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Der „Spiegel“: Das Sturmgeschütz des Shitstorms

Erst heute hatte ich die kurze Diskussion darüber, weshalb ich eigentlich den „Spiegel“ noch abonniert habe. Ich hatte das auch für mich selbst mit einem irgendwie verhuschten „berufliche Gründe“ begründet, habe dann aber nach der heutigen Ausgabe und insbesondere einer speziellen Geschichte diese Frage noch viel weniger für mich beantworten können.

Am „Spiegel“ habe ich immer die durchaus konfrontative Art gemocht. Am „Spiegel“ konnte man sich wunderbar reiben und man konnte auch mal völlig gegenteiliger Ansicht sein, meistens aber hatte man nach Lesen eines Hefts das Gefühl, dass hier Journalismus im besten Sinne gemacht wurde. Sehr fakten- und eben durchaus auch meinungsstark. Inzwischen ist in vielen Fällen leider nur noch meinungsstark als Attribut übrig geblieben.

Irgendjemand beim „Spiegel“ mag anscheinend Dagmar Wöhrl nicht. Dagmar Wöhrl ist eine CSU-Politikerin, die vor ewigen Zeiten mal Miss Germany war, weswegen viele Autoren und natürlich auch der „Spiegel“ nicht müde werden, darauf hinzuweisen, es handle sich bei Frau Wöhrl um eine ehemalige Schönheitskönigin. Unlängst war Dagmar Wöhrl in einer Reisegruppe mit dem Entwicklungsminister Niebel nach Myanmar und Laos unterwegs und leistete sich dabei lt. „Spiegel“ vom 18. Februar eine Ungeheuerlichkeit: In Myanmar wollte die Abgeordnete bei einer einheimischen Händlerin etwas kaufen. Da sie (ganz die reiche Unternehmergattin eben) nur einen 100-Dollar-Schein mit sich trug, so der „Spiegel“, habe sie publikumswirksam gefragt, ob den jemand wechseln könne. Schließlich hatte sie dort eine 2-Dollar-Tasche im Stile einer imperialistischen Machtpolitikerin gönnerhaft bezahlt und so für (Spiegel) „Fremdschämen in Myanmar“ gesorgt.

Unbeschadet ihres Wahrheitsgehalts könnte man sich fragen: Was hat eine solche Geschichte im „Sturmgeschütz der Demokratie“ verloren? Für die Nachrichtenmagaziner aus Hamburg stellte sich die Frage anscheinend nicht, im Gegenteil. Im Sinne der Pflege des Investigativjournalismus berichtet das Blatt in seiner morgigen Ausgabe gleich nochmal über die Ungeheuerlichkeiten der Frau Wöhrl. Dabei stellten sich angeblich weitere unfassbare Verfehlungen heraus: Frau Wöhrl war angeblich schon bei der Ankunft verärgert, dass im Reiseprogramm keine Shoppingtour vorgesehen war (die sie später dann angeblich auf eigene Faust nachholte). Sie wollte angeblich partout neben dem Minister sitzen, obwohl da doch eigentlich der Botschafter sitzen sollte. Als ihr der Wunsch nicht gewährt wurde, „fummelte die Ausschussvorsitzende (Wöhrl) den Rest des Abends meist an ihrem Handy rum, statt sich mit ihrem laotischen Tischnachbarn zu unterhalten“. Natürlich darf in der länglichen Schilderung von Ralf Neukirch auch die schon eine Woche zuvor gebrachte Geschichte von dem 100-Dollar-Schein, mit dem sie angeblich „vor den Einheimischen  herumwedelte“, nicht fehlen.

Klar, dass ein solcher Elefant im Porzellanladen es nicht dabei einfach belässt. Angesprochen auf das „strahlende Äußere“ der Friedensnobelpreisträgerin San Suu Kyi sagte Wöhrl laut „Spiegel“ nur, die Frau habe „schließlich jahrelang keinen Stress gehabt“. Eine ziemlich unpassende Bemerkung, wenn man bedenkt, dass Suu Kyi 15 Jahre im Hausarrest verbracht hat.

