Münster ist jetzt in Passau

Es ist gut eineinhalb Jahre her, da passierte in Münster Ungeheuerliches: Ein Verlag war mit seiner Lokalredaktion ziemlich unzufrieden und griff zu Radikallösung. Man engagierte mit Lutz Schumacher einen Exekutor, der wiederum parallel eine neue Lokalredaktion heimlich, still und leise aufbaute – und nach getaner Aufbauarbeit an einem Freitagabend der bisherigen Lokalredaktion mitteilte, sie brauche am Montag nicht mehr zu erscheinen, weil sie gefeuert sei. Das war in Deutschlands Zeitungslandschaft bisher einmalig und man konnte mit gutem Recht annehmen, dass dies auch so bleiben würde. Ganz so verroht sind die Sitten ja nun auch wieder nicht.

Bei unseren Freunden aus Passau, Hauptdarsteller der beliebten Rubrik „Online worst“, ist heute allerdings der Gegenbeweis angetreten worden: Dort setzte man Knall auf Fall ebenfalls beinahe die ganze Passauer Lokalredaktion vor die Tür – das heißt, ganz so formuliert man es nicht, lediglich von einer „Freistellung“ ist die Rede. Das betrifft den Lokalchef, den Rathausreporter und zwei Redakteurinnen. Der Lokal-Vize soll in eine andere Redaktion wechseln und alle anderen (drei Redakteure und ein Fotograf) müssen zumindest um ihre Jobs bangen. Die Entscheidung darüber, wer der neuen Truppe angehören soll, trifft der neue Lokalchef, der bereits kommende Woche seinen Job antreten soll.

Vorab: Ich kann nicht beurteilen, wie gut oder schlecht die Arbeit der Passauer Lokalredaktion war und ist. Dazu kenne ich die Stadt Passau und ihre lokalen Begebenheiten viel zu wenig. Dass man der Truppe allerdings offensichtlich vorwirft, sie sei schuld an sinkenden Auflagezahlen, ist ein Treppenwitz. Davon abgesehen, dass es mit den Auflagezahlen des Blattes in allen Teilen des Verbreitungsgebietes abwärts geht und davon abgesehen, dass die PNP seit Jahren konstant zwischen ein und zwei Prozent ihrer Auflage verliert, macht sie seit vielen Jahren all die Fehler, die auch viele andere Regionalblätter machen – allerdings in einer exzessiven Form: Sie schreibt mit bemerkenswerter Konstanz an den Lesern vorbei. Sie macht ein Blatt von Journalisten für Journalisten. Sie berauscht sich an ihrer eigenen Bedeutung und vergisst darüber völlig ihr Publikum. Sie lädt Helmut Schmidt, Angela Merkel, Michail Gorbatschow und Helmut Kohl zu Veranstaltungen nach Passau ein und dampft gleichzeitig die Lokalteile ein. Sie widmet kulturellen Veranstaltungen, die häufig von der Verlegerin initiiert werden, ausführliche Strecken und ignoriert, was in ihrem engsten Umfeld passiert.

Weil das natürlich auf Dauer nicht gut geht – und schon gleich gar nicht in digitalisierten Zeiten, in denen kein Mensch mehr die Politikseiten der PNP braucht – ist das Blatt in eine fatale Abwärtsspirale geraten. Die man mit einer noch fataleren Gegenreaktion zu beenden sucht: Man spart. An Seiten, an Personal, an Quantität wie an Qualität. Ein akzeptables Onlineangebot oder geschweige denn so etwas wie eine Digitalstrategie existiert nicht. Häufig hat das Blatt während der Woche inzwischen nicht mehr als 28 oder 32 Seiten, man kann sich abzüglich von Politik, Meinung, Wirtschaft, Sport, Kultur, Sonderseiten und anderem Plunder und Anzeigenseiten leicht ausrechnen, wie viel Platz noch für Lokales und Regionales bleibt. Es gibt Tage, an denen stehen über mein charmantes niederbayerisches Heimatörtchen 20 Zeilen im Blatt. Man kann natürlich einwenden, dass mein Heimatörtchen nicht sehr viel mehr hergibt, schon wahr – aber glauben Sie, das würden meine Mitbürger in dem kleinen Heimatörtchen so sehen? Und glauben Sie ernsthaft, für meine lieben Mitbürger gäbe es noch viele andere zwingende Gründe, die PNP zu lesen, außer der Hoffnung, dort etwas über ihren Ort zu finden? Ich habe jedenfalls noch niemanden kennen gelernt, der das Blatt wegen der bemerkenswerten Leitartikel hat.

