Wie gehe ich richtig aufs Klo?

Ob das wohl eine typisch deutsche Geschichte ist? Immer dann, wenn es so etwas Ähnliches wie ein neues Medium und neue Kommunikationsformen gibt, ist es nicht etwa so, wie es sein könnte: dass man nämlich diese Dinge mal in die Hand nimmt, sie ein wenig ausprobiert, sie sich langsam entwickeln lässt (und sich ggf. auch die Freiheit nimmt, sie wieder wegzuwerfen, wenn sie nix gescheites sind).

Aber nein, es muss ja alles seine Ordnung haben: Wir machen Charts, wer wie viele Follower hat und damit vor wem liegt (gäääähn) und wir schreiben Handbücher über Twittern und wir machen goldene Regeln, wie man richtig twittert. Der selbe Langweiler-Kram war schon zu lesen, als Blogs kamen (Wie blogge ich richtig? Wer hat die meisten Besucher, wer steht vor wem?)) und als man entdeckte, dass man im Zuge der Datenkomprimierung jetzt auch selber Audios erstellen kann (Wie podcaste ich richtig?).

Meine Güte – wie entsetzlich langweilig. Statt einfach selber ein Medium zu entwickeln und selber Maßstäbe zu setzen, ruft alles nach dem Handbuch und den goldenen Regeln, deren Erfolge dann daran bemessen werden, dass Knüwer momentan mehr Follower hat als Turi (im Übrigen, liebe Chartmacher: schon mal was von selbstverstärkender Prominenz gehört?) Und wann kommen eigentlich die Handbücher und die goldenen Regeln, wie man richtig aufs Klo geht?

Für meinen Teil: Mir ist es völlig wurscht, wer wie viele Follower hat. Und wer mir Regeln vorsetzen will, wie man richtig bloggt oder (noch besser) richtig fürs Web textet, landet ziemlich schnell auf meiner ganz persönlichen Blacklist. Kreativität im Handbuch? Was für ein absurder Gedanke.

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. Chat Atkins

    Ach Gott, ‚Geeks‘ und ‚Early Adopters‘ haben meist wenig zu sagen, möchten aber auch gern was darüber schreiben. So kommt eins zum anderen …

  2. pje

    Einfach nutzen, profitieren, genießen. Hier alles ausschalten, was Ähnlichkeit mit Gedanken, Nachdenken, Gewissen, etc. zu tun hat. Es gibt es, also ist es.

  3. Carbofire

    Das liegt an der sehr deutschen Eigenschaft, alles normieren zu wollen. Und natürlich daran, mit Normen und Standards ausgrenzen zu wollen, zum Beispiel Querdenker.

  4. Carbofire

    Das Schlimme daran ist, dass es diese normierten Affen in vielen Führungspositionen sind, die viele Unternehmen kaputtmachen. Und wie so einige der so genannten Top-Leute wirklich gestrickt sind, zeigt das aktuelle Beispiel Dresdener Bank und Boni. DAss einige Unternehmen in Deutschland wirtschaftlich schlecht dastehen, hat eben nicht nur irgendwelche globalen Gründe oder so. Es sind zu oft unfähige Führungskräfte. Auch der Absturz vieler Medien hat nicht nur das Internet und die Demographie usw. als Ursachen. Wer die Qualität seines Produktes immer weiter reduziert, etwa durch Personalreduktion, vergisst, dass Produkte ohne Qualität auch keine Daseinsberechtigung haben. Wer braucht schon ein mieses Auto? Wer eine schlechte Zeitung? Qualität ist nicht der Garant für Erfolg, aber mangelnde Qualität der Garant für Misserfolg.

  5. Christian Faltin

    Natürlich muss man nicht alles in Ranglisten pressen, aber man kann. Steht im übrigen auch im Vorlauftext meines Blogbeitrags, dass die Zahl der Follower für mich persönlich nicht das alleinige Kriterium für die Relevanz eines Journalisten ist. Aber ein möglicher Anhaltspunkt.
    Das Ranking war im übrigen auch ein Test, wie das Medium Twitter tickt. Das Ergebnis: Bisher haben sich gut 500 Besucher des Blogs http://cocodibu.typepad.com/zehnminutenblog/ für die Rangliste interessiert. So viele Zugriffe hatten wir bisher bei keinem anderen Einzelthema.
    Es muß also nicht alles einfallsreich sein, was gut funktioniert.

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