Das wäre tatsächlich erstaunlich. Ich kenne Dagmar Wöhrl zwar nicht — aber kann es wirklich sein, dass eine Politikerin auf einer sensiblen Reise vorgeht wie der hinterletzte Trampel aus dem Bayerischen Wald?  Frau Wöhrl dementiert das heftig. Dem „Spiegel“ antwortete sie auf dessen Anfrage:

Ich habe im Laufe der Reise zahlreiche Gespräche mit Journalisten, Kollegen und Mitarbeitern der Botschaft geführt, sodass ich mich an den genauen Wortlaut dieses Gespräches nicht mehr erinnern kann. Was ich in mehreren Gesprächen über Aung San Suu Kyi zum Ausdruck bringen wollte, war, dass die Friedensnobelpreisträgerin eine sehr starke Frau ist, der man die 20 Jahre Hausarrest und die auch damit verbundenen physischen und psychischen Qualen nicht ansieht. Dies war durchweg positiv und als besondere Wertschätzung gemeint. Falls meine Wortwahl dies aber nicht so zum Ausdruck gebracht haben sollte, tut mir dies von Herzen leid. Nichts liegt mir ferner, als die durch ihre Standhaftigkeit gebrachten Opfer und Entbehrungen, schmälern zu wollen.

Der „Spiegel“ gibt diese Antwort in seinem Text allerdings nicht wieder. Stattdessen schreibt man dort nur:

„Und an Ihre Aussagen zu Aung San Suu Kyi erinnere sie sich nicht mehr im Einzelnen. Sie seien aber „durchweg positiv und als besondere Wertschätzung gemeint“ gewesen.

Ist das nicht interessant? Frau Wöhrl dementiert explizit, sich abschätzig geäußert zu haben — und der „Spiegel“ macht daraus, sie wisse nicht mehr so genau, was sie gesagt habe? Man sollte sich übrigens überhaupt mal die Mühe machen, die Antworten, die Frau Wöhrl dem „Spiegel“ gegeben hat, genau durchzulesen. Man kann das glauben, muss es aber nicht. Sicher ist nur: Es ist journalistisch ziemlich fragwürdig, wenn man jemanden auf drei Seiten mit Vorwürfen überzieht und ihn dann mit seinen Erwiderungen erstens nur ausgesprochen kurz und zweitens auch noch sinnentstellend wiedergibt. Noch ein Beispiel gefällig? Der „Spiegel“ schreibt als Wöhrl-Stellungnahme lediglich „Für das Einkaufen habe sie nur 25 Minuten Zeit gehabt“ (und verstärkt damit auch noch den Eindruck der lamentierenden Zicke). Die vollständige Antwort der Abgeordneten lautete aber so:

Es stimmt, dass ich mich darüber hinaus für ca. 25 Minuten in der nächsten Umgebung des Hotels nach kleinen Mitbringsel umgeschaut habe, wie ich dies üblicherweise u.a. für meine Mitarbeiter, die meine Reisen inhaltlich und organisatorisch vorbereiten, tue. Da die Zeit extrem kurz war, war ich froh, dass mich der Lebenspartner des deutschen Botschafters kurz begleitet hat. Ein weiterer Grund für meine Besorgungen war, dass ich meinem Bundestagskollegen Koppelin meine gesamten Erkältungsmedikamente gegeben hatte. Da ich nun selbst erkrankt war, habe ich in einer Apotheke Medikamente gegen meine Halsschmerzen erworben.

***

Warum diese kleine Geschichte so ausführlich hier erzählen? Ein Skandal wird daraus nicht mehr werden, nicht mal der strengste Wöhrl-Gegner könnte aus diesen Bagatellen irgendetwas von Relevanz ableiten. Es gibt mehreres, was so bezeichnend ist.

Es ist noch gar nicht so lange her, da wunderten wir uns über die Diskrepanz in der Wahrnehmung der ganz normalen Leser/User über die Wulff-Berichterstattung. Hetzjagd? Von uns Journalisten? Nicht, dass wir uns falsch verstehen, in der Konsequenz war Wulff untragbar geworden. Unbestritten ist dennoch, dass in der Causa Wulff Bobbycar- und andere Geschichten aufgetischt wurden, die zu einer wirklichen Klärung der Sache nichts mehr beitrugen (ob man, wie heute im „Spiegel“ geschehen, den Kontostand Wulffs aus dem Jahr 2008 veröffentlichen muss, würde ich auch noch bezweifeln). Natürlich würde man seine eigene Zunft gerne verteidigen, aber wie soll das gehen, wenn Geschichten wie diese Wöhrl-Sache erscheinen, wo man den Eindruck nicht los wird, da könnte noch irgendjemand eine alte Rechnung offen haben? Und wieso zur Hölle muss man eigentlich bei einer solchen Geschichte noch erwähnen, dass Dagmar Wöhrl in den frühen 70er-Jahren mal in einer Sex-Klamotte namens „Die Stoßburg“ mitgespielt hat? Gibt es dafür einen anderen Grund, als sie als irgendwie ein bisschen doof darzustellen?

