Vanity leer

Bei Brainpool hatten sie eine nette Idee: Eine kleine Best-of-DVD, mit einzelnen Folgen aus Stromberg, Ladyland, Pastewka, Dr. Psycho. Beigelegt der neuen Vanity Fair, ein guter und um ehrlich zu sein auch der einzige Grund, warum ich mir nach endlos langer Pause mal wieder ein solches Blatt gekauft habe. Dass der Verlag das gute Stück derzeit mal wieder für einen albernen Euro auf den Markt wirft, hat die Entscheidung enorm erleichtert, zugegeben. Und dann war ja noch die Neugierde: Wie würde VF jetzt sein, nachdem der Hauptprotagonist Poschardt das schon ziemlich mit Schlagseite versehene Schiffverlassen hat?

Um es kurz zu machen: uninspiriert und sterbenslangweilig. Zu diesem Urteil kommt man nicht etwa, weil man das US-Vorbild zum Vergleich heranziehen würde, sondern weil VF das Kunststück fertigbringt, in einem kompletten und zumindest optisch aufwändig produzierten Magazin nicht einmal so etwas ähnliches wie Aufmerksamkeit und Relevanz zustande zu bringen. Man bemüht sich zwar, in dem man Barbara Schöneberger zu „Deutschlands bester Entertainerin“ hochjazzt, aber man ist das von VF ja inzwischen gewohnt, dass man alles Mögliche auf den Titel nimmt. Die Texte: bemüht, aber ideenlos. Allen Ernstes versieht man Kurt Beck mit der Bezeichnung „Problembär“, ein Witz, den die Titanic schon vor zwei Jahren gemacht hat. Und so, wie der Problembär, so kommt das ganze Heft daher: So schrecklich vorhersehbar. Würden, sagen wir, Journalistenschüler eine solche Zeitschrift als Projektarbeit abliefern, ich wüsste sehr genau, was der Leiter einer durchaus bekannten deutschen Journalistenschule dazu sagen würde: dass nämlich erstens jede durchschnittlich begabte Redaktion innerhalb von fünf Minuten auf dieselben Ideen gekommen wäen und dass zweitens die ersten Ideen selten die besten sind. VF hingegen hat, so wirkt dieses Blatt, sich inhaltlich jeweils für die erste am Markt befindliche Idee entschieden und ansonsten optisch aus alledem zusammengeklaut, was momentan als state of the art gilt. Alles zusammen ist eine ziemlich unbekömmliche Mischung, die man evtl. mal beim Friseur liest, weil einem die Gala dann doch zu peinlich ist. Jetzt soll die neue Mannschaft verlaggseitig mit mehr Glamour versehen werden und man darf davon ausgehen, dass die Linie so ist wie bei Glamour eben auch: viel Verpackung, ziemlich wenig Inhalt.

Aber die DVD, die war wirklich gut.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Chat Atkins

    Doch noch mehr Glamour? Ich dachte immer, für Medien wäre Glamour so etwas wie die Leichenflecken für den Gerichtsmediziner …

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.