nischen, wird weniger generalistisch und dafür deutlich spezifischer.

9. Die Empfehlung ist die neue Währung

Was zählt, ist die Empfehlung: Daran werden sich Journalisten zunehmend gewöhnen müssen. Keine noch so ausgeklügelte Marketing-Kampagne kann die persönliche Empfehlung ersetzen, geschweige denn sie überbieten. Für eine Empfehlung braucht es allerdings mehr, als einfach nur gute Geschichten zu machen. Unabdingbar dafür sind intensive Vernetzung, Kommunikationsbereitschaft, Kritik- und Dialogfähigkeit. Eigenschaften also, die man bisher nicht in Betracht zog, wenn man von Anforderungen an Qualitätsjournalismus sprach. Trotzdem:  Gerade die Präsenz durch Empfehlung ist immer auch ein Spiegel persönlicher Popularität und Akzeptanz.

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Jan Eggers

    Was Sympathie für Österreich nicht für wunderbare Dinge zur Folge hat… auf den Punkt, treffend, Pflichtlektüre.

    Einen Punkt allerdings möchte ich gerne ergänzen: Der Satz „Journalismus wird sich finanzieren….“ ist meines Erachtens nur die Hälfte der Geschichte. Er geht weiter: „…aber nicht annähernd in dem Umfang, wie wir es gerne hätten.“

    Natürlich gönne ich Richard Gutjahr seinen Erfolg. Ebenso wie Jens Weinreich oder Stefan Niggemeier. Natürlich wünsche, hoffe und erwarte ich, dass Journalisten in Zukunft die oben benannten Tatsachen begriffen haben müssen, um in ihrem Beruf erfolgreich zu sein. Ich fürchte nur, das reicht nicht aus (und schon gar nicht für alle). Das Netz transformiert unseren Beruf in etwas, das mehr dem Musikbusiness ähnelt als dem Handwerk: Einige wenige können sehr, sehr gut von ihrer Popularität leben, die meisten krebsen herum und werden nur von der Hoffnung auf den Hit in der Spur gehalten. Um die Begriffe des „Black Swan“-Autors Nassim Taleb zu verwenden: Das analoge Zeitalter war Mediokristan, jetzt leben wir in Extremistan. Einer Welt, in der die Chancen extrem ungleich verteilt sind und es nur einige wenige Gewinner geben kann.

    Vermutlich ist Jeff Jarvis‘ Satz, wonach die Hälfte aller Journalisten überflüssig ist, noch sehr optimistisch. Journalismus war immer schon ein Zuschussgeschäft – in der fragmentierten digitalen Welt ist das keine gute Startvoraussetzung.

    (Fußnote 1: Der Gedanke, dass gute Journalisten in Zukunft mehr wie Rockstars sind, ist ja für die Rekrutierung von Talenten vielleicht auch ganz reizvoll.
    Fußnote 2: Der Unterzeichner ist Angestellter des öffentlich-rechtlichen Systems und hat von daher gut reden – noch.)

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