Es geht aber auch um Journalismus, der sich auch und gerade nach der Wulff-Sache ganz besonderen Ansprüchen stellen müsste. Es ist kontraproduktiv und leider bezeichnend, was der „Spiegel“ da gemacht hat. Man haut irgendjemanden in die Pfanne, um ihn in die Pfanne zu hauen. Man lässt die wesentlichen Aussagen der Gegenseite kurzerhand mal weg oder redigiert sie sich so hin, wie man es gerade gerne hätte. Und ja, auch das: Man stolpert geradewegs in die inhaltliche Irrelevanz. Selbst wenn Frau Wöhrl all das gemacht hätte, was der „Spiegel“ schreibt: Ist das jetzt schon zwei Erwähnungen in zwei Wochen wert? (Und brauche ich jetzt mein Spiegel-Abo wirklich noch?)

Ja, man fördert damit auch Politikverdrossenheit. Was aber noch viel schlimmer ist, zumindest aus unserer Sicht: Der Spiegel als Sturmgeschütz des Mini-Shitstorms, das fördert auch Journalismusverdrossenheit.

  • Die Anfrage des „Spiegel findet sich hier, Frau Wöhrls Antwort hier.

 

Dieser Beitrag hat 20 Kommentare

  1. westernworld

    guter mann der spiegel ist wenn überhaupt seit der ära aust das sturmgeschütz der boulevardisierung des nachrichenmagazinformates in deutschland da ist jede aufregung über machart und handwerkliches vorgehen 15 jahre zu spät.

  2. Bernd Stuhlfelner

    Es ist leider so, dass der Spiegel seit dem Hinscheiden Rudolf Augsteins 2002 auch still vor sich hinscheidet.
    Stefan Aust war noch vom Gründervater persönlich als Haus- und Hoferbe (= Chefredakteur) eingesetzt und mit allen Vollmachten ausgestattet worden. Er hat das Erbe verschleudert.
    Die Nach-Nachfahren sind auswechselbare Figuren wie so viele anderswo auch. Wo kein Verleger da ist mit Kante und Profil, ist so ein Unternehmen der Beliebigkeit ausgeliefert.
    Ich trauere auch dem alten Spiegel nach.
    Ein sehr ordentlich aufgearbeitetes Textstück übrigens, wie mir scheint, Herr Jakubetz.

    Apropos: Wenn auch die arrivierten Medien so arbeiten – und ich habe keinen Zweifel an Ihrer Darstellung – ist es kein Wunder, wenn sie im Netz vorgeführt werden.

  3. FS

    Nun ja,

    eine derartig verzerrte Darstellung von Politikern, Wirtschafts- und Showgrößen ist im Spiegel und seinem Online-Ableger nicht neu. Die haben die Gehässigkeit gegenüber „denen da oben“ doch zum Stilmittel erhoben, mit einem ganz klaren Ziel: im Leser soll das Gefühl geweckt werden „Die sind alle unfähig/unehrlich/dumm, ich hingegen bin fähiger/ehlicher/intelligenter als die und kann mich mit gutem Grund moralisch über sie erheben.“ Der Wöhrl-Text ist daher nur bedingt überraschend. Wer den Spiegel liest muss in schöner Regelmässigkeit mit derartigen Zeug rechnen.

    Was mich mittlerweile viel mehr aufregt ist die miese Qualität der Recherche. Erst vor kurzem habe ich mich über einen Artikel über den Bonner Karneval aufregen können (Nischenthema, ich weiß), in dem wirklich fast alles falsch und verzerrt dargestellt war – nicht etwa um der Geschichte einen „Dreh“ zu verpassen, sondern offensichtlich weil hier die erheblichen Wissenslücken einfach mit Phantasie und Halbwissen gefüllt wurden (http://bundesstadt.blogspot.com/2012/02/der-beueler-karneval-im-zerrspiegel.html).