Möglicherweise erkennt man in der Auswahl der Chefredakteure, wie die Verlegerfamilie die Schwerpunkte ihres Blattes gewichtet. Nachdem man sich 2002 von Chefredakteur Rudolf Kollböck getrennt hatte, holte man einen gewissen Michael Backhaus. Backhaus war u.a. bei der B.Z. in Berlin und beim Stern und interessierte sich für Niederbayern ungefähr gar nicht. Das merkte man dem Blatt auch an:  Niederbayerisches Lebensgefühl kam fortan nur noch in Spurenelementen vor. Stattdessen gefiel sich der Chefredakteur in Interviews mit dem halben Bundeskabinett und mit Edmund Stoiber – und ich vermute, dass er auch am Ende seiner Amtszeit 2005 sich geographisch in seinem Verbreitungsgebiet nicht auskannte. Danach wechselte Backhaus zu Bild und Bild am Sonntag und dass die Verleger diese merkwürdige Form des Regionalzeitungsjournalismus durchaus goutierten, zeigte sich in der Wahl seines Nachfolgers: Hans Schregelmann, der 2006 zur PNP kam, hat zwar irgendwie bayerische Wurzeln, war aber schon seit Dekaden in Berlin und arbeitete dort zum Schluss als stellvertretender Leiter der Parlamentsredaktion von N24. Das Medium wechselte, inhaltlich brauchte sich Schregelmann nicht umzustellen: Nach wie vor befasste er sich in erster Linie mit Frau Merkel und dem Berliner Mikrokosmos. Einmal in der Woche griff er in die Tasten und verfasste Leitartikel, bei deren Lektüre es eine eiserne Willensanstregung bedeutete, sie bis zum Ende durchzuhalten. Den Verlegern war und ist dies ziemlich egal; schließlich wird man ab und an mit einer Erwähnung in den Frühnachrichten des BR belohnt. Wen interessieren dann schon die Karnickelzuchtvereine draußen auf dem Land?

Nachdem auch bei Schregelmann nicht zu vermuten steht, dass er sich mit den Vorgängen in den (inzwischen in eigenständige Mini-Gmbhs ausgelagerten) Lokalredaktionen auskennt, hat man jetzt zu einer besonders lustigen Variante gegriffen: Man holte einfach Schregelmanns Vor-Vorgänger Kollböck mit einem Beratervertrag zurück ins Boot. Kollböck ist übrigens hauptberuflich Chefredakteur der „Astrowoche“, einem Blättchen, das in den Sternen liest und Stieren und Jungfrauen gerne Tipps zur Gestaltung des Tages gibt. Außerdem ist er Geschäftsführer seiner Firma Mondhaus Medien, die nach eigener Darstellung 2008 vor allem folgendes Projekt launchte und verfolgte:

Wir bringen seit dem 16. April 2008 das Heft ENGELmagazin neu auf den Markt. ENGELmagazin berichtet mit spannenden Wissens- und Unterhaltungsbeiträgen und möchte der Leserin und dem Leser das aktuelle Lebenshilfe-Thema „Engel“ näher bringen. Entwickelt und herausgegeben wird ENGELmagazin von uns, den „Machern“ der ASTROWOCHE und in Zusammenarbeit mit vielen bekannten Buchautoren der Szene. In der Startausgabe erfahren die Leserinnen und Leser unter anderem:
• Tägliche, persönliche Engelbotschaften vom 1. Mai bis 30. Juni, eine Anleitung für ein besseres, glücklicheres und sinnvolleres Leben
• Bestseller-Autorin Doreen Virtue verrät exklusiv ihre Engel-Secrets, das Geheimnis für mehr Erfolg, Selbstbewusstsein und Lebenserfüllung und auf einfache Art glücklich zu sein.
• Exklusive Leseprobe aus Doreen Virtues neuen Roman „Der Tempel der Engel“
• TV- und Buchautor Wulfing von Rohr sagt, wie man von Engel im Alltag beschützt wird
• Bestseller-Autorin Sabrina Fox über den richtigen Umgang mit Engel
• Wie ein Engel Sarah Connor und ein kleines Mädchen zusammenführte
Das ENGELmagazin erscheint zweimonatlich und ist an folgenden Tagen am Kiosk deutschlandweit, in Österreich und in der Schweiz erhältlich. Das zweite Heft erscheint am Mittwoch, 18. Juni 2008.
Mehr unter www.engelmagazin.de

Man darf also sehr gespannt sein, wie der Herausgeber des „Engel-Magazins“ und  Chefredakteur der „Astrowoche“ den Lokalredaktionen der PNP zu mehr Durchschlagskraft verhilft. Einstweilen kann man davon ausgehen, dass die Lokalredaktionen, die demnächst Besuch von Kollböck bekommen, sich spätestens nach dem heutigen Tag richtig darauf freuen werden.

