Notizen aus der Provinz

…wahllos und ohne Wertung zusammen gestellt:

Da gibt es beispielsweise eine typische Regionalzeitung, mittelgroß, mittelbedeutsam und mittelgut, bei der eine Volontärin einen Samstag über alleine die Online- „Redaktion“ schmeißt. Dazu gehören etliche technische Vorgänge, ein bisschen Inhalt und eine Arbeitszeit von 8 bis 20 Uhr.

Und es gibt eine andere Zeitung, ähnlich strukturiert, bei der über 100 Redakteure fest angestellt arbeiten. Davon betreuen 4 die diversen Online-Aktivitäten. Viel Energie investiert man in Spiele, Quiz und Bildergalerien, schließlich steht jede noch so kleine Neuerung und Aktivität von vornherein auf dem finanziellen Prüfstand. Von Journalismus redet man in diesem Zusammenhang eh nicht so gern und so viel.

Eine Zeitung habe ich kennen gelernt, die in vielerlei Hinsicht als vorbildlich gelten darf, als eine löbliche Ausnahme: Sie zahlt ihre Online-Redakteure nach Tarif (für die etwas weltfremden und naiven Außenstehenden unter Ihnen: Das bedeutet selbstverständlich nicht, dass die anderen übertariflich bezahlen).

Ulkrig auch diese Variante: Freier Mitarbeiter geht auf Termin, liefert – sagen wir – 40 Fotos auf seiner Speicherkarte in der Redaktion ab. Redaktion wählt zwei aus, veröffentlicht sie auch und honoriert zu stolzen Sätze wie bspw. 15 Euro. Die restlichen 38 Fotos werden als Slideshow im Online-Angebot verwendet. Selbstredend ohne gesonderte Nachfrage und natürlich ohne Honorar. Zur Begründung heißt es dann, man verdiene ja an Onlineangeboten und Bildergalerien nix, weswegen es leider auch kein Honorar gebe. 

Beim Nordkurier tritt demnächst Lutz Schumacher seinen Dienst an. Das ist der, der in Münster mal eben eine komplette Lokalredaktion vor die Tür setzte und sie mit Tagelöhnern billigeren Kräften ersetzte. Angeblich gibts beim Nordkurier auch schon Pläne zur Umstrukturierung und ein paar zähneklappernde Redakteure.

Soviel dann also zur Qualitätsdebatte und zur Frage, wie es eigentlich um unseren Journalismus bestellt sein könnte.  Wenn man davon ausgehen darf, dass Blätter dieser Größenordnung immer noch flächendeckend die Republik befüllen, dann muss man also wohl konstatieren, dass der größte Teil unseres Tageszeitungsjournalismus mit sehr eigenartigen Methoden und Argumenten gemacht wird. Von Investitionen ins Hirn und in dann auch noch in die potentiellen künftigen Schlüsseltechnologien hab ich jedenfalls in den letzten Wochen so gut wie nix gehört.

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