    Den gedruckten Spiegel lese ich schon lange nicht mehr, Spiegel Online nur selten. Das ist mir die damit verbrachte Zeit nicht mehr wert.

  4. nömix

    In seiner Stefan Aust-Biografie »Der Spiegel-Komplex« berichtet Oliver Gehrs, dass es unter Rudolf Augsteins Ägide beim SPIEGEL üblich war, relevante Artikel bis zu zehnmal (sic) in unterschiedlichen Redaktionen gegenlesen zu lassen, bevor sie zum Abdruck gelangten. Während der Ära Aust wurde diese Gepflogenheit aufgegeben, und mittlerweile möchte man meinen, dass manche Artikel, worin irgendwelche läppischen Marginalien zu einer billigen Luftnummer aufgeblasen werden, dort überhaupt nimmer gegengelesen werden, ehe sie an die Öffentlichkeit kommen.
    Dafür braucht man allerdings kein teures SPIEGEL-Abo, sowas kriegt man auf Bild.de geschenkt.

  5. Klaus Jarchow

    Jungejungejunge – wann wendest du endlich mal die journalistischen Grundrechenarten an? So jedenfalls kommst du nie in den ‚Spiegel‘! Flitzkackstürme und verwandte publizistische Wetterphänomene sind ausschließlich und ganz allein im ständig unverantwortlich und denunziatorisch rumpöbelnden Zwischennetz zu verorten. Niemals aber im toitschen Qualitätsjournalismus! Sollte wider Erwarten der gegenteilige Fall doch einmal eintreten, dann fingert ein moderner Journalist so lange an den Fakten herum, bis er das krumme Weltbild wieder gerade gequasselt hat.

  6. Reinhard aus Reinickendorf

    #Bernd Stuhlfelner
    Ich werde es in meinem Leben nicht mehr schaffen, so präzise und umfänglich einen Sachverhalt zu bewerten, wie Sie das in (den ersten) sechs Sätzen schaffen. Danke.

  7. tim

    tach.

    welche „drei seiten“ eigentlich? der bericht von ralf neukirch in der spiegel-ausgabe 9/2012 ist exakt eine Seite lang (S. 46).

    grüße
    tim

  8. Frank

    Hallo Tim,
    anscheinend sind es nicht nur die Journalisten, sondern auch die Leser, die sich nicht mehr die geringste Mühe der Recherche machen.
    Mag sein, dass im gedruckten Spiegel der Artikel auf eine Seite passt… auf dem iPad sind es derer drei. Was man mit einem Blick auf das Bild sehr leicht schnell erkennen kann.
    Grüße,
    Frank

  9. helmut

    solange der autor selbst nicht zwischen print und digitalausgabe unterscheidet müssen wir wohl kaum mit erbsenzählen anfangen , gelle .
    woher übrigens das wort seite kommt ? nicht aus der papierlosen digitalwelt , soviel steht fest . und tschüss …………

  10. puck of pook's hill

    der spiegel ist die bild der gehobenen stände — das ist schon ziemlich lange so, insofern ist die idee, irgendwas in dem blatt könnte a priori glaubwürdig sein, naiv.

    und in der causa wulff hat der „professionelle journalismus“ eine vollumfänglich bankrotterklärung hingelegt — unglaubwürdig, bigott und verlogen.
    da braucht man solche artikel nicht mehr um zu wissen, dass alles, was von „journalisten“ veröffentlicht wird zuallererst eigeninteressen, simplifizierung, personalisierung, skandalisierung und kampagnenmache dient. bei wikileaks haben die „journalisten“ versagt, bei guttenberg auch und bei wulff war’s daher eine mischung aus „können wir so einen wenigstens noch fertig machen?“ und „dieses kerls wegen haben wir uns mit der bild gemein gemacht — das muss er büssen“.
    was immer sich wulff zuschulden hat kommen lassen (und wieviel davon justiziabel sein mag), ging in der kampagne faktisch unter — übrig blieb der eindruck, dass „die journalisten“ wulf für genau das hetzen, wass sie selber jeden tag machen: mauschelei, vorteilsnahme, schnäppchenjägerei und käuflichkeit.