(Disclaimer: Hinweis: Ich habe bis 1998 bei der PNP gearbeitet. Mein Chefredakteur hieß Rudolf Kollböck.)

Dieser Beitrag hat 32 Kommentare

  1. cdv!

    Das ist nur der Anfang vom weiteren Ende. Nach Münster kam der Weser Kurier, jetzt Passau, und so wird es weitergehen. Die regionalen Blätter, wie wir sie kannten, sind endgültig dahin. Und die alten Verleger werden das nicht ändern. Immerhin gibt es jetzt myheimat.de. Und das wird die Zukunft werden, dessen bin ich mir sicher.

  2. moti

    disclosure. nicht disclaimer.

  3. Malte Diedrich

    Ein Engel sagte mir: Disclosure, nicht Disclaimer.

  4. Disclosure

    @ moti: Gerade eben dasselbe gedacht. Ist ja ohnehin schon sehr peinlich in den Blogs, dieses völlig inkompetente Imponierenglisch. Aber hier ist es ein Dozent an einer Journalistenschule, der „Disclaimer“ anstatt „Disclosure“ (oder, Gott bewahre: „Offenlegung“) sagt.

  5. Chat Atkins

    Eine Redaktion der ‚Engelmacher‘ – das ist ja mal ein ganz neues publizistisches Konzept! 😉

    Aber im Ernst: Eine gute Lokalredaktion muss ihr kleines Krähwinkel so lieben wie einst der Egon Erwin Kisch sein Prag. Sonst wird das im Leben nichts. Und das Gemoser über die Klein-Klein-Thematik der Karnickelzüchter, das kann ich allmählich auch nicht mehr hören: Ein guter Reporter schreibt über die Rammlerkür von Klein-Knickbusterhausen einen preiswürdigen Artikel, mit dem er den Grimme-Award abräumen könnte. Wer meint, er können nur schreiben, wenn mindestens Merkel oder Köhler bei ihm aufschlagen, der hat den Beruf verfehlt – und zwar meilenweit! Beim Schreiben kommt es überhaupt nicht auf den Anlass an, sondern auf die Augen, auf den Standpunkt und auf die Menschenkenntnis des Beobachters. Wer nix sieht, kann allerdings auch nix schreiben …

  6. Manuel

    Dass die Lokalredaktion für den Leserschwund verantwortlich ist kann ich mir schon gut vorstellen – die PNP ist schließlich NUR wegen des Lokalteils lesbar! Der Bayernkurier erscheint gegenüber der PNP als SPD-Hausblatt, wenn denn mal ein Artikel selbst geschrieben ist und nicht aus dem Ticker kommt.
    Das jetzt so hart durchgegriffen wird, schmerzt in meinem Passauer Herz jedoch sehr.

  7. reisinger

    Was ist denn nun eigentlich Sache in der Medienstadt Passau? Ganz einfach: Die Leser haben, wie überall in Germany, keinen Bock mehr auf einen lahmarschigen Lokalteil („Wie kommt der Schnee eigentlich in unsere Stadt?“ oder so) und bestellen ab. Kolli Kollbeck kann jetzt ein Comeback schaffen. Er sollte hierbei mal seine Eitelkeit hintanstellen und auf Qualität und Loyalität setzen.

  8. Kohlhase

    Münster ist überall! Denn die Lokalzeitungen sind in der Krise und nur die besten werden überleben. die besten, das sind die, die ihre Leser wirklich verstehen und eine Zeitung für die Leser machen. In zehn Jahren wird es den Typus hochbezahlter, unmotivierter Lokalredakteur, der hauptsächlich und lustlos Pressemitteilung umschlägt, nicht mehr geben. Und das ist auch gut so.

