Die Online-Hilflosigkeit von Tageszeitungen

In Passau läuft derzeit ein Prozess, in dem ein Mord verhandelt wird, dem man selbst mit dem Attribut „grausam“ nicht gerecht wird. Er gehört zu jener Kategorie von Prozessen, über die auch überregionale Medien einigermaßen groß berichten. Heute hielt der Statsanwalt sein Plädoyer – man konnte vom Verlauf der Verhandlung her zwar durchaus absehen, welche Forderungen die Staatsanwaltschaft stellen würde, aber dennoch war klar: Für Journalisten würde es eine Pflicht sein, das Resultat des Plädoyers zu melden. Tatsächlich lief dann am Nachmittag über die Agenturen die entsprechende Meldung und natürlich war auch den Kollegen der „Passauer Neuen Presse“ durchaus klar, dass man nicht wie noch vor ein paar Jahren am nächsten Tag in der Zeitung berichten kann. Also griff man zum an sich adäquaten Mittel der „Blitzmeldung“ und demonstrierte gleichzeitig ungewollt, warum es immer noch ein weiter Weg aus der Holzklasse in die digitale Welt ist: Die 16-Uhr-Blitzmeldung steht nämlich jetzt, um 21 Uhr, immer noch als „Blitzmeldung“ auf der Seite der PNP und morgen früh wird sie immer noch da stehen und sie wird erst verschwinden, wenn der eine oder die zwei Onlinebeauftragten ihren Dienst angetreten haben und das dürfte so irgendwann gegen 9 Uhr sein. Bis dahin ist die Blitzmeldung rund 17 Stunden alt.

Und was lernen wir? Onlineangebote machen ist das eine. Online verstehen ist etwas anderes. Etwas ganz anderes.

PS: Weil wir gerade am mosern sind: dass die Meldung auch noch falsch datiert ist (nämlich auf den 6.2. statt den 5.2.) passt dann irgendwie noch ins Bild. Ebenso wie die Tatsache, dass der größte Teil dieses hochwertigen Angebots nur zahlenden Print-Abonnenten vorbehalten bleibt, was insofern ein bisschen blöd ist, wenn man davon ausgeht, mit Onlineangeboten insbesondere neue, jüngere potentielle Leser anlocken zu wollen.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. katha

    Ich kann mich deiner Bewertung nur anschliessen. Ich bin momentan in China und will doch hin und wieder wissen, was sich zu Hause tut. Aber vorher musste ich erst meinen Vater kontaktieren, damit er mir seine Abonummer schickt usw.

    Benutzerfreundlich ist was anderes. Auch die Schrift, die doch sehr klein ist, macht das Lesen nicht besonders angenehm.

    Ach ja, ich habe als freie MItarbeiterin bei der PNP gearbeitet 🙂

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