    der spiegel illustriert hier nur wieder, wie qualitätsmedien arbeiten — um dann lautstark zu beklagen, dass politikverdrossen herrsche, geflissentlich übersehend, dass immer noch der wesentliche teil an der darstellung von „politik“ durch eben solche machwerke geschieht, und daher die „politikverdrossenheit“ zu beträchtlichem teile durch eben die journaille befördert wird, die dann wiederum mit artikeln über ursachen, auswirkungen und weiss der geier was noch ihre spalten füllen …

  11. ThorstenV

    „Frau Wöhrl dementiert explizit, sich abschätzig geäußert zu haben …“

    Das tut sie genau nicht. Sie sagt nur, dass Sie sich nicht abschätzig äußern wollte. Dass sie das dem nach Wortlaut nicht getan hat, ist gerade nicht erkennbar. Da man nicht Gedankenlesen kann, ist, die Aussage, sie wollte das, natürlich unangreifbar. Der Spiegel kann aber nun einmal nur Äußerungen berichten, nicht geheime Intentionen. Sobald die behauptete Intention des Wohlmeines zur Äußerung wurde, hat der Spiegel sie berichtet.

    Insoweit scheint mir der Spiegel hier in Sachen zutreffender Wiedergabe von Fakten deutlich präziser zu sein, als es dieser Blogartikel ist.

  12. kayron

    Dito. Sie lassen sich von Frau Wöhrl blenden. Nichts dementiert sie explizit. Sie sagt: Ich kann mich nicht erinnern. Aber natürlich ist Aung San Suu Kyi eine ganz tolle Person. Was daran ist falsch wiedergegeben? Fehlt ihnen die wohl als vorsorgliche Entschuldigung gemeinte Lobeshymne auf die Oppositionelle? Die Ausgangsfrage war ja: Was hat Frau Wöhrl gesagt? Insofern ist die Zusammenfassung sogar recht präzise.

    Andere Reiseteilnehmer bestätigen offensichtlich die Beobachtungen des Spiegel-Mitarbeiters. Man sei ausgesprochen irritiert über Wöhrls Verhalten gewesen, zitiert diese Menschen die Leipziger Volkszeitung, aber auch die Süddeutsche Zeitung.

    Das hat nichts mit dem Wulffschen Bobbycar zu tun.

  13. notorious

    @ThorstenV: Das entbindet den Spiegel allerdings nicht davon, eine korrekte Stellungnahme von Frau Wöhrl zu veröffentlichen, in der sie dieses Missverständnis aufklärt. So hat der Spiegel mit dem Beschneiden der Stellungnahme nur seine eigenen Sichtweise untermauert, aber nicht die eigentliche Intention von Frau Wöhrl offen gelegt.

  14. Martin Fischer

    Danke für den differenzierten Artikel. Vor allem den letzte Satz, die Förderung der Journalismusverdrossenheit, kann ich bestätigen. Ich bin auch Journalist und ich muss leider sagen, mir schlägt neuerdings von ganz normalen Bürgern häufig Wut entgegen, wenn ich recherchiere. Im Zuge der Wulff-Hysterie wird ein ganzer Berufsstand – berechtigt oder nicht – vielfach als Spitzelinstitution angesehen. Sehr traurig. Und leider muss ich mich auch tatsächlich berechtigt schämen, wenn ich manche Machwerke angeblicher Kollegen lese. Was ist aus dem Wahrheitsfindungsorgan „Presse“ geworden? Und was ist aus dem „Spiegel“ geworden? Wühlen in Mülltonnen nach kleinsten Belegen für Mini-Verfehlungen von Politikern oder anderen wirklichen oder angeblichen Prominenten. Wenn es wirklich um relevante Aufklärung ging…, gut und schön. Aber es ist so offensichtlich, dass nur kleinste Verfehlungen zum Skandal aufgebauscht werden sollen, um ein paar Exemplare mehr zu verkaufen bzw. paar Klicks in den Online-Medien abzustauben. Traurig.
    Aber die Leser sind nicht blöd. Wir werden uns vermehrt mit Wut und Hass auf unsere Berufsgruppe konfrontiert sehen.

  15. Jan Bürger

    Spiegel-Bashing ist offenbar gerade total in und hipp?

    Einfach die Aussagen von Frau Wöhrl als einzig wahre Wahrheit anzusehen (die natürlich kein bißchen Eigeninteresse hat und ganz sicher niemals die Wahrheit in ihrem Sinne verdrehen würde) und den Spiegel als Bösewicht hinzustellen, der sich natürlich alles nur aus den Fingern gesaugt hat (wer er eben der Spiegel und böse ist) findet Herr Jakubetz und die Sturmtruppen der Spiegel-Shitstorm-Blogger also für besonders ehrenwert und „journalistisch wertvoll“?

