Eine bizarre Dreiecksgeschichte

Kristina Köhler hat einen großen Fehler gemacht. Sie ist nicht mit Alice Schwarzer einer Meinung. Das ist insofern blöd, als dass Frau Schwarzer in den letzten Jahren zunehmend dazu übergegangen ist, Kritik an ihr und an ihrem einigermaßen verengten Weltbild weniger mit Argumenten, als mit wüsten Draufschlägereien zu beantworten. Einige der eher harmlosen Aussagen der Familienministerin in einem Gespräch mit dem „Spiegel“ kontert Alice Schwarzer dann wie folgt:

Eines jedenfalls ist spätestens jetzt klar: Was immer die Motive der Kanzlerin gewesen sein mögen, ausgerechnet Sie zur Frauen- und Familienministerin zu ernennen – die Kompetenz und Empathie für Frauen kann es nicht gewesen sein.

Und weil Frau Schröder demnach also mindestens inkompetent ist, fällt Frau Schwarzer ein Urteil mit der Härte, die man von ihr erwartet — mit einer allerdings interessanten Empfehlung am Schluss:

Ich halte Sie für einen hoffnungslosen Fall. Schlicht ungeeignet. Zumindest für diesen Posten. Vielleicht sollten Sie Presse-Sprecherin der neuen, alten so medienwirksam agierenden, rechtskonservativen Männerbünde und ihrer Sympathisanten werden.

In diesen Kreisen kennt sich die „Bild“-Gerichtsreporterin Schwarzer ziemlich gut aus. Weil aber Frau Schwarzers neuentdecktes Leib- und Magenblatt nicht so gerne verschachtelte Debatten über die Rolle der Frau in der Gesellschaft führt, hat man sich entschlossen, die Debatte Schröder vs. Bild-Kolumnisten auf einen eher einfacheren Nenner zu bringen:

Dass es bei dem Streit zwischen Köhler und Schwarzer nur sehr am Rande um Sex geht, geschenkt. Viel lieber macht „Bild“ daraus so eine Art verbales Schlamm-Catchen, bei dem man die eigene Kolumnistin, die auch schon mal vom Kachelmann-Prozeß berichtet, ohne überhaupt vor Ort zu sein, zur Siegerin nicht nach Punkten, sondern gleich per Knockout ausrufen kann:

Dann holt Schwarzer zum K.o.-Schlag aus: „Die einzig aufregende Nachricht aus Ihrem Amt war Ihr Namenswechsel von Köhler auf Schröder.“

Mit „medienwirksam agierenden, rechtskonservativen Männerbünden“ hat Alice Schwarzer aber sicher jemand anderen als die „Bild“ gemeint. Die macht ja schließlich nichts anderes, als Wahrheiten auszusprechen.


Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Jens Arne Männig

    »Diese Zeitung ist ein Organ der Niedertracht. Es ist falsch, sie zu lesen. Jemand, der zu dieser Zeitung beiträgt, ist gesellschaftlich absolut inakzeptabel. Es wäre verfehlt, zu einem ihrer Redakteure freundlich oder auch nur höflich zu sein. Man muss so unfreundlich zu ihnen sein, wie es das Gesetz gerade noch zuläßt. Es sind schlechte Menschen, die Falsches tun.«
    – Max Goldt, 2001

  2. Ein Journalist

    Schlammcatchen, Kachelmannprozess. Danke.

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.