Der Selbsttest: Arbeiten mit einem einzigen Gerät

Weil man ja nicht immer nur schlaue Bücher schreiben und aberwitzig anmutende Forderungen nach einem Überdenken des Berufsbilds stellen soll, wollte ich es am Wochenende selbst ausprobieren: Was passiert, wenn man mit nur einem Gerät zu einem Bundesligaspiel geht und darüber möglichst schnell, möglichst multimedial und mit einem minimalen technischen Aufwand berichten will? Und nachdem gestern Bayern gegen Schalke spielte und ich durch einen hübschen Zufall ein kleines Plätzchen auf der Pressetribüne bekam (Gunnar sei Dank!), habe ich mir mein Arbeitsgerät unter den Arm geklemmt und bin los. Dabei hatte ich – ein iPad. Mehr nicht.

Erste erstaunliche Erkenntnis in der Arena vor Ort: Das WLAN des FC Bayern ist ziemlich wacklig und auch nicht gerade schnell. Es dauert rund 17 Minuten, bis ich drin bin. Pech in diesem Fall: Zu diesem Zeitpunkt sind bereits 4 Tore gefallen. Das hat man selbst in der ereignisreichen Bundesliga eher selten. Egal. Zwischenstände und irgendwelche blöden Sprüche zum Spiel lasse ich über Twitter raus. Live wird ebenfalls mitgebloggt, das geht auf dem iPad ziemlich gut, auch wenn Safari mit WordPress nicht wirklich gut klarkommt (oder WordPress nicht mit Safari, wie man es nimmt). Trotzdem, mit Twitter und dem Liveblog habe ich schon mal zwei Kanäle, die ich ziemlich bequem vom iPad aus bespielen kann.

Nächster Test: Fotos. Natürlich habe ich weder eine Akkreditierung als Fotograf noch bin ich so naiv zu glauben, dass man mit dem iPad auf der Pressetribüne ernsthaft Spielszenen mitnehmen kann. Es geht mehr um anderes: Wie wäre es generell, mit dem iPad zu fotografieren, Bilder dann direkt dort zu bearbeiten und hochzuladen? Mit der App „Camera Plus“ (1,95 Euro) und Photoshop Express (Basisversion kostenlos) kommt man auf sehr angenehme Ergebnisse. Nichts, was das große Equipment auf Dauer ersetzt, aber es ist absolut ok.

Südkurve

Klar, zoomen geht gar nicht. Aber das ist ja auch nicht der Anspruch. Entscheidend ist, dass die Standardfotos gut hinhauen. Und man kann am Rande sehr schön mit wenig Aufwand dokumentieren, wie sich speziell im Fußball die journalistischen Gewichte verschoben haben. Das Bild aus der PK ist echt, weder retuschiert, noch unglücklich aufgenommen.

Einer fragt, drei antworten

Es liegt natürlich nicht am mangelnden Interesse am FC Bayern, dass eine Pressekonferenz nach Spielende der Zuschauerzahl nach ein bisschen aussieht wie Bezirksliga. Sondern daran, dass erstmal Fernsehen bedient werden muss, dann Radio. Und diejenigen, die wirklich dran sind am Geschehen, haben ihre Kanäle und Statements natürlich. Wer hier noch hingeht, gehört nirgends richtig dazu, Dementsprechend trostlos sind übrigens die Fragen. Notizen: kann man sich prima mit iPad machen. Kein Kuli, kein Block.

Und schließlich noch: Videos. Das iPad2 hat eine ziemlich ordentliche integrierte Kamera. Die macht kein Fernsehen, aber das muss ja auch nicht sein. Ich bin allerdings erstaunt über die wirklich ordentliche Bildqualität, die das gute Stück erzielt. Bevor Sie es monieren: Nein, es war kein externes Mikro angedockt. Es ist bestellt, aber noch nicht angekommen. Aber wenn ich mir vorstelle, dass man dann mit dem iPad auch noch ordentliche Tonaufnahmen hinbekommt…(mehr überaus Nutzwertiges zum Thema übrigens auch bei Richard Gutjahr).

Schneiden und Ausspielen mit iMovie: Das ist natürlich für aufwändige Beiträge. Auf der anderen Seite. Man spart enorm Zeit, weil man direkt mit iMovie aufnimmt, relativ angenehm zumindest grob editieren und zudem noch ein paar einfache Effekte, Musik und eine Tonspur unterbringen kann. Und nachdem auch das Ausspielen bzw. Uploaden direkt aus dem Programm möglich ist, geht es tatsächlich, dass man mal eben in der Halbzeitpause eines Fußballspiels ein kurzes, schnelles Video aufnimmt und veröffentlicht (vorausgesetzt, man ist nicht gerade auf das WLAN des FC Bayern angewiesen).

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