  9. Gruber Thomas

    Ich habe bis 1999 bei der Passauer Neuen Presse gearbeitet und war dort Lokalchef der Oberbayernausgabe Alt/Neuoettinger Anzeiger. Seit knapp zehn Jahren lebe ich in Thailand und habe damals fast fluchtartig das Schiff PNP verlassen, weil ich keine Chance sah, dort langfristig einen qualitativ hochwertigen Lokalteil zu etablieren. Mit Herrn Kollboeck hatte ich ein ausgezeichnetes Verhaeltnis und konnte nicht nachvollziehen, weshalb man ihm damals den Stuhl vor die Tuer setzte und einen unbedarften Chefredakteur wie Backhaus inthronisierte. Besser geworden ist danach nichts. Die guten Redakteure haben in den vergangenen 20 Jahren ihrem Heimatblatt zu oft den Ruecken gekehrt, unmotivierte und mittelmaessige Leute sind geblieben. Auf Dauer kann das kein Produkt verkraften. Ich sehe heute noch mit einem weinenden Auge der schleichenden Veroberflaechlichung meiner frueheren Heimatzeitung zu. Sicher, den Mantel hat man profiliert, mit vielen Veranstaltungen und Aktionen internationales Flair erzeugt, den Lesern vor Ort blieb man hingegen in fast allen Belangen auch fast alles schuldig. – Ich sitze heute auf Koh Samui, betreibe ein kleines Hotel und ein Motorradreiseunternehmen. Als ich 1982 als Volontaer bei der Passauer Neuen Presse anfing, haette ich nicht gedacht, dass 2008, also 26 Jahre spaeter, ein fast identisch seelenloser Lokalteil mit uninspirierten Themen den Lesern das Grausen lehrt. Insofern sollte man die Entwicklung bei der PNP nicht nur wehleidig, sondern vielleicht auch etwas optimistisch beobachten. Es kann eigentlich nur besser werden. Sam Gruber

  10. Martin Schrüfer

    Ich kann mich der Meinung der Vorredner nur anschließen und als Ehemaliger vor Entsetzen nur den Blick abwenden.

    Volontariat 96-98, danach Lokalredakteur und Online-Redakteur u.a. unter Rammer und Rücker, Kollegin Ritzer hat mit mir gemeinsam volontiert. Die Nachrichten haben mich ehrlich betroffen gemacht. Und sprachlos…

    Was die Flucht von Volontären und Redakteuren angeht, sollte diese vielleicht tatsächlich der Geschäftsleitung zu denken geben … 2x Bild München, dpa, GEO Spanien, FTD, Keys etc. etc. nur einige Namen von Magazinen und Zeitschriften, für die Ex-PNP-ler heute arbeiten. Ich hör jetzt lieber auf, bevor ich ausfallend werde – Grüße an die Ex-Kollegen Jakubetz und Gruber!

  11. Silvia Stammer

    Hallo Kollegen und heimatvertriebene Passauer,

    ausnahmsweise macht die PNP keine Schlagzeilen, weil sie mit Politik-Interviews Agenturen generiert, sondern mit einer Vorgehensweise, wie ich sie in meinem ehemaligen Verlag nicht für möglich gehalten hatte.

    Bei Extra-Dry auf N 3 gibt’s eine Rubrik „Toll!“, in der würde die PNP-Aktion ungefähr so klingen:

    – Toll…dass das neue Medien-Zeitalter endlich den letzten Winkel der Republik erreicht hat. Motto: Und gehst du nicht freiwillig, bist du nicht mehr vierte Gewalt.

    – Toll…dass der Neue Presse Verlag in Passau, ein Herz für Senioren-Chefredakteure hat. Der Text in der Kleinanzeige hieß: „Wir haben Sie gefeuert – und jetzt suchen wir Sie! Gehobene Abwicklungstätigkeit in beratungsresistenten Lokalredaktionen wartet auf Ihren Einsatz. Codewort: Kolli, übernehmen Sie!“

    – Toll…dass die Lokalteile der PNP endlich eine Auffrischung bekommen, bevor die letzten Unterstützungsvereine dicht machen. Die Redakteure hätten ja wissen können, dass sie für eine Monopolzeitung arbeiten. Und das Monopol hat immer recht.
    ——-
    Im Ernst: Niemand hätte was dagegen gehabt, die Lokalteile einem gründlichen Relaunch zu unterziehen. Aber dass das nur so möglich war, ist schwer zu glauben. Und hat jemand heute was von Herrn…. wie hieß er noch gleich?.. Schreglmeier gehört?

    Silvia Stammer-Ernst, Redakteurin in Hamburg, von 1985 bis 1994 bei der PNP.

  12. cjakubetz

    Schregelmann, Silvia. Schregelmann. Aber als kleiner Chefredakteur hat man heutzutage ja auch nix mehr zu sagen.

  13. stha

    Ist jetzt hier Ehemaligen-Treffen, oder was?

  14. cjakubetz

    Klar. Wenn uzi Internet könnte, wäre uzi jetzt auch hier.

