Web-Videos

Alles redet von Video, kaum einer kann es. Wenn man momentan den Strategen mancher Zeitungshäuser so zuhört, könnte man dem Eindruck gewinnen, die Lösung aller potenziellen Probleme sei schon lange da: Man nehme ordentlich viel Video-Inhalt, packe ihn auf die Webseite, mache dazu noch einen Quervermerk in der Zeitung (siehe auch Video auf xxx-online.de) – und fertig ist die neue Bewegtbildstrategie.

Das ist ein leider nur sehr theoretisches Modell. Wirklich Spaß macht das Videoschauen auf den wenigsten der deutschen Tageszeitungsseiten. Klar, weil man für wirklich gute Videoproduktionen investieren muss. In gute Leute, gute Technik, gute Ausbildung. In kaum einer Disziplin kann man so enorm viel verkehrt machen wie in der Königsdisziplin Video. Manchmal sieht es so aus, als wollten diverse Zeitungshäuser genau diese These einmal am eigenen Beispiel durchdeklinieren.

Finger weg also von Video? Auf gar keinen Fall. Gute Videos sind großartig – nicht nur, weil sie schön bunt flackern, sondern weil man online Grenzen sprengen kann. Weil man Formate und Ideen entwickeln kann, die sich im konventionellen TV so nicht umsetzen ließen. Hillary Clinton beendet ihre Wahlkampagne – und was macht die NYT? Einen Zehn-Minuten-Beitrag, ausschließlich ein Rückblick auf die letzten 18 Monate (ziemlich weit unten auf der Seite, links). Woraus man übrigens auch noch ganz wunderbar die Erkenntnis ziehen kann, dass Fernsehen und Internet beim Thema Video doch zwei Welten sind. Wer also einfach nur versuchen wird, Fernsehen ins Netz nach den bisherigen Konventionen zu übertragen, wird nicht viel Spaß an dieser Idee haben.

Und noch eins: An dem Tag, an dem ich Beiträge solcher Art auch mal bei unseren Blättern finde, mache ich diese kleine Seite zu. Oder schreib´ wenigstens eine Woche lang nur noch Gutes zum Zustand des deutschen Journalismus,

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