Regionalblätter online

Auslöser für diesen Beitrag ist – zugegeben – das Medium Magazin, das in seiner aktuellen Ausgabe zweimal das Thema streift: Wie halten es die regionalen Zeitungen, immerhin ja kraft Masse ein immer noch gewichtiger Faktor in Mediendeutschland, eigentlich mit ihren Online-Auftritten?

Beitrag 1 im Heft analysiert ziemlich gründlich, welches Blatt was macht, Beitrag 2 kürt WAZ-Online-Chefin Borchert kurzerhand zur journalistischen Nachwuchskraft des Jahres (nebenbei: 101 Journalisten des Jahres wählen zu lassen, das finde ich ganz generell sehr zweifelhaft, und über die Ergebnisse der Jury ließe sich auch prima streiten und über die Jury auch, aber irgendwoher müssen die vielen Galas und Empfänge ja kommen, auf die man jedes Jahr so muss, nicht allerdings, ohne sich vorher laut zu beklagen, dass man heute abend schon wieder…so läuft halts Business, gell?).

Was also läge näher, als nachzusehen, was jetzt eigentlich aus dieser Geschichte „Bloggerin wird Chefredakteurin“ geworden ist? Man sieht sich die WAZ also mal näher an, stellt fest, dass aus dem gelegentlich etwas schwerfälligen Regionalriesen ein ganz ansehnliches Portal geworden ist, auf dem die gesame Klaviatur dessen gespielt wird, auf was man sich inzwischen als anerkannt vernünftig einigen kann. Es gibt Blogs (geht wohl nicht mehr ohne, wobei ich deren Relevanz fürs Ruhrgebiet natürlich nicht beurteilen kann, aber inzwischen bloggt anscheinend nahezu jeder Lokalredakteur in Deutschland; es wäre spannend, irgendwann mal den Sinn dessen und auch die Akzeptanz und Relevanz beim Leser zu hinterfragen). Es gibt Videos und anderes mehr; kurzum: Die WAZ macht ein Portal, so prickelnd wie ein Golf. Alles drin, alles solide. Das war´s dann aber auch.

Grundsätzlich fällt auf, dass inzwischen nahezu alle größeren Blätter Online-Angebote der Kategorie „solide“ abliefern. Bei der Rheinischen Post hat man sogar die Redaktionen mehr oder minder miteinander vermengt; das was rauskommt, ist wie die WAZ, nur ohne Blogs und Videos. Ganz generell scheint es so zu sein, dass die Online-Angebote auch die Leistungsfähigkeit der Blätter wiederspiegeln. Die Großen befinden sich allesamt auf einem sehr ähnlichen Level. Man entdeckt dort nichts Atemberaubendes, muss sich aber auch nicht übermäßig ärgern. Die mittelgroßen und kleineren Zeitungen hingegen liefern durchaus teilweise noch Angebote aus der Kategorie haarsträubend ab; es finden sich tatsächlich auch immer noch solche, die große Teile ihrer Angebote wegsperren und nur Abonnenten zugänglich machen.

Auffällig: Über das Thema „E-Paper“ wird nur noch wenig gesprochen; massiv beworben wird es auch nicht mehr. Haken dran. Die Zeitung von gestern abend als PDF, das ist wirklich nur dann was, wenn ich gerade nach Peru ausgewandert bin, mich von meinem Lokalteil aus Bergisch-Gladbach immer noch nicht trennen kann.

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Lyssa

    Als gründlich recherchierendem Medienmenschen ist Ihnen aber sicherlich aufgefallen, daß ich mit den bestehenden Online-Seiten der WAZ Mediengruppe so gut wie gar nichts zu tun habe, sondern immer noch hinter den Kulissen an dem für Frühjahr angekündigten Relaunch arbeite, Redaktionsaufstockung inklusive.

  2. cjakubetz

    Als gründlich recherchierender Medienmensch schaue ich aufs Impressum. Da stehen Sie als Chefredakteurin genannt. Inwieweit Sie sich als Chefredakteurin für diese Seiten dann auch verantwortlich fühlen weiß ich nicht, ist mir aber auch egal. Denn als gründlich lesender Chefredakteurin ist Ihnen sicher auch aufgefallen, dass dieser Beitrag sich nicht mit der Arbeit der Chefredakteurin auseinandersetzt (ihre Ernennung war allenfalls Auslöser, mal nachzulesen), sondern mit dem bestehenden WAZ-Portal. Der Beitrag befasst sich mit dem Status Quo, nicht mit dem, was kommen wird. Und mit einem Portal, nicht mit der Arbeit einzelner Leute.

  3. Holger

    Thema ePaper: Neben nach Peru ausgewanderten finden sich unter den „Lesern“ vor allem Behörden und Pressestellen, die so ihre Clipping-Dienste zusammenstellen. Reicht zumindestens, um sich das Ganze selbst tragen zu lassen (rein wirtschaftlich).

    Wir kriegen das Thema noch einmal auf den Tisch, wenn es das faltbare Träger-Medium (Stichwort e-Ink) endlich gibt auf dem man online Inhalte austauschen kann. Aber da sehe ich seit 5 Jahren nur Prototypen auf Kongressen …

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