  15. Silvia Stammer

    Das nächste Mal hebe ich die Hand, wenn ich einen Witz mache. Weiß ich schon, weiß ich schon, wie der amtierende PNP-Chefredakteur heißt, Christian…nur scheint er allenfalls physisch anwesend zu sein.

    Und – hallo Stephan, bist du’s?

    uzi hat bestimmt Internet. Gibt’s auch im Osten. Möglicherweise ist er aber gesundheitlich so angeschlagen, dass seine Frau das Gerät bedient und sie kennt, wenn überhaupt, Kolli, hat aber mit Passau sonst nichts zu tun gehabt.

    Anyway – dass Sam Gruber ein Hotel in Thailand betreibt, hat ja echten News-Wert. Damals, ganz viel früher, war sein Wunsch mal ein Bootsverleih auf Goa gewesen 🙂 In diesem Sinne – hallo Sam, möge die Thailand-Krise dein/euer Hotel nicht zu arg treffen.

  16. stha

    Ja, Silvia, ich bin´s. Und der uzi hat damals immerhin mich eingestellt, was alleine schon journalistische Kompetenz und verlegerischen Weitblick zeigt.

  17. Gruber Thomas

    Danke fuer die Blumen, Silvia, an den Bootsverleih in Goa kann ich mich schon gar nicht mehr erinnern… du siehst, nicht nur bei der PNP klaffen manche Erinnerungsluecken bezueglich der Aufarbeitung eigener Fehler. Deine nette Anmerkung veranlasst mich auch zu einer. Der in Passau kalt gestellte Lokalchef Helmut Ruecker war zu unserer Zeit immer einer der engagiertesten. Den Schleuderstuhl in Passau konnte auch er nicht fixieren. Der Passauer Stadtarchivar hat dazu ja mit einer traurigen statistischen Zahl aufgewartet: 14 Lokalchefs seit dem Neubeginn in der Kapfinger Aera, das klingt eher nach Schalke 04 als nach einem professionellen Personalkurs. Das genau ist das Problem der PNP und ihrer Wertschaetzung lokaler Berichterstattung. In den Landkreisen zwischen Viechtach und Altoetting herrscht journalistisches Fasten. Auf die Passauer Stadtredaktion blicken alle: Verleger, Redakteure, Anzeigenabteilung, Vertrieb, Zeitungsaustraeger – und jeder ist ein kleiner Chefredakteur. Wer diesen Platz einnimmt, muss hartgesotten sein, ein Konzept haben, journalistisches Gespuer und Rueckendeckung. Bei letzterem wuensche ich dem neuen Team mehr Glueck als den Vorgaengern.

  18. Silvia Stammer

    Mei, is der Stephan jung.. Mich hat, ähem, noch der Erwin Jannik eingestellt… uzi hat mich zur Ressortleiterin befördert…

    Aber um aufs Thema zurückzukommen: Das Video, auf dem Reinhard Wilhelm echt die Tränen kommen, ist hammerhart. Siehe mediendenk.com bzw. Buergerblick.de.

    Möge sich Frauke Ancker vom BJK in ihrer kämpferisch-professionellen Art dazwischenwerfen! Das Schlimme ist, dass die Kollegen in Passau wirklich mit dem Rücken an der Wand stehen, weil sie keine beruflichen Alternativen sehen. Wir zwischen Thailand, München und Hamburg sind Kummer gewohnt und haben mal mehr, mal weniger Möglichkeiten, uns neue Auftraggeber zu suchen. Das ist in der PNP-Welt nicht vorgesehen.

  19. Hubert Jakob Denk

    Das einzig Erfreuliche an diesem Medien-Coup in Passau: Man landet auf solchen Seiten und findet verschollene Ex-PNPler wieder. Grüße nach Hamburg und Koh Samui! Wir werden die Sache hier solange im Auge behalten, bis der kleinen Simone der Sinn nach Besserung steht. Aber es sieht nicht danach aus: Ihr einziges Interesse liegt nun darin, zu eruieren, wo die „undichten Stellen“ im Haus sind, die Heidi Wolf und meine Wenigkeit mit speisten. Man glaubt hier immer noch Medienmonopol = Nachrichtenmonopol – denkste;-)
    PS: Man verzeihe dem Einzelkämpfer in der Provinz, dass sein Online-Auftritt in Hektik und Nachtarbeit oft fehlerstrotzend und nicht so geschmeidig daher kommt, wie CJ wohl gerne sehen möchte. Jedenfalls haben die Zugriffszahlen – das wird PNP-Online neidisch machen – auf Bürgerblick/ Mediendenk je Beitrag die 5.000er-Marke erreicht. Danke den Verlinkern!

