Die Klickstrecke am Ende

Möglicherweise wird man ja später mal sagen, dass 2010 der Anfang vom Ende der elenden Klickschinderei im Netz gewesen ist. Die IVW will ab kommenden Jahr die „Page Impression“ nicht mehr ausweisen, sondern nur noch den Visit. Selten hat man erlebt, dass eine Entscheidung so einhellig begrüßt worden ist; die Branche jedenfalls twittert gerade freudig erregt und in ziemlich einhelligem Tenor.

Das wirklich Üble an der ganzen Geschichte waren (und sind) ja nicht die absurden Klickzahlen, die mit den Jahren entstanden sind. Jeder halbwegs professionelle Vermarkter wusste ohnehin, was er von den Abermillionen zu halten hatte, die durch IVW-Pixel in irgendwelchen Rechnern, Sudoko-Spielen und natürlich in den absurden Bildergalerien eingebaut waren. Nimmt 4/5 weg — und du weißt in etwa, wie viele Klicks tatsächlich durch Inhalt erzielt werden. Nein, wirklich grauenvoll und schädlich für den Journalismus war die völlige Relevanzfreiheit, die dadurch befördert wurde.  130 Fotos zu irgendeinem Thema waren im Ergebnis zumeist schlimmer als jeder noch so missratene private Diaabend. Ich habe noch nie so viele Fotos gesehen, die ich lieber nie gesehen hätte, wie in den letzten Jahren. Andersrum: Fotos, diese an sich unglaubliche Medien, sind entwertet worden zum Ramsch.

Und vielleicht, man ist ja optimistisch, trägt diese banale Entscheidung dann auch dazu bei, dass die Redaktionen ihre Leser wieder etwas ernster nehmen. Man kommt sich zumindest nicht sonderlich ernstgenommen vor, wenn es inzwischen kaum mehr eine Zitatesammlung oder eine Kurznachrichtenstrecke gibt, die man nicht in eine Klickstrecke umgewandelt hätte.

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