Anne Will antwortet jetzt so, wie sonst nur ihre Gäste antworten

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Vor Beginn der Sendung haben Sie auf die Frage, was Sie anders machen wollen, immer geantwortet: Sie seien der Unterschied. Sie und Ihre Art, Gespräche zu führen. Sind Sie manchmal frustriert, wie wenig Unterschied das macht?

Beobachten Sie das so?

Ja.

Ich bekomme andere Reaktionen.

 

Nein, kein Auszug eines Interviews von Heribert Prantl mit Peter Struck. Zwar ist der Ablauf ähnlich, aber tatsächlich unterhalten sich hier Anne Will und Stefan Niggemeier. In einem Interview, bei dem man aus dem Staunen kaum heraus kommt: Anne Will als eine Sprechblasenmaschine, die genau jenen Duktus drauf hat, der normalerweise ihren Gästen vorbehalten ist. Alles ist gut, wir sind bestens aufgestellt, die Kritik ist irrelevant und von bösmeinenden Journalisten konstruiert. Exakt die Sorte Interviews, bei denen ich mir (wenn ich sie denn seltenerweise einmal führen muss) regelmäßig im Stillen denke: Komm, lassen wir das Ganze doch einfach bleiben. Gib mir ne Pressemitteilung mit und ich frage die auftraggebende Redaktion, ob sie nicht einfach die offizielle Verlautbarung drucken will. Aber vieleicht wird man so im System ARD.

Stefan Niggemeiers beste und alles auf den Punkt bringende Frage bleibt jedenfalls weitgehend unbeantwortet:

Bei der Sendung vom letzten Sonntag zum Thema Hartz IV mit Günther Oettinger, Heiner Geißler, Fritz Schösser, Wolfgang Clement – da hatte ich auch das Gefühl, das hätte eine Wiederholung von „Sabine Christiansen“ sein können. Kann es nicht sein, dass es ein Bedürfnis gab: Man müsste das doch auch anders machen können, die Politiker anders zu packen kriegen, eine andere Besetzung haben, vielleicht auch ein anderes Konzept entwickeln?

Tatsächlich ist Will nichts anderes als Christiansen mit braunen Haaren. Ein stereotyper Durchlauferhitzer für Phrasen aus dem alltäglichen Berliner Politikbetrieb. Das wäre nicht weiter dramatisch, wenn der Anspruch nicht ein ganz anderer gewesen wäre. Doch auch diesen Anspruch, den sie vor Jahresfrist noch von den Titelseiten aller relevanten Magazine verkündete, negiert sie jetzt: „Ich wollte nie die Talkshow-Erlöserin sein.“

Ach nein?

Ich habe mir vorgenommen, eine aktuelle gesellschaftspolitische Gesprächsrunde anzubieten. Eine Runde, die Themen aufgreift und die Themen setzt. Eine Talkshow, die relevant ist. Das wird in mancher Hinsicht eine Weiterentwicklung dessen sein, was Sabine Christiansen erfolgreich vorgelegt hat. Aber ich werde meinen eigenen Stil finden müssen und – ich werde ihn finden.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. holgi

    Vielleicht kann man im System ARD aber auch nur (so)was werden, wenn man ohnehin schon so ist.

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