  20. Stephan

    Eben, Silvia. Bei uns hier steht zwar auch etwas Ähnliches bevor, aber ich hoffe, dass es dabei etwas stilvoller zugeht als in Passau. Mich entsetzt diese Art, ohne Rücksicht auf die Menschen mit dem Rasenmäher drüberzugehen.

    Und Sam, oide Wurschthaut! Servus!

  21. Friedemann Diederichs

    Wie schön, auf diesem Blog einige mir gut bekannte Ex-PNP-ler wie Silvia Ernst wiederzutreffen. Weniger schön natürlich der Anlass. Dass es an „Moral“ in bayerischen Gefilden gelegentlich mangelt, durfte ich selbst am eigenen Leib erfahren, als mir ein Ex-Geschäftsführer, Ex-Rindvieh-Züchter und heutiger Autoverkäufer (soviel mir berichtet wurde) die Lust an weiterer Redaktionsarbeit durch wenig anständige Verhandlungsmethoden vermieste. Auch mich hat es ins Ausland getrieben . . . mit einem Hotel auf einer tropischen Insel kann ich leider nicht aufwarten, aber als Korrespondent in den USA zu leben ist trotz eines extrem stressigen Jahres 2007 dennoch „fun“. Meinem Ex-Chefredakteur Rudolf Kollböck würde ich allerdings bei der derzeitigen „Sanierung“ die wenigsten Vorwürfe machen. Ich kenne und schätze ihn als hochanständigen Journalisten, unter dem ich stets sehr gerne gearbeitet habe. Die Geschäftspolitik wurde damals auf einer anderen Ebene entschieden, und wird es heute wohl auch. Und was die Engelsgeschichtchen angeht – wo ein Markt ist, ist ein Markt!
    Was ist eigentlich aus uzi geworden?
    Grüße und alles Gute für alle ehemaligen und derzeitigen PNP-Mitarbeiter!
    Friedemann Diederichs
    Stellvertr. Chefredakteur und Leiter des Politik/Nachrichtenressorts von 1992 bis 1997.

  22. Silvia Stammer

    Hallo Kollege Diederichs,

    surprise, surprise – wo sitzen Sie denn in USA? Zu uzi: Er wohnt seit einigen Jahren in einer sehr schönen Villen-Etage in Buckow am See, im Märkischen Oderland. Hat immder noch z-team-communications, das im wesentlichen von seiner Frau Annette unterstützt wird. Ich war vor einigen Jahren bei einem runden Geburtstag eingeladen, eine sehr stilvolle, groß angelegte Feier auf Schloss Neuhardenberg.

    Es ist schwer, aus knapp 1000 Kilometern Entfernung zu beurteilen, was dieser schnelle Friedensschluss in Passau wirklich zu bedeuten hat. Allerdings ist anzunehmen, dass es insgesamt bei solchen Protestnoten wie dem Abbestellen der Zeitung durch Altlandrat Dorfner bleibt.

    Und Stephan: Möge der Rasenmäher bei der SZ nicht so wüten wie bei der PNP, bei der WAZ, bei G + J, bei x und y…. Und das wird nächstes Jahr nicht besser werden. Trend 2: Bei Springer war man insofern etwas eleganter unterwegs, in dem man einfach die großen Player BILD und BamS nach Berlin verlegt hat. Trend 3: Künftig werden Leute nicht mehr für Print ODER für Online eingekauft, sondern wenn einer von Print geht, macht der jeweilige Onliner dessen Bereich einfach mit. Und umgekehrt.

  23. Peter Ettl

    Hallo zusammen. Ist ja eigentlich kein Ehemaligentreffen, eher ein Plausch am offenen Grabe von Fairness, journalistischem Verständnis und menschlichem Anstand.
    Auch ich wurde freigestellt – allerdings von einer Krankheit, die meinte, die PNP von meiner Gegenwart erlösen zu müssen.
    Was ich in 15 Jahren PNP nie dachte: Es lebt sich auch gut ohne dieses Gefühl, unersetzlich zu sein.
    Grüße euch alle!
    Peter

  24. stha

    Jeremy!

