„Heute“ ist gestern

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Natürlich ließe sich jetzt erst einmal prima darüber lamentieren, dass eine „Nachrichtensendung“, die weitgehend neuigkeiten – und relevanzbefreit ist, ein altes Dickschiff wie die „heute“ in Sachen Quoten inzwischen schlägt (zumindest die 19 Uhr-Ausgabe). Tatsächlich aber ist das, was meedia.de heute berichtet, nicht sehr viel mehr als eine konsequente Weiterentwicklung von medialen Trends, die wir schon seit geraumer Zeit sehen.

Keine Sorge, jetzt kommt kein kulturpessimistisches Gejammere darüber, dass unsere Jugend so uninformiert und desinteressiert ist. Ich glaube einfach nur, dass sie weniger fernsieht. Oder besser, anders gesagt: Für ein medien- und nachrichtenaffines Publikum, das Sendungen wie die „Tagesschau“ oder eben auch die „heute“ ansprechen wollen, ist Fernsehen nur noch die Nachrichtenquelle zweiter Wahl. Das ist ein Publikum, das weder die Tagesschau noch die Tageszeitung für ihre tägliche Information benötigt. Ihm reicht das Netz. Weil es schneller ist, weil es alles das, was TV kann, ebenfalls kann. Weil es möglicherweise authentischer ist, weil ihm das Verlautbarerische fehlt, das den traditionellen Nachrichtensendungen eigen ist. Und weil es nicht warten will, bis es 19 oder 20 Uhr ist und sich (was für ein antiquierter Gedanke) die Familie am Fernseher versammelt,  um den Nachrichten zu lauschen.

Insofern ist es kein Wunder, dass das Publikum, das halt doch noch der Kiste frönt, Petra Gerster und den Debatten im Bundestag herzlich abgewinnen kann. Das schaut dann doch eher die „Nachrichten“, die umettiketiert auch als Trash-Magazine laufen könnten. Aus dieser Falle werden ARD und ZDF auch nicht mehr rauskommen. Nicht einmal, weil sie in ihren Nachrichten etwas falsch machen, sondern weil das Nachrichtenschauen zum Zeitpunkt X ein Anachronismus sind. Das merkt übrigens auch SAT 1 gerade ganz bitter, die mit Peter Limbourg Nachrichten machen, die irgendwie sehr öffentlich-rechtlich sein wollen.

Klassische Nachrichten sind ins Netz gewandert. Komisch, dass man dies den Tageszeitungen inzwischen nahezu alltäglich als selbstverständliche Erkenntnis um die Ohren haut, man sich aber wundert, wenn´s im Fernsehen genauso funktioniert.

Nur: Warum sollte es da anders sein?

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