    Die Tatsache, dass die Aussagen des Spiegel auch von anderen Journalisten bestätigt wurden, findet ihr nicht bedenkenswert – nein, das interessiert euch nicht einmal, denn sonst würde man als Blogger ja keinen so schönen Shitstorm über den bösen Spiegel losbrechen können und könnte sich als Bewahrer der einzigen Wahrheit profilieren?

    Einfach alle Aussagen des Spiegel als Unsinn abzutun und gleichzeitig die persönliche Sichtweise von Frau Wöhrl völlig unkritisch für voll zu nehmen, haltet ihr also für besonders ausgewogen und journalistisch wertvoll?

    Informiert euch mal, wieviele Journalisten die Angaben des Spiegel entweder vollumfänglich oder größtenteils bestätigt haben, bevor ihr euren Wichtigmacher-Kreuzzug führt.

    Um nur einen Bericht in der Süddeutschen zu zitieren:
    Tatsächlich findet sich auch in der Leipziger Volkszeitung vom 18. Februar ein Artikel über Wöhrls Auftritt in Myanmar. Der Berlin-Korrespondent der LVZ, Dieter Wonka, kommt darin zu einem ähnlichen Ergebnis, wie nach ihm Neukirch. „Elemente des Fremdschämens“ hätten sich eingestellt, schreibt Wonka. Der Begriff des „Wöhrls“ habe bei den Teilnehmern der Reise die Runde gemacht, „als die entwicklungspolitische Sekundenmaßzahl, die die Politikerin benötigt, um sich aus dem Nichts heraus zum fotografischen Polit-Modell an Promis Seite in Szene zu setzen“.

  16. ThorstenV

    @notorious

    „@ThorstenV: Das entbindet den Spiegel allerdings nicht davon, eine korrekte Stellungnahme von Frau Wöhrl zu veröffentlichen, in der sie dieses Missverständnis aufklärt.“

    Journalisten müssen genausowenig Pressemeldungen von Politikern im Wortlaut wiedergeben, wie von Firmen oder sonstige Äußerungen.
    Sie dürfen sich auf die zusammenfassende Wiedergabe von dem beschränken, was sie im jeweiligen Zusammenhang für wichtig halten. Derjenige, der behauptet, es würden einseitig Fakten verschwiegen, ist in der Nachweispflicht hierfür.

    Ich weiß nicht, was an der Darstellung des Spiegel denn genau nicht korrekt sein soll.

    „So hat der Spiegel mit dem Beschneiden der Stellungnahme nur seine eigenen Sichtweise untermauert, aber nicht die eigentliche Intention von Frau Wöhrl offen gelegt.“

    Dieser Satz

    „Sie seien aber “durchweg positiv und als besondere Wertschätzung gemeint” gewesen.“

    fasst zusammen, was Fr. Wöhrl als ihre Intention ausgab. Ich kann nicht erkennen, warum das noch wortreicher hätte ausgedrückt werden müssen.

  17. Peter

    Nun, auch der Spiegel muss seine Leser unterhalten und mit einem Politiker-Shitstorm kann man das ganz wunderbar. Und seien wir doch mal ganz ehrlich – wenn allen Politikern so explizit auf die Finger geschaut würde wie unserem Ex-Präsidenten Christian Wulff, dann gäbe es eine Menge neuer Posten zu vergeben – in Berlin und anderswo. Von mir aus kann der Spiegel da ruhig weitersuchen. Nicht nur bei Frau Wöhrl, sondern beispielsweise auch bei amtierenden Sonnenkönigen wie Klaus Wowereit und seinem Spetzi, dem Eventmanager Schmidt. Früher hieß das Politikerschelte, nun neudeutsch Shitstorm. Das Wort hat es sogar geschaffft, Anglizismus des Jahres 2011 zu werden, siehe http://www.marketingfish.de/all/shitstorm-zum-anglizismus-des-jahres-2011-gekuert-5846/
    Also, liebe Spiegel-Redakteure, sucht ruhig weiter nach den Leichen im Keller unserer sogenannten Volksvertreter.

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