  25. Silvia Stammer

    Coole Ranch, lieber Peter, schöne Pferde! Ich war zuletzt vor zwei Jahren Wanderreiten in der Rhön und bin seitdem großer Fan dieser Fortbewegung. Das nächste Mal, wenn ich zum Wanderreiten Zeit finde – also ungefähr im Jahr 2012 – komme ich zu euch!
    Herzlichst
    Silvia

  26. Peter Ettl

    @ stha
    Ex-Jeremy. Übirgens:Kleine Leute in Führungspositionen kommen wesentlich größer raus, wenn sie auf Pferden sitzen. Das nur so und in memoriam little uzi und so…

    @Silvia: Ja, gerne, wie man heutzutage zu sagen pflegt. Dann setzen wir uns – naja 2024 wäre angebracht – in den Sattel (Western, Englisch, Militär – egal) und trampeln ein wenig auf den journalistischen Grundrechten herum. Im Ernst, Silvia – oh, ich merke schon, auch das ist wieder daneben – ich habe mich sehr über Deinen Anklopfer gefreut. Wir alte Leute (also ich, nicht Du) leben halt nur aus der Erinnerung :—-))))

    Peter – Ex-Jeremy

  27. alex

    Hallo ihr alle,
    ich sehe gerade mit Freude, dass sich die Volontärskollegen der achtziger Jahre ihre damals unter Schmerzen erworbene Kritikfähigkeit erhalten haben. Sehr gut.

    Schönen Gruß an jeden von Euch und weiter so!
    Alex Hosch

  28. S. Michael Westerholz

    Ich fasse es nicht: lauter geschätzte, respektierte Persönlichkeiten, die vor Jahren irgendwohin entschwunden waren, tauchen da auf: Sam Gruber – mir wurde von der Botschaft mitgeteilt, er sei auf dem Weg von Phuket aufs Festland spurlos verschwunden. Peter Ettl: ich lese seine Gedichte heute noch, wenn´s mir mies geht. sha mit seinem beneidenswert luftig-lustig-zutreffenden Bericht über die Kaiser-Hochzeit in der SZ vor wenigen Tagen; ein Genuss! Frau Stammer-Ernst, A. Hosch, usw.usf., ich füge noch diejenigen an, mit denen ich Kontakt halte: A. Jungbauer in Würzburg, mehrmals ausgezeichnet; Susi Wimmer bei der SZ, Ralph Redemund in Dresden, Jens Graf in Potsdam, Oliver Platzer im Innenministerium, W. Röhmel beim Erzbistum München, W. Friedenberger beim Bistum Passau, Matthias Schmitt (?sic?) in Stuttgart. Ist es nicht verblüffend, dass alle diese engagierten Kolleginnen und Kollegen „draußen“ sind?

    Leider gelingt es mir nicht, die PNP in einem sehr hellen Licht zu sehen: Ich erinnere mich an Mobbing, an das Leiden der Fam. Hof, mich wundert, dass Kollege Bergbauer kaum ein freundliches Wort hörte, als er Knall auf Fall in Osterhofen abgelöst wurde. Und wer springt jetzt dem wahrhaftig mutig-kollegialen R. Wilhelm bei, dem cjakub. so en passant ans Schienbein tritt?

    Eingestellt und zwischenzeitlich insgesamt vier Mal fristlos gefeuert hatte mich Dr. Kapfinger sel. A.; er hat mich stets auf der Treppe zurückgeholt. Den Herren uzi und Kollböck verdanke ich sehr viel und ich weiß heute noch ihre Offenheit mir gegenüber und so manche Förderung zu schätzen. Dass ich nach 25 Jahren mit 50 Jahren abgesprungen bin, war das Ergebnis einer Besprechung mit dem Schafzüchter, der mir die Nachreportagefahrt von Samstag auf Sonntag nach Hof nicht bezahlte, weil ich an dem Sonntag frei gehabt und keine Reisegenehmigung von Herrn Zimmermann eingeholt hätte (sic!) – es war jene Nacht, in der der erste Zug von Prag nach Hof fuhr, der dort um 6.14 Uhr einlief. Mein Foto der Ankunft wird heute noch alljährlich in Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht. Ich habe 2 Mark dafür bekommen!

    Ach übrigens: Einladungen auf die Ranch des Schafzüchters habe ich nie bekommen, ganz sicher hätte ich sie auch nicht angenommen. Wer indes so leichthin den „Rinderzüchter“ anfetzt, sollte nicht vergessen, dass er im Hause Huber-Ballé ein erstklassiger Reporter war, der sich dem damals jungen Ballé mutig in den Weg stellte, wenn der die Redaktion kleinhacken wollte. Und: Er ist als „Autoverkäufer“ überaus erfolgreich, hat mindestens 700 Arbeitsplätze zwischen Zwiesel, Deggendorf und Dingolfing gerettet und/oder neu geschaffen. Soviel Anerkennung muss sein.

