Vom Glück, „Wired“ und „FAZ“ machen zu dürfen

Ich arbeite bis zum August in der Entwicklungsredaktion der deutschen „Wired“ mit.

Das könnte man jetzt einfach mal so hinschreiben und bei der Beantwortung der daraus resultierenden Fragen auf den Eintrag des Kollegen (ja, für die kommenden zwei Monate tatsächlich: Kollege) Thomas Knüwer verweisen. Weil mir als Antwort auf das „warum“ auch nichts Intelligenteres einfällt. Oder sagen wir mal so: Hätte man mich gefragt, ob ich diesen Sommer für ein Projekt Zeit habe, hätte ich ehrlicherweise mit „nein, auf gar keinen Fall“ antworten müssen. Das war aber nicht die Frage. Die Frage war: Hast du Lust, bei „Wired“ mitzumachen? „Nein“ war in diesem Moment nie eine wirkliche Option für eine Antwort.

Natürlich ist mir klar, dass wir bei diesem Projekt unter Beobachtung stehen werden. Jetzt, in den kommenden Wochen – und natürlich, wenn das Heft erschienen ist. Ich habe es mit einigem Interesse und Amüsement gelesen, was so alles debattiert wurde, als die Personalie Knüwer bekannt wurde. Blogger wechselt Fronten, das fand ich besonders lustig. Oder auch: Jetzt können die bloggenden Großmäuler mal zeigen, ob sie es besser können. Dass „Wired“ eine unbestimmte Fallhöhe mit sich bringt, ist jedenfalls mal unbestritten.

Vielleicht muss man das zumindest aus meiner persönlichen Sicht dazu sagen: Zum einen wechseln hier keine Blogger irgendwelche Fronten, was für ein Unsinn. Zum anderen geht es mir auch nicht darum, irgendjemandem irgendwas zu zeigen. Wenn es mir um irgendwas geht, dann: das Heft zu machen, das man schon immer mal machen wollte. Natürlich wird man uns dafür kritisieren und kritisieren dürfen und wahrscheinlich werden wir auch einiges klassisch falsch machen. Aber ich habe mir mal von einem sehr klugen Menschen sagen lassen: Wenn du schon was falsch machst, mach es wenigstens mit Leidenschaft falsch. Einmal im Leben ein Heft „Wired“ machen, das geht nur mit Leidenschaft. Und Leidensfähigkeit, vermutlich.

Was es bereits gibt: ein Redaktionsblog, auf dem wir die Entstehungsgeschichte dieses Projekts sozusagen Tag für Tag dokumentieren werden.

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Und weil ich gerade dabei bin, größere und neue Projekte hier aufzuschreiben: Es war ein zeitlicher Zufall, dass sich beides mehr oder minder auf einen Schlag ergeben hat, aber ab Juli kommt noch ein weiteres Blog hinzu. In der FAZ schreibe ich ein Ding, das (vermutlich) den Titel „Bleibt alles anders“ tragen wird. Nein, es wird nicht um Medien gehen, das ist langweilig. Um Fußball auch nicht, das mache ich weiter in der Abendzeitung“. Und wenn ich Ihnen jetzt nicht verrate, um was es genau geht, dann hat das selbstverständlich etwas damit zu tun, dass ich Sie gerne wenigstens auf die ersten Beiträge neugierig machen möchte. Und irgendwas muss ich ja zudem noch schreiben können, wenn es dann richtig losgeht.

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Wie geht´s dann hier weiter? Natürlich empfinde ich mich selbst gerade als einen unverschämt privilegierten Glückspilz, der gleichzeitig für „Wired“ und die „FAZ“ arbeiten darf, dennoch hängt mein Herz an diesem kleinen Blog hier. Ich weiß nicht so wirklich, wie das funktionieren soll, werde aber in jedem Fall versuchen, den Betrieb hier nicht einschlafen zu lassen. Sehen Sie es mir dennoch bitte nach, wenn es hier zumindest bis Herbst vielleicht etwas ruhiger werden sollte. Schließlich gibt es ja auch noch ein Buch, das in den kommenden Wochen herauskommt — und das entsprechende Portal dazu ist auch am Start.

Dieser Beitrag hat 7 Kommentare

  1. Florian

    Hört sich nach einem sehr guten Jahr an 🙂 – Glückwunsch!

  2. Thomas Television

    Die Fallhöhe der Wired lässt sich vermutlich mit guten Journalisten statt einer Bloggersammlung gut steuern. Bis jetzt gibt es ja an den bekannten Personen noch nichts zu meckern.

  3. vera

    *Neid* und viel Spaß!

    Ungläubiger @Thomas, machst du da noch so große Unterschiede? Eben so, wie es untalentierte Blogger gibt, gibt es minderbegabte Journalisten. Den Bloggern kann man immerhin ein Anliegen unterstellen.

  4. Peter Hartig

    Glückwunsch! Und um mal ein paar Zäune in der ewigen Diskussion umzuschmeißen: Die ersten Journalisten waren auch nichts anderes als Blogger, die vor zweieinhalb Jahrhunderten in Londons Kaffeehäusern die neuesten Gerüchte und Informationen zusammenschrieben.

    Auch nach 30 Jahren immer noch gut und zu haben: Wolfgang Schivelbusch: Das Paradies, der Geschmack und die Vernunft: Eine Geschichte der Genußmittel. Der Spiegel hat sogar alte Rezension online: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14325306.html

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