    Deshalb habe ich auch kein Verständnis, dass Herr Kollböck wegen seines Engel- und Astro-Engagements lächerlich gemacht wird. Erstens gehört sich das laut Pressekodex eh nicht. Zweitens: wollen wir künftig im Zusammenhang mit Kollegen Aust stets vom Ex-Redakteur der St. PAULI-NACHRICHTEN sprechen? Kritik ja. Nein aber zu Schmähungen!

    Mein Absprung war das Glück meines Lebens und meiner 44-jährigen Journalistenarbeit: Mit 56 habe ich es noch einmal gewagt. Und auch da sofort wieder eine (Chef-)Reporterstelle bekommen. Mit 65 Jahren und drei Monaten bin ich in die Rente gegangen – und unter Tarif habe ich nie gearbeitet, wohl aber viele Jahre neben den 14 Gehältern Prämien klassiert, eine Zusatzrentenversicherung über die obligatorische hinaus. Heute lebe ich von einer guten Rente.

    Es wäre wünschenswert und schön, würden sich alle die wiederentdeckten, von mir hochgeachteten Kolleginnen und Kollegen auch künftig melden, um ihre Meinung zu sagen. Zum Beispiel auch darüber, dass der eifrige Herr Jakubetz sich über Kollböck und Michael Koch auslässt, sie aber nicht befragt. Mein Ausbilder in Iserlohn ab 1961, Herr Dr. Enz, hat mir den entscheidenden Grundsatz wirklich eingebläut: AUDIATUR ET ALTERA PARS. Gilt er nun nicht mehr?

  29. cjakubetz

    Zugegeben, Herr Westerholz: So ganz habe ich das jetzt nicht verstanden. Und hat Hirtreiter nicht Rinder gezüchtet? Und schreibt sich Balle nicht ohne Accent?

    Fragen über Fragen.

  30. S. Michael Westerholz

    Ach, lieber Herr Jakubetz: Ich habe nur noch in Erinnerung, dass Hirtreiter die Schafzucht seines Vaters übernommen hat. Aber die Kolleginnen und Kollegen, die sich von ihm für ihr „Wohlverhalten“ beim Streik 1990 auf die „Ranch“ einladen ließen, müssen es ja wissen.

    Zu Ballé liegt mir ein sehr altes Schreiben des Vaters vor, Ex-Verlagerverbands-Präsidenten, mit dem Stricherl. Bewegt das die Welt und das Passauer Chaos? Es bewegt ja nicht einmal uns organisierte Journalisten, dass dessen Junior nach kräftigen Spenden Professor an der FH Deggendorf wurde, wo er „Journalisten ausbildet“ (sic!): Dabei wird glatt übersehen, mit welchen Hungerlöhnen sein Unternehmen die Mitarbeiter abfertigt, alles, auch sein jüngstes Schreiben, wonach Lohnerhöhungen 2009 nicht drin seien, seit Jahren bekannt und nirgends recherchiert und veröffentlicht. Ja, ja, ich weiß schon: warum habe ich selbst mich nicht daran gemacht? Wo ich ihm begegne, fahre ich ihn an. Leider kann ich aus gesundheitlichen Gründen aber nicht mehr; ich kann ja kaum 20 Kilometer im Umkreis reisen.

    Zu Herrn Handels Hinweisen auf den besseren Stil bei der SZ: Ändert das etwas am Ergebnis? Selbst bei hohen Abfindungen, die bis auf einen Rest für den Lebensunterhalt ausgegeben werden müssen, ehe die staatlichen Leistungen aus der so genannten Arbeitslosenversicherung gewährt werden, steht doch für viele der dortigen Mitarbeiter am Ende die Arbeitslosigkeit.

    MfG
    S. Michael Westerholz

  31. Bernd Stuhlfelner

    Lieber Christian Jakubetz,
    stoße gerade zufällig auf diesen alten Blog-Beitrag – hochinteressantes Ehemaligentreffen der PNP, in der Tat.
    Dass F.X. Hirtreiter (hif) im Hause Balle ein erstklassiger Reporter gewesen sei, wie Westerholz schreibt, ist mir völlig neu, ebenso, dass er sich mutig dem Verleger Balle in den Weg stellte, wenn der die Redaktion kleinhacken wollte (Westerholz dito).
    Das ist wohl der üblichen Legendenbildung zu verdanken, mit der sich F.X. immer schon großartig selbst zu beweihräuchern verstand. Deshalb musste er, wie ein Kirchenheiliger, halbjährlich intensiv gereinigt und wieder auf Normalglanz poliert werden.

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